Kreis.BLICK!

So hat sich das Klima in Bayern verändert (Trend Ø 1951 – 2019) Wasser, das Gold der Zukunft? Der letzte Sommer war nicht nur der heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland, sondern er ging auch als Dürresommer in die Geschichte ein. Auch im Landkreis Dachau spürten wir die Auswirkungen des Regenmangels. Braune Rasenflächen, verdorrte Pflanzen und trockene Böden waren überall zu sehen. Doch das ist weit davon entfernt, was der Süden Europas erlebte. Wenn man sich jedoch die Simulationen für die Zukunft anschaut, müssen wir DAHoam ebenfalls von einer weiteren Verknappung des Wassers im Sommer ausgehen. Es stellt sich daher die Frage: „Wird Wasser das Gold der Zukunft?“ Frankreich, Italien und Spanien waren 2023 besonders von der Dürre betroffen. Wegen der Wasserknappheit durften zum Beispiel Landwirte ihre Felder nur noch eingeschränkt bewässern und die Industrie musste ihren Wasserverbrauch melden und senken. Auch im Privaten gab es verschiedene Einschränkungen: Es war verboten, Gärten zu gießen und eigene Pools zu füllen. Katalonien Klimawandel rief sogar den Wassernotstand aus und schränkte den täglichen Wasserverbrauch pro Einwohner ein. Um zu erfahren, wie die Situation bei uns im Landkreis ist, und damit DAHoam solche Maßnahmen vermieden werden können, lud Landrat Stefan Löwl bereits im letzten Jahr zum Bürgerdialog „Nachhaltige Wassernutzung im Landkreis Dachau“ ein. Das Grundwasser wird weniger In der Vergangenheit hatten wir fast immer reichlich Wasser im Landkreis Dachau, doch auch hier bei uns wird das Grundwasser messbar knapper. Andreas Ehstand, Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt München und dort für den Landkreis Dachau zuständig, erklärte in seinem Vortrag „Niederschlag und Wasserhaushalt – Auswirkungen des Klimawandels“ die Hintergründe. Bei den Niederschlägen ist die Menge über das Jahr hinweg zwar stabil, jedoch nehmen Starkregen und Trockenperioden immer mehr zu. Im Winter und Frühjahr kommt teilweise zu viel Wasser in zu kurzer Zeit, im Sommer regnet es über viele Tage oder sogar Wochen gar nicht. Durch höhere Temperaturen werden die Böden trockener, sodass ein Starkregen nicht im Boden versickert, sondern größtenteils oberflächlich abfließt. Dadurch sinkt der Grundwasserspiegel stetig. Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat errechnet, dass die Grundwasserneubildung in den letzten 19 Jahren in Bayern um 600 Liter/m2 geringer war als im langjährigen Mittel! Wasser sammeln und sparen In Zukunft wird daher das sogenannte Wassermanagement noch viel wichtiger werden. Das bedeutet, wir müssen den Regen insgesamt besser nutzen. Wichtigste Voraussetzung dafür ist, dass möglichst viel Fläche unversiegelt ist. Denn nur so kann das Wasser in die oberen Bodenschichten eindringen und von dort tiefer bis ins Grundwasser gelangen. Außerdem müssen Maßnahmen ergriffen werden, damit Starkregen nicht an der Oberfläche abfließt oder gar zu Überschwemmungen und Erdrutschen führt, sondern die Grundwassermenge erhöht. Hier sind neben Entsiegelungen vor allem Versicherungsmulden und -gräben sowie temporäre Wasserflächen hilfreich. Wir müssen also alle Wassersammler werden. Wenn dann noch der Wasserverbrauch gesenkt wird, sind wir auf dem richtigen Weg. Auch dazu kann jeder beitragen. Viele Tipps dafür hat beispielsweise das Umweltbundesamt parat: www.umweltbundesamt.de/themen/wassersparen-im-alltag Wassersensible Siedlungsentwicklung Städte und Gemeinden sind gefordert, zukunftsweisende Vorgaben in ihren Bebauungsplänen sowie auch für die Baupläne der Bauherren zu machen. Zum Beispiel können sie festsetzen, welcher Anteil der Fläche nicht bebaut werden darf und wie dieser genutzt werden soll. Auch Vorgaben zum Rückhalt und zur Versickerung des Regens oder zur Bepflanzung sind möglich. So wurden in einigen Kommunen in Deutschland bereits die sogenannten Schottergärten verboten. Ergänzend zu den gesetzlichen Regelungen lässt sich wassersensible Siedlungspolitik auch über Anreize gestalten. Information, Beratung und Fördergelder können die nötige Umgestaltung voranbringen. Effizienter Wassereinsatz in Industrie und Landwirtschaft In der Industrie kann der Wasserverbrauch deutlich verringert werden, indem Wasser wiederaufbereitet und mehrmals verwertet wird, Kühlsysteme möglichst geschlossen sind und in wassersparende Technologien und Ausrüstung investiert wird. Ein innovativer Musterbetrieb im Landkreis Dachau ist beispielsweise die Firma Kiehl aus Odelzhausen, die in Dachau-Ost eine besonders wassersparende Autowaschstraße betreibt. Landwirtschaft ohne Bewässerung war in der Vergangenheit schon nicht möglich und wird es in Zukunft noch viel weniger sein. Allerdings gibt es große Unterschiede beim Wasserverbrauch. Dr. Martin Müller hob beim Bürgerdialog in seinem Vortrag „Möglichkeiten einer ressourcenschonenden Bewässerung in der Landwirtschaft“ die Tropfbewässerung hervor. Da das Wasser dabei über kleine Schläuche direkt an die Wurzeln der Pflanzen gelangt, geht kaum welches durch Verdunstung verloren, erklärte der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Landtechnik und Landwirtschaftliches Bauwesen in Bayern. In Kombination mit einer Bewässerungs-App kann dies eine zukunftsträchtige Technologie für die Landwirtschaft sein. Langfristig werden beim Anbau Pflanzen, die sehr viel Wasser benötigen, durch solche ersetzt werden müssen, die widerstandsfähiger gegen Trockenheit sind. Gärten und Firmenflächen ans Klima anpassen Um ein Umdenken bei der Pflanzenauswahl werden auch die privaten Gärtner und Firmeninhaber nicht herumkommen. Die von vielen so geliebte sattgrüne Rasenfläche wird in Zukunft immer mehr Wasser brauchen oder im Sommer nicht grün, sondern braun sein. Die weniger durstigen Alternativen sind zum Beispiel ein Mager- oder Kräuterrasen oder eine Blumenwiese. Auch bei der Gestaltung und Pflege gibt es viele Möglichkeiten, Wasser zu sparen. Und zum Gießen braucht es kein Trinkwasser. Mit einer Zisterne oder Regenfässern kann jeder Niederschlagswasser sammeln und dieses bei Trockenheit zum Bewässern verwenden. Beschränkungen, wenn 's Grundwasser knapp wird In unserem Landkreis wird das Trinkwasser aus Grundwasser gewonnen. Da in Bayern die Trinkwasserversorgung absoluten Vorrang hat, muss in anderen Bereichen gespart werden, wenn das Wasser knapp wird. Per Allgemeinverfügung kann das Landratsamt bei Wassermangel Prioritäten setzen und Beschränkungen einführen, sowohl für das Grundwasser als auch für oberirdische Gewässer und Uferfiltrat. Landrat Stefan Löwl hofft, dass es nie so weit kommt. „Wir sollten Wasser immer intelligent und sparsam verwenden. Auch wenn es jetzt noch nicht rar ist, ist es für unser aller Leben so viel wichtiger als Gold oder andere materielle Dinge. Diesen Wert sollten wir uns bewusst machen.“ Viele Informationen, Broschüren und Links zu dem Thema „Klimawandel und Wasser“ finden Sie unter www.lfu.bayern.de/klima Bei Parkplätzen und Zufahrten braucht es keinen Beton: Geschotterte (Butz & Neumair Aufzugbau, Bergkirchen) oder durch Rasengittersteine befestigte Flächen (Limmer Werbetechnik, Dachau) lassen sich genauso gut befahren wie betonierte. Großer Vorteil der unversiegelten Flächen: Hier kann Regen versickern und die Grundwasserspeicher füllen. Vortrag „Der Klimagarten. Grün trotz Hitze“ 2. Mai, 19 Uhr Hauptstelle der Stadtbibliothek Dachau, Max-Mannheimer-Platz 3 Erfahren Sie, wie Sie Ihren Garten oder Balkon fit für die Zukunft machen, damit sie trotz Klimaveränderung eine grüne Oase bleiben. „Naturnahes Gärtnern“ ist gefragt. Dadurch sparen Sie Wasser, senken die Temperaturen vor Ort um ein paar Grad, brauchen weniger Zeit für die Pflege und geben Insekten sowie anderen Tieren ein Zuhause. Im Vortrag geben Melitta Fischer und Beate Wild vom Projekt "Der Landkreis Dachau summt" Tipps zum Wassermanagement, zur Pflanzenauswahl, Gestaltung und Bodenpflege. Wer sich danach noch die umfangreichen Listen mit heimischen Trockenkünstlern mitnimmt, kann seinen Garten bestens rüsten für kommende Hitzeperioden. Tag der Regionen 3. Oktober 2024, 9.30 − 17.00 Uhr KLVHS Petersberg, Petersberg 2, 85253 Erdweg Angebote und Aktionen rund um das Thema Wasser für die ganze Familie. Programm ab September unter: www.tdr-petersberg.de Grafik angelehnt an „Bayerns Klima im Wandel“, S. 3, Bayerisches Landesamt für Umwelt Steigende Jahresmitteltemperatur +1,9 °C Heiße Sommer +9 Tage im Jahr über 30 °C Starkregen im Frühjahr bis zu 30% intensiver Trockene Sommer -13% Niederschlag Jahresniederschlag kein klarer Trend Warme Winter -15 Tage im Jahr unter 0 °C 7 6 Kreis.BLICK! — April 2024 Klima/Nachhaltigkeit

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