Eine möglichst schnelle Verbindung

14 15 Bauarbeiten Rund drei Jahre lang hatten in vier Bauabschnitten 16 Haupt- und Sub-Kon- trahenten mit weit über tausend Arbeitern geschuftet, um das Gelände zu planieren, Schienen zu verlegen, 22 Brücken, 8 Bahnhöfe und über 90 andere Gebäude zu bauen 1 : Im Abschnitt Dachau war die Fa. Karl Angermann (Bayreuth) tätig. Im Abschnitt Pfaffenhofen die Firmen Andreas Brandner (Regensburg), Leonhard Kellermann und Joseph Pletz; ferner die Firmen Nikolaus Ulrich (Nürnberg) und Christoph Müller und die ARGE Korbinian Schlemmer (Freising)/Anton Wallner. In der Sektion Reichertshofen baute wiederum Angermann, jedoch gemeinsam mit Michael Sa- ger (ab 1892 Teilhaber von Sager & Wörner, München); außerdem die Brüder Anton, Georg und Martin Uhl (Kempten) sowie die Fir- men Rudolf Weiß und Leonhard Schlemmer. Das Schlussstück bis Ingolstadt lag in der Verantwortung der Firmen Adam Eder (Passau) und Joseph Lenbach (Halbbruder des berühmten Malers Franz v. Lenbach 2 ) sowie der Fa. Bartholomäus Ram- melmeyr mit Georg Joa als Subunternehmer. 3 Der Bahnhof Ingolstadt lag übrigens damals noch weit vor der Stadt, was die Berichterstatter nicht zu erwähnen ver- gaßen, weil man den Rest nämlich zu Fuß gehen musste. 4 Die Arbeiter waren größtenteils Ungelernte für die schwe- ren Erdarbeiten, dazu kamen Handwerker jeder Art für Pferde, 266 Ochsen, 143 Schafe und 17.110Personen – Daten und Fakten rund um den Bahnbau 1867 von Heinrich Fitger 35 die Hochbauten. Sie stammten nicht nur aus der Umge- bung, sondern aus allen Teilen Bayerns, den benachbar- ten deutschen Ländern, aus Böhmen und Italien. 5 Finanzierung Die Gesamtkosten von 7.198.986 Gulden verteilten sich zu 36 % auf das Baujahr 1866, zu 55 % auf 1867 und zu 9 % auf 1868 6 . Die Finanzierung erfolgte im Rahmen der VIII. Finanzperiode (1861 - 1867) zu einem guten Teil aus Kreditmitteln, die man im Wege von „Eisenbahn-Anlei- hen“ mit einem Zinssatz von 4,5 % aufgenommen hatte. 7 Diese wurden über Banken beim breiten Publikum platziert und im Wege der Verlosung wieder getilgt. Gleisanlagen Rund 60 km einspurige Gleise waren verlegt worden. 609.267 Breitfuß-Schienen, sogenannte „Vignoles-Schienen“ 8 , waren da- für von den Werken der jungen Maxhütte in Haidhof bei Regens- burg und Sulzbach-Rosenberg in der Oberpfalz produziert worden. 9 Die Maxhütte entwickelte sich un- ter der Leitung von Josef Anton v. Maffei und ausländischen Ingeni- euren in wenigen Jahren zum führenden süddeutschen Herstel- ler von Walzstahlschienen. 10 Sie waren über die neue Bayeri- sche Ostbahn und München gelie- fert worden, also selbst schon per Bahn. Mit 511.886 Hakennägeln waren sie auf 111.039 Schwellen befestigt worden, von de- nen aber nur 14 % solide Eichenbohlen waren, die knapp und teuer waren. Über 95.000 Schwellen bestanden aus Föhrenstämmen mit begrenzter Haltbarkeit. 11 Vielfältige Versuche, sie durch Imprägnierungen haltbarer zu ma- chen, führten erst ab 1890 zu befriedigenden Ergebnis- sen, als man Teeröl unter Druck in das Holz presste, was aber die Umwelt stark belastete. Bis dahin mussten Jahr für Jahr mehrere Hunderttausend ausgetauscht werden. 12 Nachdem man anfangs noch mit Längsschwellen expe- rimentiert hatte, stellte sich sehr bald heraus, dass nur mit Querschwellen der absolut wichtige Gleisabstand ge- sichert werden konnte. 13 Er betrug damals in Bayern, wie auch noch heute allgemein 1435 mm. 14 Die Spurweite war anfangs in Deutschland durchaus nicht einheitlich, weshalb König Max II. bei der Eisenbahnverwaltung 1852 anfragte, ob und wann er mit seinem schönen neuen Salonwagen- zug durch ganz Deutschland reisen könne. 15 Sicherheitstechnik Sämtliche Eisenbahntrassen in Bayern waren in weiser Voraus- sicht schon beim Grundstücks- kauf und bei der Anlegung des Unterbaus für Zweigleisigkeit vor- gesehen worden. 16 Die Strecke München-Ingolstadt wurde tat- sächlich ab 1889 zweigleisig aus- gebaut 17 , wodurch eine wesentli- che Gefahrenquelle beseitigt wurde. Bis dahin konnte man sich nur an den 6 Bahnhöfen zwi- schen Dachau und Ingolstadt ausweichen. Weichensteller in Röhrmoos

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