Kreis.BLICK!

Fast 4,5 Fußballfelder groß ist das Grundstück, auf dem das neue Gymnasium in Röhrmoos gebaut wird. Dort werden für gut 900 Schülerinnen und Schüler die Klassenzimmer, Mensa und andere Räume auf 13.000 m2 geplant. Da beim Bau auch sehr auf Nachhaltigkeit geachtet wird, könnte die neue Schule Vorbildcharakter haben. Auf dem Grundstück Ecke Indersdorfer/Arzbacher Straße in Röhrmoos rücken voraussichtlich im August dieses Jahres die Bagger an. Damit bis zum Schuljahr 2025/26 die Schülerinnen und Schüler einziehen können, muss alles wie am Schnürchen laufen. Jörg Bögeholz, Leiter des Sachgebiets „Hochbau“, ist optimistisch: „Nach den guten Erfahrungen mit einer Öffentlich-Privaten-Partnerschaft (ÖPP) bei der Errichtung der Katastrophenschutzhalle in Hebertshausen sind wir zuversichtlich, dass die Schule trotz des großen Zeitdrucks rechtzeitig fertig wird.“ Das Gebäude des Gymnasiums in Röhrmoos gehört nach der Fertigstellung zwar dem Landkreis, der ÖPP-Partner übernimmt aber nach der Fertigstellung den Betrieb und die Instandhaltung für 25 Jahre. So stellt das Unternehmen zum Beispiel das Hausmeisterpersonal. Über den gesamten Zeitraum wird die Schule etwa 88 Mio. € brutto kosten. Davon entfallen knapp über 60 Mio. € auf die Planung und den Bau des Gebäudes. Vorgaben Landratsamt ÖPP bedeutet nicht, dass der private Partner über die Bauausführung für das 5. Landkreisgymnasium allein entscheidet. Er Nachhaltig, hell und mit viel Platz Neubau Gymnasium Röhrmoos muss sich an die gut 250 Seiten lange Ausschreibung halten. Fast 3 Jahre liefen dafür die Vorbereitungen im Landratsamt Dachau. Dafür wurde eigens eine Projektgruppe aus allen involvierten Sachgebieten eingerichtet: SG 50 (Hochbau), SG 13 (ÖPNV/Kreisschulen), SG 11 (Kreisfinanzverwaltung) und Stabsstelle Recht. In das Gremium wurden auch weitere Schul(bau)experten einbezogen. Gemeinsam wurden alle wichtigen Kriterien aus den Bereichen Bau, Betrieb, verkehrstechnische Anbindung, Finanzierung und Recht zusammengestellt. Nachhaltigkeit Besonders wichtig ist dem Planungsteam und den Kreisgremien das Thema Nachhaltigkeit. Gebaut werden soll daher nach Effizienzhaus-Standard 40 und zudem soll eine Zertifizierung nach DGNB-Label Gold erreicht werden. Das bedeutet zum Beispiel: zHolz für die Fassaden und Fenster zEinsatz von Recyclingstahl, 30 % RC-Beton zMöglichst hohe Ausnutzung von solaren Wärmegewinnen zEinsatz von emissionsarmen Baustoffen nach Qualitätsstufe 4 der DGNB Auswahl des ÖPP-Partners Die abgegebenen Angebote wurden zu 50 % nach Qualität und zu 50 % nach Preis bewertet. In 2 Angebotsrunden setzte sich die Goldbeck Public Partner GmbH gegen die Mitbewerber durch. Ihr Gesamtpaket überzeugte. Bei der Vorstellung des Konzepts am 16. Dezember letzten Jahres im Kreistag waren die Kreisrätinnen und Kreisräte begeistert von den Planungen. Schulgebäude Für die architektonische Gestaltung des Projekts ist das Münchner Team des Architekturbüros Auer Weber verantwortlich: 5 Lernhäuser gruppieren sich in den Seitenflügeln über alle Geschosse. Jedem Lernhaus und jedem Bereich wird eine individuelle Farbe zugewiesen, inspiriert von den Farben des Dachauer Mooses. Realisiert wird das neue Gymnasium in elementierter Bauweise. Das bedeutet, wesentliche Bauelemente fertigt das Unternehmen in eigenen Werken vor und montiert diese anschließend passgenau auf der Baustelle. „Hierdurch können wir den Rohbau ressourcenschonend in kürzester Zeit errichten. Durch eine systematisierte Baustellenlogistik sparen wir zudem einen großen Teil der üblicherweise anfallenden Emissionen ein“, erklärt Jörg Arnold, Projektmanager bei Goldbeck Public Partner. Besonders nachhaltig ist auch das geplante Energiekonzept: Strom wird durch die PV-Anlage auf dem Dach gewonnen, Wärme durch eine Luft-/WasserWärmepumpe. Bei besonders niedrigen Temperaturen kommen zusätzlich zwei Holzpellet-Kessel zum Einsatz. Außenanlagen Die Landschafts- und Freiraumplanung übernimmt das Dachauer Büro Luska Freiraum GmbH. Abstufungen, großzügige Wiesenflächen, Tischtennisplatten und Ruhebereiche sorgen für Abwechslung in der Pause. Auch an die Artenvielfalt wurde gedacht: Wasserdurchlässige Materialien, Totholz, Blumenwiesen und weitere insektenfreundliche Pflanzen sind geplant. Ein Schulgarten und eine Schauimkerei bieten zusätzlich praktische Unterrichtsmöglichkeiten für dieses Thema. Damit sich die Schülerinnen und Schüler sowie Lehrende in „ihrem“ Pausenhof wohlfühlen, wird der Feinschliff der Außengestaltung mit ihnen gemeinsam gemacht. Gemeinsam für den Sport Für den Schulsport kooperiert der Landkreis mit der SpVgg Röhrmoos-Großinzemoos, deren Sportanlagen direkt neben dem Schulgelände liegen. Diese werden dann gemeinsam genutzt. Die Außenanlagen entsprechen derzeit nicht ganz den Vorgaben für den Schulsport, es fehlen zum Beispiel Allwetterplätze für Hochsprung und Basketball oder eine Kugelstoßanlage. Der Sportverein wird die Modernisierung organisieren und erhält dafür einen Investitionskostenzuschuss von der Gemeinde Röhrmoos und vom Landkreis Dachau. Die Sporthalle wird der Landkreis anmieten. Gemeinsam für einen sicheren Schulweg Egal ob zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Bus, die Schülerinnen und Schüler sollen sicher zur Schule kommen. Auch dies ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Der Landkreis wird dafür 2 Ampelanlagen für Autos und Fußgänger an der Indersdorfer Straße installieren sowie eine Verkehrsinsel für Fußgänger und Radfahrer am Rennweg in Richtung Hohlweg bauen. Zusätzlich werden an der Indersdorfer Straße eine Bushaltestelle für den regulären Busverkehr und auf dem Schulgelände eine Zentraler Omnibusbahnhof für die Schulbuslinien errichtet. Auch auf die Gemeinde Röhrmoos kommt einiges zu. Sie wandelt den Weg von der S-Bahn entlang der Straße „An der Leiten“ bis zur neuen Ampel in einen verkehrsberuhigten Bereich um. Zusätzlich plant sie einen Fuß-/Radweg von der Inzemooser Straße entlang der Indersdorfer Straße bis zur Ampel. Landrat Stefan Löwl lobt: „Die Themen Verkehr und Schulsport sind bei diesem Projekt gute Beispiele für die hervorragende Zusammenarbeit aller Akteure. Gemeinde, Sportverein und Landkreisverwaltung, alle ziehen an einem Strang.“ Vorläuferklassen Neben all den Vorbereitungen rund um den Bau wird bereits auch der zukünftige Schulbetrieb vorbereitet. So wurden zum Schuljahr 2022/23 am Gymnasium Markt Indersdorf 2 Vorläuferklassen gebildet. Diese besuchen Schülerinnen und Schüler aus Petershausen, Vierkirchen, Röhrmoos, Hebertshausen und Haimhausen. Zum Start der Schule im Schuljahr 2025/26 werden voraussichtlich 9 Klassen, dann von der 5. bis zur 8. Jahrgangsstufe, in das neue Gebäude einziehen. Der Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler freut sich schon jetzt auf diesen besonderen Augenblick: „Wir werden ein topmodernes, nachhaltiges Gymnasium haben. Ich bin mir sicher, auch die ersten Schülerinnen und Schüler werden sagen: ‚Schee is worn!‘.“ 19 18 Kreis.BLICK! — April 2023 Bildung Öffentlich-Private-Partnerschaft Eine Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) ist eine Zweckgemeinschaft der öffentlichen Hand mit einem Wirtschaftsunternehmen. Die Arbeitsteilung in einer ÖPP bedeutet: Das Unternehmen übernimmt die Verantwortung dafür, dass alle erforderlichen Leistungen erbracht werden. Die öffentliche Hand achtet darauf, dass die Kriterien der Ausschreibung eingehalten werden. Am 22. Dezember 2022 besiegelten Landrat Stefan Löwl und der Geschäftsführer der Goldbeck GmbH, Carsten Hense, das erste Schulprojekt im Landkreis Dachau in Öffentlich-Privater-Partnerschaft (ÖPP). Landrat Löwl ist sehr zufrieden mit der Partnerschaft: „Die Goldbeck GmbH hat unsere Vorgaben sehr ansprechend umgesetzt. Ich freue mich auch, dass sich unser Partner mit Auer Weber Architekten aus München sowie der Luska Freiraum GmbH aus Karlsfeld zwei renommierte und erfahrene Planungsbüros aus der Region gesucht hat.“ Vom Feld zur topmodernen Schule in knapp 3 Jahren: Das 5. Landkreisgymnasium wird innen hell und luftig und außen schön grün.

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