Eine möglichst schnelle Verbindung
4 5 ls 1835 zwischen Nürnberg und Fürth die erste Eisenbahnstrecke in Betrieb genom- men wurde, fürchteten sowohl Fachleute als auch Passagiere, dass die hohe Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h zu gesundheitlichen Schäden führen könne. Ärzte warnten gar, dass bei den Passagieren die geistige Unruhe, das „delirium furiosum“ auftreten könne. In den Zeiten von Hochgeschwindigkeitszügen und Flugzeugen mag man heute darüber lächeln – für die Menschen im 19. Jahrhundert bedeutete diese neue Art zu reisen aber einen radikalen Wandel im Vergleich zu den gemächli- chen Postkutschenfahrten jener Zeit. 1867 wurde mit der Trassenführung München-Ingolstadt auch im Bezirk Dachau eine wichtige Verbindung der Orte zur Stadt München und der Garnisonsstadt Ingol- stadt geschaffen. Gleichzeitig schuf man damit die nötige Infrastruktur für den Handel und die Wirtschaft in der Re- gion. Mit dem späteren Bau der Bahnlinie nach Alto- münster wurde 1913 dann auch das westliche Land- kreisgebiet erschlossen. Der Rückblick auf die Geschichte macht die besondere Pionierleistungen der Vergangenheit deutlich. Die heuti- gen S-Bahnlinien fußen auf diesen historischen Stre- ckenführungen des 19. und beginnenden 20. Jahrhun- derts. Früher lag der Schwerpunkt auf demGüterverkehr, heute ist es vor allem die Beförderung von Fahrgästen. Angesichts des wachsenden Verkehrs im Großraum München und der (Über-) Belastung aller Verkehrswege und Verkehrsträger im Dachauer Land, fällt dem öffentli- chen Nahverkehr eine immer wichtigere Rolle zu, um die Mobilität der Menschen auch im 21. Jahrhundert zu ga- rantieren. it großer Selbstverständlichkeit nutzen wir heutzutage die beiden S-Bahnlinien im Landkreis Dachau. Die Züge bringen uns nach München und zurück; mit der westlichen Linie durch den Landkreis bis nach Altomünster und mit der nördlichen nach Petershausen. Über den Landkreis hin- aus garantieren die beiden Strecken die Anbindung an weitere Großstädte und überregionale Zuganbindungen. Aber wie kam es zu diesen Verkehrswegen und wie lange bestehen sie schon? Das einhundertjährige Bestehen der Bahnlinie nach Altomünster, die aus der „Bockerl-Bahn“ entstanden ist, wurde 2013 gefeiert. Die S2 Petershausen kann auf eine noch ältere Geschichte verweisen: am 14. November 1867 rollten die ersten Züge von München nach Ingolstadt und zurück. Die damaligen Bahnstationen im Landkreis sind auch heute noch bekannt, wobei die Halte- stelle Karlsfeld erst 1896 dazu kam. Eine rührige Gruppe von Heimatforschern aus dem Land- kreis Dachau und Pfaffenhofen hat sich auf historische Spu- rensuche gemacht und dabei Interessantes zur Bahnlinie München-Ingolstadt zu Tage gebracht. Pfaffenhofens Stadt- archivar Andreas Sauer berichtet von den Vorbereitungen und Diskussionen um die Streckenführung und den Bau der Bahnlinie. Heimatforscher Hermann Fitger hat beeindru- ckende Daten und Fakten zusammengetragen, die das Un- ternehmen „Bahn“ anschaulich machen. Seine Mitstreiter Horst Pajung, Helmut Gröss, Florian Hartmann, Helmuth Rumrich, Franz Thaler und Lydia Thiel haben über die ge- planten und/oder gebauten Bahnhöfe ihrer Heimatgemein- den recherchiert. Sie und viele weitere Autoren haben dabei noch Anekdoten und besondere Ereignisse gefunden, die in einem eigenen Kapitel zusammengefasst werden. A M Den historischen Rückblick hat eine Gruppe von Heimat- forschern in den Landkreisen Dachau und Pfaffenhofen unternommen. Ihre Beiträge wurden von der Kreishei- matpflegerin des Landkreises Dachau, Dr. Birgitta Un- ger-Richter, gesammelt und in der vorliegenden Bro- schüre zusammengefasst. Ihr und allen ehrenamtlichen Forschern sei an dieser Stelle dafür herzlich gedankt: sie spannen den Bogen von der Vergangenheit zur heutigen Zeit und zeigen, wie spannend, informativ und unterhalt- sam der Blick in die eigene Heimatgeschichte sein kann. Den Lesern wünsche ich viel Freude beim Entdecken von Bekanntem und Unbekanntem, überregionaler und lokaler Geschichte. Mein Tipp: die Broschüre eignet sich auch bestens als Lektüre während einer Bahnfahrt! Stefan Löwl Landrat Alles zusammen ergibt ein Bild davon, wie die Bahn das Leben längs der Schienenstränge beeinflusste. Es wurden Siedlungen gegründet und enge Verflechtungen zur Wirt- schaft geknüpft. Die Bahn veränderte die Landschaft und die dort wohnenden Menschen; sie brachte neue Men- schen in den Landkreis aber führte sie auch aus der Heimat weg an die Front zweier Weltkriege. Sie ermöglichte schnel- leres Reisen, war dabei aber auch nicht ungefährlich, wie die Zugunglücke auf der Strecke zeigen. Licht- und Schat- tenseiten des neuen Transportwesens sind eng verknüpft mit dem Aufbruch der Menschen im 19. Jahrhundert vom Agrarstaat ins moderne industrielle Zeitalter. Ich danke allen Beteiligten für ihr Engagement und die Bereitschaft viel (Frei-) Zeit zu investieren, um die vorlie- gende Broschüre zu ermöglichen. Allen Leser wünsche ich viel Freude beim Lesen. Dr. Birgitta Unger-Richter Kreisheimatpflegerin des Landkreises Dachau
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