Dazugehören, mitmachen, zusammen lernen und Spaß haben – das wünschen sich Kinder und junge Menschen auch mit geistigen, seelischen oder körperlichen Einschränkungen. Zahlreiche Unterstützungsangebote tragen dazu bei, dass es an vielen Stellen gelingt. Seit diesem Jahr gibt es im Jugendamt auch eine eigene Ansprechpartnerin dafür: die Verfahrenslotsin. Ihre Beratung und Unterstützung ist unabhängig und kostenlos. „Es gibt viele tolle Angebote für Kinder und junge Menschen mit Einschränkungen, man muss sie nur finden“, erklärt Verfahrenslotsin Regina Mayer das Dilemma. Wichtige Bausteine im Vorschulbereich sind die Frühförderung und Integrationsplätze. Für die schulische Teilhabe gibt es beispielsweise Förderungen bei Legasthenie und Dyskalkulie. Im Freizeitbereich kann eine Assistenz Kindern und Jugendlichen mit Einschränkungen helfen, an Aktivitäten teilzunehmen, die ihnen Spaß machen und sie fördern. Für wen ist das Angebot? Das Angebot der Verfahrenslotsin richtet sich an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 26 Jahre mit einer (drohenden) Behinderung sowie an deren Eltern oder andere Betreuungspersonen. Ab 15 Jahren können sich junge Menschen auch alleine beraten lassen und, wenn gewünscht, eine Vertrauensperson mitbringen. Was bietet die Verfahrenslotsin? Eltern und Betroffene wissen oft nicht, welche Unterstützungsangebote es gibt und wie diese beantragt werden können. Hier setzt die Arbeit der Verfahrenslotsin an. Regina Mayer will den Zugang zu wichtigen Unterstützungsleistungen erleichtern und sicherstellen, dass die Hilfen effektiv und bedarfsgerecht genutzt werden können. Daher steht sie den Betroffenen und ihren Familien als „Lotsin“ zur Seite und hilft ihnen, sich im komplexen System der Eingliederungshilfe zurechtzufinden. Sie berät individuell und kostenlos zu allen Phasen des Unterstützungsprozesses– von der ersten Frage bis zur Antragstellung und der Nutzung der Hilfen: zZuhören und beraten: Passend zur individuellen Situation werden Unterstützungsangebote vorgestellt. zErklären und informieren: Bescheide und Schreiben werden verständlich erläutert. � Kontakte vermitteln: Wer bezahlt die benötigte Eingliederungshilfe? Welche Anbieter bieten die Hilfe an? – Wichtige Kontakte werden hergestellt. zBegleiten zu schwierigen Terminen: Bei Bedarf begleitet Regina Mayer zu Terminen bei Behörden und Einrichtungen. Obwohl die Verfahrenslotsin erst seit Sommer im Landratsamt ist, konnte sie schon vielen Familien weiterhelfen. Ein Beispiel ist Regina Mayer dabei besonders in Erinnerung geblieben: „Die Eltern eines autistischen Kindes baten mich um Hilfe. Ihr Kind konnte wegen seiner Einschränkungen nicht mehr die Schule besuchen. Die gesamte Familie litt schon längere Zeit unter dieser Situation. Ich habe die richtigen Ansprechpartner vermittelt, sodass nun die Kosten für eine Fernschule übernommen werden und das Kind wieder an schulischer Bildung teilhaben kann. Das ist letztendlich auch das Ziel meiner Arbeit.“ Eine Lotsin durch den Hilfedschungel Beratung und Unterstützung Kontakt Verfahrenslotsin Regina Mayer (08131) 74-2265 verfahrenslotse@lra-dah.bayern.de Verfahrenslotsin Regina Mayer Für Paul war der Einstieg ins Berufsvorbereitungsjahr am Beruflichen Schulzentrum Dachau (BSZ) nicht leicht. Seine Noten reichten nicht für die gewünschte Ausbildung. Er war verunsichert. Im Unterricht fiel es ihm schwer, sich zu konzentrieren, und das brachte Unruhe in die Klasse. Das BSZ nutzte seine Zusammenarbeit mit der Greta-Fischer-Schule (GFS): Nach wenigen Unterrichtsbesuchen der Lehrkraft aus der Förderschule konnte Pauls Lernumgebung angepasst werden. Mit kleinen Veränderungen im Unterricht und einigen Einzelstunden fand er wieder Freude am Lernen. Paul ist kein Einzelfall: Am BSZ und an der GFS ist Inklusion mehr als ein Schlagwort. Die Schulen haben sich zum Ziel gesetzt, jeden Einzelnen im Blick zu haben und so optimal auf das Berufsleben vorzubereiten. Am 6. November 2024 erhielten beide nun das Zertifikat „Schulprofil Inklusion“ des Bayerischen Kultusministeriums. Individuelle Unterstützung im Mittelpunkt Seit vielen Jahren setzen die Schulen auf gezielte Förderung: Die Bandbreite reicht von emotional-sozialer Unterstützung über Hilfsmittel für Schüler mit Seh- oder Hörbeeinträchtigungen bis hin zu Lernhilfen im Klassenzimmer. Das „Schulprofil Inklusion“ gibt den Schulen nun noch mehr Möglichkeiten. Zusammenarbeit für ein inklusives Umfeld Besonders wichtig für die erfolgreiche Umsetzung ist die Zusammenarbeit mit der GFS. Die Lehrkräfte der Förderschule arbeiten regelmäßig am BSZ, unterstützen die dortigen Lehrkräfte. Sie helfen, besondere Bedürfnisse zu erkennen, und geben Hilfestellungen, die sich positiv auf die ganze Klasse auswirken. So werden zum Beispiel Stillarbeitszeiten verlängert oder verkürzt. „Die Kollegen der Greta-Fischer-Schule haben ein besonderes Auge für Details und helfen uns, den Unterricht mit kleinen Anpassungen zu optimieren“, erklärt Frank Ritzel, Schulleiter des BSZ. Auch die GFS zieht viele Vorteile aus der Zusammenarbeit, bestätigt Direktorin Viktoria Ledermann: „Unsere Lehrkräfte lernen neue Strukturen und Unterrichtsformen, das schafft wertvolle Impulse für unsere Schule.“ Durch den engen Kontakt erhalten die Schüler frühzeitig Einblicke in Berufsfelder, die ihren Stärken und Interessen entsprechen. Gleichzeitig erleichtert der Austausch den Wechsel in die andere Schulform. Ein Gewinn für die Region Vom „Schulprofil Inklusion“ profitieren nicht nur die Jugendlichen selbst, sondern auch die Ausbildungsbetriebe, die wichtige Unterstützung für ihre Fachkräfte der Zukunft erhalten. Stefan Rauchenecker, Ansprechpartner für Inklusion am BSZ, erklärt: „Das ‚Schulprofil Inklusion‘ hat uns ermöglicht, ein starkes Netzwerk aufzubauen, das den Bedürfnissen der Schüler gerecht wird.“ (st) Durch gezielte Förderung werden Jugendliche optimal auf ihre berufliche Zukunft vorbereitet und können die Anforderungen in den Betrieben erfüllen. „Inklusion ist kein Standardprogramm. Sie lebt vom Engagement. Es macht mich stolz, zu sehen, wie viel unsere Lehrkräfte mit ihrem Einsatz erreichen.“ Frank Ritzel, Schulleitung BSZ „Individuelle Unterstützung und gemeinsames Lernen bereichern unsere Schulgemeinschaft und stärken die Jugendlichen für ihre Zukunft – das ist gelebte Inklusion.“ Viktoria Ledermann, Schuleitung GFS Berufliches Schulzentrum Dachau & Greta-Fischer-Schule „Schulprofil Inklusion“ – ein Gewinn für alle 21 Kreis.BLICK! — Dezember 2024 20 Inklusion-Spezial
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