Kreis.BLICK!

In einer groß angelegten Katastrophenschutzübung „KATER 2024“ haben Ende April viele Rettungs- und Hilfsorganisationen im Landkreis Dachau den Ernstfall geübt. Dabei auch viele Szenarien in Zusammenhang mit Hochwasser. Nur 6 Wochen später hieß es dann tatsächlich in einigen Gebieten „Land unter“ und der Katastrophenfall wurde ausgerufen. Eigentlich sollte dieser Artikel einen Eindruck von eben dieser Katastrophenschutzübung verschaffen. Er war fertig, als der Regen nicht mehr aufhörte und viele Häuser überschwemmt wurden. Einige Gemeinden im Landkreis hat es so hart und unerwartet schnell getroffen, dass der Katastrophenfall ausgerufen wurde. Wie prophetisch wirkt im Nachhinein das Zitat von Johannes Franke, dem zuständigen Sachbearbeiter Katastrophenschutz im Landratsamt: „Unter dem Codenamen ‚KATER 2024‘ wollten wir nicht alltägliche Szenarien üben, um praktische Erfahrungen damit zu gewinnen. Denn wenn zum Beispiel Gebiete überschwemmt sind, wird erwartet, dass die Hilfeleistung schnell und professionell funktioniert. Da reicht die Theorie nicht immer aus.“ Über 400 Personen stellten sich am 20. April diesen unterschiedlichsten Herausforderungen. Wasser ohne Ende Bei den KATER-Übungen wurden Prozessfehler der Theorie erkannt und für die Zukunft korrigiert. Und das war gut so, denn ab Freitag, den 31. Mai machten die Dauerregenfälle in unserem Landkreis zunehmend Probleme. Vorsorglich füllten Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren und des Technischen Hilfswerks (THW) im Katastrophenschutzzentrum in Hebertshausen (Kat-Zentrum) bereits Sandsäcke. Am Samstag stiegen die Bäche, Flüsse und vor allem auch das Grundwasser immer weiter an und die Hilfskräfte kamen den Notrufen kaum hinterher. Um diese zu koordinieren, trat bereits am Vormittag die ÖEL (örtliche Einsatzleitung) im Kat-Zentrum zusammen. Am Nachmittag aktivierte Landrat Stefan Löwl formell § 15 des Bayerischen Katastrophenschutzgesetzes. Damit kann bei einer Flächenlage – einem besonders koordinierungsbedürftigen Ereignis – lokal Unterstützung angefordert und besser koordiniert werden. Am frühen Abend wurden die Bewohner der Asylbewerberunterkunft in Petershausen sowie der Obdachlosenunterkunft in Markt Indersdorf evakuiert. Wenig später standen die Unterkünfte unter Wasser. Ausrufen des Katastrophenfalls In der Nacht auf Sonntag (02.06.) stiegen die Pegelstände der Glonn, der Maisach sowie der Amper weiter an. Diese Nacht wird der Petershausener Bürgermeister Marcel Fath wohl nie vergessen. Er erinnert sich: „Bis circa 3 Uhr funktionierten alle Schutzmaßnahmen gut. Doch nach der Messstation in Odelzhausen hatte sich auf der Glonn irgendwo eine Welle gebildet, die innerhalb von Minuten zuerst die mit Sandsäcken verstärkten Deiche und anschließend die angrenzenden Wohngebiete in Petershausen überflutete. Dann wurde es dramatisch. Der Strom konnte zuvor nicht abgeschaltet werden, daher mussten alle Menschen sofort raus aus dem Wasser, was auch gelang. Glück im Unglück hatten wir auch durch den selbstlosen Einsatz einer Mitarbeiterin der Gemeinde. Diese schloss sich auf eigene Verantwortung in die Kläranlage ein und sorgte dort mit einer Pumpe die ganze Nacht dafür, dass diese nicht geflutet wurde. Die Schäden wären für Petershausen ansonsten noch sehr viel größer gewesen.“ Auch in Markt Indersdorf spitzte sich die Lage in der Nähe der Glonn unerwartet schnell zu, hier mussten Menschen ebenfalls evakuiert werden. Nach Rücksprache mit der örtlichen Einsatzleitung und den Bürgermeistern dieser beiden Gemeinden stellte Landrat Stefan Löwl bei einer Lagebesprechung im Kat-Zentrum um 4.32 Uhr den Katastrophen-Fall (K-Fall) fest. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde dieser besondere Krisenmodus bei uns im Landkreis lokal aktiviert und nicht durch den Freistaat. Durch den K-Fall konnten auch externe Kräfte zur Hilfe herangezogen werden. Und die wurden auch benötigt, denn unsere 67 Freiwilligen Feuerwehren sowie das THW Dachau waren schon seit fast 2 Tagen rund um die Uhr im Einsatz. Zu ihrer Unterstützung wurden Hilfeleistungskontingente aus den Landkreisen Garmisch-Partenkirchen, München und Rosenheim mit Pumpen und Ölwehr-Ausrüstung angefordert. Ebenfalls zum Einsatz gebracht wurde ein Hochleistungs-Wasserfördersystem vom Typ „Hytrans Fire System“ des Freistaats Bayern durch die Freiwillige Feuerwehr München im Bereich Sulzemoos. Am Sonntagmorgen trat die Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) des Landratsamts in Teilen zusammen. Im Rahmen des Hochwassers traf diese besonders kostenintenKatastrophenschutz In Petershausen (im Bild) und Markt Indersdorf standen ganze Wohngebiete unter Wasser. Nach der Übung kam der Ernstfall 17 Kreis.BLICK! — Juli 2024 Blaulicht-Spezial

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