Eine möglichst schnelle Verbindung
24 25 wurde. Dadurch reduzierte sich die erforderliche Spann- weite der Eisenbahnbrücke auf 15 m. Da die Würm in unmittelbarer Nähe einen Seitenarm ausgebildet hatte, musste der Bahnkörper an dieser Stelle mit einer weite- ren Durchleitung von 3 m Breite versehen werden. 6 Etwa 2,5 km weiter nördlich kreuzte die Bahntrasse das Bachsystem des Reschenbachs, das dort in einem dich- ten Geflecht von Nebenbächen und Seitenarmen auf Höhe der Rothschwaige in West-Ost-Richtung floss. Um die Anzahl der Durchleitungen zu reduzieren wurde der Reschenbach im Umkreis von ca. 300 m westlich der geplanten Trasse zu einem einzigen Bachlauf zusam- mengefasst und unter einer 4,5 m langen Eisenbrücke hindurchgeführt. 7 Die Durchleitung wird heute noch als Fuß- und Radweg genutzt. Das Bachbett mit seiner Tiefe von ca. 30 cm diente noch lange als Durchfahrt für land- wirtschaftliche Fahrzeuge; ein verbrieftes Geh- und Fahrrecht für den jeweiligen Inhaber des Gutes Roth- schwaige besteht bis heute. 8 900 m weiter nördlich, wo sich heute das Gewerbegebiet Dachau Süd befindet, gab es eine weitere, baugleiche Brücke. Der Durchlass existiert als kleiner Bachlauf und als Fußpfad in kleinerer Form heute noch. Auf Höhe des Anwesens Furthmayer kreuzte noch ein kleiner rechter Zufluss des Reschenbaches die Bahnli- nie. Er wurde durch eine schmale, nur 2 m breite Durch- leitung geführt, die es auch Fußgängern ermöglichte, die Bahnlinie zu unterqueren. Neben dieser Durchleitung stand ein Bahnwärterhaus mit der Adresse „Im Moos 6“, wo in den 1920er und 30er Jahren der Bahnwärter Josef Mühlbauer Dienst tat und mit seiner Familie wohnte. Das Bahnwärterhaus und die Unterführung wurden 1959 auf- gelassen. 9 Bahngräben Die Anlage von Bahngräben dient insbesondere dazu, den Bahnkörper vor Durchnässung und damit vor der Gefahr einer Beschädigung des Bauwerks durch Was- ser und Frost zu schützen. Durch die Bahngräben wer- den sowohl das Oberflächen- als auch das Grundwasser kontrolliert entlang der Bahnkörper bis zur nächsten Durchführung geleitet. Wegen der besonderen stark wasserhaltigen Bodenbeschaffenheit des Dachauer Mooses hatten diese Gräben immer eine besondere Be- deutung; man findet sie auch heute noch entlang der ge- samten Strecke Karlsfeld-Dachau beidseitig der Bahn. Straßenüberquerungen Da das Gebiet fast auf der gesamten Streckenlänge un- bewohnt war, gab es nur wenige Straßenverbindungen, die über die Bahntrasse geführt werden mussten. Der südlichste Übergang war die Landstraße zwischen Karlsfeld und Allach. Sie lag in der Nähe des heutigen Karlsfelder Bahnhofes bereits auf Allacher Flur. Auf demGemeindegebiet Dachaus lag der wichtigste Bahn- übergang an der Staatsstraße München-Dachau; zwei wei- tere gab es an der Ortsverbindungsstraße nach Augusten- feld sowie an der Staatsstraße nach Schleißheim. Beim Bau der Bahnlinie wurden alle Straßenüberquerun- gen schienengleich ausgeführt. Ab 1900 wurden sie zu- nehmend durch Unterführungen ersetzt. Bahnwärterhäuser Entlang der Strecke war für den damaligen Bahnbetrieb zur Signalisierung und Streckenüberwachung etwa alle 2 km ein Bahnwärterposten eingerichtet. Die Gebäude waren nach einem identischen Standardbauplan der Staatseisenbahn errichtet und bestand aus einem Zie- gelhaus mit Anbau, in dem der Bahnwärter mit seiner Familie wohnte. Praktischerweise war der Standort die- ser Posten so gewählt, dass der Wärter auch weitere Aufgaben wie den Betrieb eines Bahnhofes oder die Be- dienung eines beschrankten Übergangs wahrnehmen konnte. Mit zunehmender Technisierung des Bahnbe- triebs und dem Bau von Unterführungen wurden die Bahnwärterhäuser bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nach und nach abgebaut. Auf der Strecke von Karlsfeld nach Dachau gab es 3 sol- che Posten. Einer stand am Bahnübergang der Land- straße Karlsfeld-Allach auf Allacher Flur und war anfangs für die Bedienung der Schranke an der Landstraße, nach der Einrichtung der Haltestelle Karlsfeld auch für den Fahrkartenverkauf und die Fahrgastabwicklung an der Haltestelle zuständig. Ein weiteres stand in der Roth- schwaige neben einer für Fußgänger begehbaren Bach-Durchleitung in der Nähe des Anwesens Furth- mayer. Nach 1934 wurde das Haus nicht mehr für Zwe- cke des Bahnbetriebes (wahrscheinlich im Zusammen- hang mit der Elektrifizierung) benötigt und privat vermietet. Es wurde 1959 gemeinsam mit der Auflas- sung der Bachdurchführung aufgegeben. Weitere Bahnwärterhäuser standen auf Dachauer Flur an den drei Bahnübergängen Münchner, Augustenfelder und Schleißheimer Straße. Sie wurden in den 1920er Jahren abgebaut. n Ausschnitt aus einer Karte des HSTA München mit dem Verlauf der Bahnstrecke von Allach bis Dachau 1 Beilage zur Allgemeinen Zeitung, München, 14.11.1867. 2 50 Jahre Politische Gemeinde Karlsfeld, Hrsg. Gemeinde Karlsfeld, 1989. 3 Arbeitskreis Dorfgeschichte Etzenhausen, Ortsgeschichte Etzenhausen, 2012. 4 Horst Pajung, Kleine Geschichte der Waldschwaige, 2015. 5 Pläne der Brückenbauwerke, 1865, DB624 und DB 630. 6 Plan der Eisenbahnkreuzung Würm, 1865, DB 625. 7 Flurkarten 1:5000 NW V 4, 1881 und 1935. 8 Email Wolfgang Offenbeck, 1.4.2017. 9 Adressbücher Augustenfeld, Rothschwaige, Bad Karlsfeld, 1927 und 1930.
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