Eine möglichst schnelle Verbindung
8 9 Karte der Eisenbahnlinien in Bayern von 1862 ses allerehrfurchtsvollst zu unterbreiten.“ Besonders drei Argumente hoben sie hervor: 1. Militärischer Aspekt: Die Nähe zu den militärischen Operationsgebieten im Kriegsfall Unter „Rückgriff auf die bayerische Kriegsgeschichte aller Zeiten“, so die Anhänger der Paartalbahn, kam dem Drei- eck Augsburg, Rain/Donauwörth und Ingolstadt größte Bedeutung zu. Nur hier sei ein Angriff von Westen oder Norden auf das Königreich zu erwarten und entsprechend wichtig wäre hier der Streckenverlauf. Sie betrachteten dabei bei einemAngriff Frankreichs auf das deutsche Ter- ritorium die Lech-Donau-Linie als dritte Verteidigungsba- sis und maßen der Stadt Augsburg mit ihrer Lage an 11 Straßen, 4 Eisenbahnen und 3 Flusstälern hohe Bedeu- tung zu. Zudem sei eine Verlängerung der Strecke über Eichstätt nach Nürnberg ohne weiteres möglich. 2. Bautechnik Die Vertreter der Paartallinie argumentierten mit den Ter- rainverhältnissen der beiden Trassen. Die gerade Ver- bindung müsse in einer diagonalen Verbindung die Täler der Zuflüsse der Isar und zwei Wasserscheiden zwi- schen Amper, Glonn und Ilm passieren sowie mehrere Höhenzüge durchqueren. Die Alternative würde entlang des Paartales ohne derartige Schwierigkeiten verlaufen „… und das ganze Thal scheint wie zur Anlage einer Ei- senbahnlinie gemacht.“ 3. Finanzierung Die Paartalbahnbefürworter bezeichneten den geogra- phischen Raum entlang des Paartales wesentlich ge- werbereicher und dichter bevölkert als das Territorium entlang der Linie München-Ingolstadt. Zuletzt untermauerten die Vertreter der Paartalbahn ihre Argumente mit einem fünfseitigen Anhang, der zahlrei- che „statistische Notizen“ und Zahlen hinsichtlich Bevöl- kerung und Gewerbeleben enthält. Was hatte die Ge- genseite in dieser Hinsicht zu bieten? Die Verfechter der Direktverbindung Die geradlinig verlaufende Verbindung von München über Dachau, Jetzendorf, Scheyern, Pfaffenhofen, Pörn- bach und Geisenfeld nach Ingolstadt war seitens hoch- rangiger Regierungs- und Wirtschaftsvertreter die zu- nächst favorisierte Verbindung. Als Vertreter der Städte Dachau und Pfaffenhofen sowie des Marktes Geisenfeld von der angedachten Alternative entlang des Paartals erfuhren, verfassten sie Ihrerseits, wenige Monate nach der ersten Denkschrift der Gegenseite, ein eigenes Me- morandum mit ihren Argumenten. Schon im Jahr 1860 waren in den Bezirken Dachau und Pfaffenhofen Terrainaufnahmen erfolgt, die für die Ver- treter der betroffenen Orte eine Trassenführung durch ihren Bezirk erwarten ließen. Mit dem Vorstoß der An- hänger der Paartalbahn bestand nun jedoch akuter Handlungsbedarf. Die Vorzüge der geraden Linienfüh- rung mussten jetzt von den Vertretern der Städte Dachau und Pfaffenhofen sowie der Märkte Geisenfeld und Wolnzach vorgebracht und begründet werden. Im April 1861 ging eine gedruckte Petition an die Kammer der Abgeordneten, um gegen die vorangegangene Denk- schrift und darin teilweise enthaltene „pure Unwahrhei- ten“ zu argumentieren: Die Geradlinigkeit der Strecke wurde hervorgehoben. Obendrein sei der Untergrund der Trasse über Dachau und Pfaffenhofen wesentlicher günstiger als das zum Teil moorige Gelände des Paartals. Als falsche Informa- tion betrachtete man auch die Behauptung, es müssten viele Schwierigkeiten hinsichtlich des Geländes über- wunden werden. Lediglich nach Petershausen käme ein Höhenzug, der „fast gar nicht der Erwähnung werth ist“, wie es in der Denkschrift formuliert wurde. Entlang des Ilmtals verliefe das Terrain ohnehin sehr gleichmäßig ohne irgendeine Erhebung. In wirtschaftlicher Hinsicht bilde der aufstrebende Hopfen- anbau ebenso ein großes Plus für den Handel wie der
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