Eine möglichst schnelle Verbindung
38 39 Nach der öffentlichen Bekanntmachung durch den Ge- meindevorsteher und einer Ortsbesichtigung wurde sie noch im selben Jahr errichtet. Die heutigen Weiher am Höckhof waren die Lehmgruben für die Ziegelei. Für die Arbeiter entstanden einige Häuser am Wendelstein. Es ist anzunehmen, dass auch am Standort der späteren Ziege- lei Schneider Ziegel hergestellt wurden. Es wurde dort von Ludwig Mooseder aus Ebersbach 1868 ein Wohn- haus errichtet, das damals außerhalb des Ortes lag. Die Poststation Wie andernorts auch wurde im Bahnhofsgebäude eine Poststation eingerichtet. Vierzehn Tage vor der Eröff- nung der Eisenbahnstation nahm die Post- und Bahnex- pedition am 1. November 1867 ihren Dienst auf. Den Postbetrieb hatten die Bahnbeamten mit zu versehen. Der erste Post- und Bahnexpeditor war Johann Baptist Schmidt aus Thalham. Zur Entwertung der „Francomar- ken“, wie die seit 1849 eingeführten Briefmarken zu- nächst hießen, verwendete die Expedition in Petershau- sen einen sogenannten offenen Mühlradstempel mit der Ordnungsnummer 902. Am 1. Oktober 1931 wurde in Petershausen der Bahn- und Postbetrieb getrennt und eine eigene Postagentur eingerichtet. Mit der Eröffnung der Postexpedition in Pe- tershausen wurden schon bald danach die Postgüter von und bis Petershausen ausschließlich mit der Bahn befördert. Die umliegenden Orte mussten jedoch durch Pferdepostkutschen versorgt werden. An der Südseite des Bahnhofsplatzes waren die Pferde der Postexpediti- on untergebracht. Im Bahnhof richtete die Post für die Allgemeinheit eine gemeindliche öffentliche Fernsprechstelle ein, wo man rund um die Uhr nach Aichach, Dachau, Freising und Pfaffenhofen verbunden werden konnte. Es wurden auch Gespräche entgegengenommen und die Nachricht an die betreffenden Personen übermittelt. Die Bahn im zweiten Weltkrieg Seit 1939 gibt es Münchner Vorortzüge mit der Endstation Petershausen. Während des Zweiten Weltkriegs waren es jedoch nie mehr als zwei Züge am Tag. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde auch der Bahnverkehr zuneh- mend in Mitleidenschaft gezogen. Ab dem 22. April 1945 wurde der Zugverkehr wegen der drohenden Fliegerangriffe auf die Nachtzeiten beschränkt. Während der Wochen vor der Kapitulation war die Strecke zeitweise völlig lahmge- legt. Einmal schlugen drei Fliegerbomben in der Nähe der Glonnbrücke bei Asbach ein. Dabei wurden die Gleisanla- gen auf 50 Meter aufgerissen, sodass drei Tage lang keine Züge verkehren konnten. Bei dem Fliegerangriff, der am 25. April 1945 die Ziegelei Schneider zerstörte, wurde auch der Bahnhof Petershausen in erheblichem Maße be- schädigt. Gleisanlagen und Gebäude wurden stark in Mit- leidenschaft gezogen – darunter auch die Toilettenanlage, die erst 1949 wiederaufgebaut wurde. Nach Kriegsende 1945 fungierten als Zubringer zum Bahn- hof einige Autobuslinien, die die Menschen aus Kollbach, Hohenkammer und Jetzendorf zum Bahnhof brachten. Entwicklung bis heute Die Elektrifizierung der Strecke Dachau-Reichertshau- sen wurde erst 1959 vollendet. Der erste elektrisch be- triebene Zug passierte Petershausen am 22. Mai 1960. Petershausen kam durch den Bahnbau erstmals inten- siv mit der industriellen Revolution in Berührung. An der Bahnlinie entstanden eine Reihe von Industrie- und Gewerbebetrieben. Bis zur Jahrhundertwende siedelten sich viele neue Betriebe entlang der heutigen Bahnhof- straße und der Lagerhausstraße an, wo zugleich Wohn- häuser errichtet wurden. Insgesamt haben der Bahnhof und die Gleisführung die Entwicklung des Ortes Pe- tershausen nach Nord-Osten vorausbestimmt. Für die Gewerbebetriebe in der Nähe des Bahnhofs wurde spä- ter ein eigenes Industriegleis eingerichtet. Noch Jahrzehnte später konnte man am Dialekt den Un- terschied zwischen dem alten Dorfkern und dem Bahn- hofsviertel, das sich ab dem 19. Jahrhundert entwickelte und den stärkeren Einfluss der Großstadt München erken- nen. Man sprach dort städtisch-kultiviertes Bayerisch. n Der Aufsatz basiert auf den Forschungen zur Chronik der Gemeinde Petershau- sen. Lydia Thiel und Elisabeth Mecking: Chronik der Gemeinde Petershausen. 4 Bde. Petershausen 2000. DER BAHNHOF PETERSHAUSEN von Lydia Thiel Nachdem die Entscheidung für die Streckenführung über Petershausen gefällt worden war (s. dazu auch den Beitrag von Andreas Sauer ab S. 7) wurde auch mit dem Bau der Trasse in Petershausen begonnen. Hier galt es zahlreiche Hindernisse zu beseitigen. So traf man bei Obermarbach auf extreme Höhenunterschiede, die ausgeglichen werden mussten. Zwischen Asbach und Petershausen wurde die „Eiserne Brücke“ mit einer Weite von 23,30 Meter über die Glonn gebaut. Überführungen der Eisenbahn über Straßen wurden in Asbach und in der heutigen Jetzendorfer Straße in Petershausen und in Obermarbach erstellt. Das Bahnhofsgebäude Das Bahnhofsgebäude wurde in der Zeit zwischen 1864 und 1867 außerhalb des Ortskerns erbaut. Damals en- dete das Dorf schon am Pertrichplatz; die heutige Bahn- hofsstraße existierte nicht. Im Hauptgebäude mit dem Vorplatz und einer repräsentativen Treppe gab es drei Wartesäle für die I. II. und III. Klasse sowie Räume für den Bahnhofsvorsteher. Zur weiteren Einrichtung gehör- ten eine Waage, eine Laderampe, eine Ladehalle, ein Lagerschupfen für Maschinen und eine Holzlege. Für die Passagiere gab es einen Abort in einem Nebengebäude und sogar eine kleine parkähnliche Grünanlage. Im Bahnhofsbereich befanden sich zwei Ausweichgleise. Der Zugang zum Bahnhof erfolgte über die heutige Lagerhausstraße. Das Bahnhofsgebäude und auch die Nebengebäude waren aus Backstein. Heute ist der Bahnhof verputzt. Das Baumaterial steht mit Sicherheit mit dem Bau der Ziegelei am Höckhof in Verbindung. 1865 reichte der damalige Landwirt Georg Daurer bei der Gemeindeverwaltung in Kollbach ein Baugesuch auf Errichtung einer Ziegelbrennerei mit Trockenstadel ein. Der Bahnhof in den 50er Jahren.
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