Eine möglichst schnelle Verbindung
28 29 DER BAHNHOF DACHAU von Horst Pajung Die Pläne zum Anschluss des Marktes Dachau an die Ei- senbahnlinie München-Ingolstadt wurden seitens der Marktbewohner nicht nur mit Freude begrüßt. So gab es einflussreiche Kräfte bei den Kaufleuten und Verkehrsbe- trieben, die verhindern wollten, dass Wirtschaftskraft aus Dachau nach München abfließt. Sie erreichten, dass die Bahnlinie mit dem Bahnhof relativ weit entfernt von der Ortsmitte gebaut wurde. 1 Der Markt mit dem Rathaus und St. Jakob war über den Karlsberg etwa 1,5 km entfernt. Als der Bahnhof 1867 gebaut wurde, stand dieser weitab jeglicher Bebauung auf der grünen Wiese. Erst im darauf folgenden Jahr entstand mit der Bahnhofsrestauration, der heutigen Tafernwirtschaft Fischer, das erste Gebäude in der Umgebung. Der Bahnhof als Verkehrszentrum be- wirkte dann, dass innerhalb der folgenden 30 Jahre etwa 25 Gebäude entlang der Frühlingsstraße, Bahnhofsstra- ße und Augustenfelder Straße gebaut wurden. 2 Tatsächlich wurde das neue Verkehrsmittel sehr gut ange- nommen. So wurden bereits 1885 mehr als 3000 Güter- waggone abgefertigt und mehr als 33.000 Personenfahr- karten verkauft. Im Jahr 1908 waren es zwischen Mün- chen und Dachau schon fast 300.000 Einfach-Fahrkar- ten. Diese Erfolge führten bereits frühzeitig zu Erweiterungen sowohl der Gleisanlagen (1884) als auch des Bahnhofsgebäudes (1887). 3 Für die Einführung des Vorortverkehrs wurde das Emp- fangsgebäude 1895 nochmals erweitert. 4 Sowohl die Zunah- me des Eisenbahnverkehrs als auch des Straßenverkehrs führte an den drei wichtigen Dachauer Bahnübergängen an der Münchner Straße, der Augustenfelder Straße und der Schleißheimer Straße zu einer Reihe von tödlichen Unfällen, so dass man 1905 an diesen Stellen die schienengleichen Übergänge durch Unterführungen ersetzte. 5 Im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 1972 wurde der Vorortverkehr München-Dachau in das S-Bahnnetz Mün- chen eingegliedert; der Bahnhof wurde zum S-Bahnhof mit zwei neuen Bahnsteigen umgebaut. Im Laufe der 1970er Jahre erfolgte die Einstellung des Stückguttransports und der Güterabfertigung im Bahnhof Dachau; 2005 wurden im Rahmen des ICE Streckenaus- baus zwei zusätzliche Gleise für die Vorbereitung des S-Bahnbetriebs im 10-Minuten-Takt errichtet. Dabei wur- den auch dieAnlagen für den Güterverkehr wie Ladegleise, Dieseltankstelle und Kleinfahrzeugschuppen abgebaut. 6 Heute werden am Dachauer Bahnhof S-Bahnen und Re- gionalbahnen der Deutschen Bahn AG abgefertigt. Es halten täglich etwa 190 Züge, davon 150 S-Bahnen. 7 1 Norbert Göttler, Die Sozialgeschichte des Bezirkes Dachau 1870 bis 1920, Schriften des Stadtarchivs, 1988. 2 August Kübler, Straßen, Bürger und Häuser in Alt-Dachau, Männerstadt 1934. 3 Wikipedia, Stichwort „Dachau Bahnhof“, Mai 2017. 4 Wikipedia, Stichwort „Dachau Bahnhof“, Mai 2017. 5 Amperbote, 18.2.1905. 6 Wikipedia, Stichwort „Dachau Bahnhof“, Mai 2017. 7 Wikipedia, Stichwort „Dachau Bahnhof“, Mai 2017. Ausschnitt aus einer Postkarte: Der Dachauer Bahnhof und die Bahnhofsrestauration um 1896 Der Bahnübergang Wotanstraße (Posten 9) ETZENHAUSEN von Florian Hartmann Die München-Ingolstädter-Bahn durchschneidet Etzenhausen Der geplante Streckenverlauf der München-Ingolstäd- ter-Bahn durchschnitt das Etzenhausener Gemeindege- biet auf einer Länge von etwa 2,3 Kilometer. Die Ge- meindewiesen und das Eisingertshofer Feld waren davon besonders betroffen. Am 21. August 1865 wurde vom königlichen Bezirksamt Dachau ein »Circular« an die Steuergemeinde Etzen- hausen gesandt, dass alle vom Eisenbahnbau betroffe- nen Grundstückseigentümer unterschreiben mussten. In diesem war folgendes zu lesen: „Bevor die Unterhand- lungen mit den einzelnen Grundbesitzern über den Be- trag der Entschädigung für die in der Eisenbahn-Linie fallenden Flächen gepflogen werden, soll auf Ansuchen des Commissärs der Generaldirektion der k. b. Verkehr- sanstalten zu München eine Verhandlung zur Erledigung der administrativen Frage im Hinblick auf Art. XVII des Zwangsabtretungsgesetzes vom 17ten Nov. 1837, zur vorläufigen Bekanntgabe und Erklärung der allgemeinen Verkaufsbedingungen usw. stattfinden. Die […] Grund- besitzer und die mit ihren Ehemännern in Gütergemein- schaft lebenden Ehefrauen werden daher hiermit veran- lasst mitsammen am Dienstage den 29. August vormittags 11 Uhr im Wirthshause zu Etzenhausen […] zu erscheinen […].“ 1 Im Januar 1866 wurden die Grund- stücksabtretungen beurkundet. Laut Erwerbungsproto- koll wurden in „summa totalis“ 148,72 Tagwerk auf Et- zenhausener Gemeindegebiet für den Bau der München-Ingolstädter-Bahn abgetreten. Dies wurde durch das königliche Bezirksamt Dachau am 24. Februar 1866 bestätigt. 2 Der Bauabschnitt der München-Ingolstädter-Bahn auf dem Gemeindegebiet von Etzenhausen gehörte zur „Section Dachau. III. Loos“. Auf diesem Abschnitt befan- den sich die Überfahrt Nr. 18 (Posten 9) an der Wotan- straße und die Überfahrt Nr. 19 (Posten 10) an der Dachau-Haimhauser-Straße in der Nähe der Leite. Bei- de Überfahrten waren mit einer sogenannten Schieb- schranke ausgestattet. Über den korrigierten Bachver- lauf des Webelsbaches wurde die Brücke Nr. XIV erbaut. Darüber hinaus befanden sich auf diesem Bauabschnitt die Durchlässe Nr. XV, XVI und XVII. Die Strecke wurde zunächst eingleisig gebaut. Die Brückenbauwerke wur- den jedoch für zwei Gleise trassiert. 3 Das königlich bay- erische Oberbahnamt Ingolstadt teilte am 1. Oktober 1890 dem Bezirksamt Dachau mit, dass die Bauarbeiten zur Herstellung des Doppelbahngleises in kürzester Zeit in Angriff genommen werden würden. 4 Auf dem Streckenabschnitt bei Etzenhausen ereigneten sich viele Zwischenfälle und Unglücke, über die auch der Amper-Bote berichtete. So ist beispielsweise von einer Kuh zu lesen, die dem Gütler Heindl am Bahnübergang
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