Energiekrise, Energieknappheit, hohe Preissteigerungen für Strom und Wärme – das sind nur ein paar Schlagworte, die uns seit Herbst 2022 begleitet haben. Der Grund dafür ist, dass wir in Deutschland noch immer sehr stark von fossilen Energieträgern abhängig sind. Hier sind wir auf den Import angewiesen, weil Deutschland wenige eigene Ressourcen in diesem Bereich hat. In ausreichender Menge haben wir aber Sonne und Wind, in Oberbayern auch Erdwärme und Wasserkraft. Diese Energieträger auszubauen, macht uns nicht nur unabhängig, sondern ist auch sehr gut für die Umwelt. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist daher ein Schwerpunkt in der Neufassung des Bayerischen Klimaschutzgesetzes, die am 1. Januar 2023 in Kraft getreten ist. Zentrales Ziel ist die Klimaneutralität Bayerns bis 2040 und damit 5 Jahre vor dem Bund und 10 Jahre vor der EU. Um dies zu erreichen, wurden in 5 Aktionsfeldern derzeit knapp 150 Einzelmaßnahmen zusammengefasst. Allein 35 Maßnahmen sollen die „Erneuerbaren Energien und Stromversorgung“ voranbringen. Dabei geht es darum, durch sparsame und effiziente Nutzung möglichst wenig Energie zu verbrauchen und auf nachhaltige Energien umzusteigen. Hier gilt es, Sonne, Wind, Erdwärme und Biomasse für die Wärme- und Stromgewinnung auszubauen und die Wasserkraftnutzung zu erhalten. Kommunen haben eine Schlüsselrolle Da Gemeinden für die Energieplanung und teilweise auch für die Energieversorgung zuständig sind, stellen sie wichtige Weichen für Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen vor Ort. Deshalb werden die Gemeinden und mit dem neuen Gesetz nun auch die Landkreise vom Freistaat Bayern bei ihren Maßnahmen zu Klimaschutz und Klimaanpassung unterstützt. Die Landkreise haben nun erstmals die Möglichkeit, allein oder in kommunalen Allianzen Anlagen zur Erzeugung von erneuerbaren Energien zu betreiben und dabei mehr Energie zu erzeugen, als zur Eigenversorgung benötigt wird. Die Kommunen werden darüber hinaus mit einem aufgestockten Förderprogramm unterstützt. Nachhaltige Strom- und Wärmeplanung DAHoam Die Themen Klimaschutz sowie nachhaltige Strom- und Wärmeplanung sind komplex und es gilt immer wieder, neue Möglichkeiten zu bewerten und Förderungen in Anspruch zu nehmen sowie auf technische oder auch politische Entwicklungen zu reagieren. Daher dreht es sich in den Dienstbesprechungen der Bürgermeister regelmäßig auch um diese Themen, ebenso bei den kommunalen Energieerzeugern wie unserer GfA. Dabei informieren interne und externe Referenten über mögliche Maßnahmen und die Akteure vor Ort tauschen sich über Erfahrungen und Pläne mit Konzepten aus. Diese werden dann zusammen mit spezialisierten externen Partnern erarbeitet und enthalten meist eine Analyse des Ist-Zustands sowie passgenaue Maßnahmen für die Zukunft. Ein Klimaschutzkonzept oder -plan ist das umfassendste strategische Instrument. Es fasst Möglichkeiten zusammen, wie der Klimaschutz vor Ort in allen Bereichen gefördert werden kann. Das reicht von Strom, Wärme, Klimaanpassung, Bewusstseinsbildung bis hin zu konkreten Projekten mit Vorbildfunktion. Derart wurden bereits aktiv: Gemeinsames Konzept von Haimhausen, Petershausen und Vierkirchen (2015), Pfaffenhofen a. d. Glonn (2020) und der Landkreis im Rahmen seiner Zuständigkeit mit dem Klimaschutzteilkonzept Verkehr (2013). Aktuell erstellen Dachau, Karlsfeld und Odelzhausen eigene Klimaschutzkonzepte. Energienutzungspläne drehen sich, wie der Name schon sagt, nur um den Bereich „Energie“, also um Strom, Wärme und Energieeffizienz. Für solche Konzepte werden zum Beispiel der Zustand der Bausubstanz sowie der Strom- und Wärmebedarf in einem Gebiet analysiert und dann passend zu der zukünftigen Siedlungsentwicklung Maßnahmen erarbeitet. Markt Altomünster (2014), Markt Indersdorf (2016), Schwabhausen (2021) und Petershausen (Neubaugebiet „Rosensiedlung“ 2021) verfügen bereits über solche Pläne, Erdweg und Hebertshausen planen welche. Die kommunale Wärmeplanung ist eine weitere Spezialisierung der strategischen Konzepte. Sie ist ein sehr wichtiger Schritt für die Energiewende, denn circa 56 %der in Deutschland verbrauchten Energie entfallen auf die Wärme. Daher fördert die bayerische Staatsregierung kommunale Wärmeplanungskonzepte bis 31.12.2023 noch zu 90 − 100 %. Bei der kommunalen Wärmeplanung werden die Wärmeerzeugung, der Wärmeverbrauch sowie die Gebäudeisolierungen optimiert. In Pfaffenhofen a. d. Glonn und Hebertshausen wird dieser nächste Schritt kurzfristig in Angriff genommen, in Dachau soll dies nach dem Klimaschutzkonzept erfolgen. Neben kommunaler Wärmeplanung bietet auch die Windkraft noch viel Potenzial in Bayern und auch im Landkreis Dachau. Damit dieses genutzt wird, arbeitet der regionale Planungsverband aktuell kommunenübergreifend daran, Konzentrationsflächen festzulegen und auszuweisen. Aus dem Landkreis Dachau ist Bürgermeister Dieter Kugler aus Röhrmoos als Beiratsmitglied daran intensiv beteiligt. In einer der nächsten Kreis.BLICK!-Ausgaben werden wir näher darüber berichten. Auch außerhalb der konzeptionellen Planungen gibt es viele vorbildliche Aktivitäten der Kommunen sowie von vielen Bürgerinnen und Bürgern, sowohl im Bereich der erneuerbaren Energien als auch bei der effizienten Energienutzung: rund 6.000 Photovoltaik-Einzelanlagen, 83 Biogas-, 30 Wasserkraft- sowie 10 Windenergieanlagen. So stammt bereits 78 % des im Landkreis erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Bei der Wärme sind dies bisher 16 %. Aktivitäten des Landratsamts Obwohl der Klimaschutz keine Pflichtaufgabe des Landratsamts ist und der Landkreis ja erst mit dem neuen Klimaschutzgesetz eine erste konkrete Kompetenz erhalten hat, wurde und wird in diesem Bereich bereits seit Jahren sehr viel getan. Die beiden Klimaschutzbeauftragten sowie zahlreiche andere Sachgebiete kümmern sich um erneuerbare Energien/ Energiesparen ebenso wie um die Erfassung der relevanten Daten. Hier ein paar Beispiele aus den letzten Jahren: 1. Landkreisweite Energie- und CO2-Bilanz (alle 5 Jahre) 2. Ladesäuleninfrastruktur-Konzept für alle Landkreisgemeinden 3. Information und Beteiligung der Bevölkerung, z.B. Energieberatungen, Fachvorträge, Stadtradeln, Energiespardorf 4. Liegenschaften: a. Bau der Realschule Dachau gänzlich als Passivhaus b. Energetische Sanierung des Josef-Effner-Gymnasiums und der Greta-Fischer-Schule Haus 1 c. Einhaltung des DGNB-Goldstandards bei Neubauvorhaben − aktuell Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos d. PV-Anlagen: auf 4 Schulen vorhanden, Überprüfung weiterer Landkreisgebäude und eigener Flächen als Potenzialstandorte, Einplanung bei Neubauten 5. Mobilität: a. Ausbau des ÖPNV: Angebot wurde seit 2018 von 4 Mio. auf 7 Mio. gefahrene Kilometer fast verdoppelt b. Förderung des Radverkehrs: Umsetzung des Radverkehrskonzepts, geplanter Beitritt zur AGFK c. Nachhaltiger Fuhrpark: E-Dienstwägen/E-Postauto, Pedelec, E-Roller d. Jobrad für Mitarbeitende 6. Verpflichtende Checkliste mit Nachhaltigkeitskriterien bei Beschlussvorlagen für Investitionen des Landkreises 7. Geplante Klimaneutralität der Landkreisverwaltung bis 2030 Derzeit prüft die Verwaltung, ob bzw. in welcher Form die neue Möglichkeit des bayerischen Klimaschutzgesetzes genutzt werden kann und der Landkreis als Kommunalunternehmen in die Erzeugung von erneuerbaren Energien einsteigt, quasi als Ökostromproduzent. Landrat Stefan Löwl fasst zusammen: „Der Landkreis ist gemeinsam mit der Stadt und den Gemeinden bei seinen eigenen Liegenschaften und Einrichtungen schon sehr aktiv in Richtung Klimaneutralität unterwegs. Beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien gibt es aber leider einige Hürden: Es fehlen Netzeinspeisemöglichkeiten und auch die Netzkapazitäten sind viel zu gering. Das ist auch der Grund, warum Windräder immer wieder stillstehenmüssen sowie größere PV-Projekte ebenso wie neue Windradstandorte nur sehr verzögert umgesetzt werden können. Insbesondere der schnelle und umfassende Ausbau der Strominfrastruktur ist eine Grundvoraussetzung für die Energiewende im Landkreis. Außerdem dauern Genehmigungsverfahren noch immer sehr lange und es gibt auch immer wieder Widerstände aus der Bevölkerung. Aber ohne die Bürgerinnen und Bürger geht die Energiewende nicht. Wir alle müssen für neue Angebote vor Ort aufgeschlossen sein und die Chance für uns sehen. Mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien DAHoam machen wir uns unabhängig von Energieimporten, von fossilen Energieträgern wie Gas und Erdöl und leisten nicht nur einen wichtigen Beitrag zumKlimaschutz, sondern behalten auch dieWertschöpfung vor Ort. Der Umstieg ist auch präventiver Hitzeschutz und damit Gesundheitsschutz (siehe Beitrag Seite 4).“ (es, mf) Durch neue Energien Wir unterstützen Sie bei Ihrer Energiewende Ob Balkonkraftwerk, Luft-Wärmepumpe oder energetische Sanierung – jeder kann etwas für die persönliche Energiewende tun. Damit Sie bei den vielen Möglichkeiten die richtige für sich finden, unterstützt Sie das Landratsamt sowie sein Kooperationspartner, die Verbraucherzentrale: Energieberatung der Verbraucherzentrale Bayern Die Energieberater der Verbraucherzentrale Bayern informieren anbieterunabhängig zu folgenden Themen: Neue Heiztechnik, Wärmedämmung und Hitzeschutz, Energiesparen in der Wohnung, erneuerbare Energien, Strom sparen im Haushalt, gesundes Raumklima sowie Fördermöglichkeiten. Jeden zweiten Donnerstag im Monat von 14.00 − 18.30 Uhr findet die Energieberatung telefonisch statt, z.B.: � 13. April � 11. Mai � 13. Juli Jeden vierten Donnerstag im Monat von 14.00 − 18.30 Uhr findet die Energieberatung im Landratsamt statt, z.B.: � 27. April � 25. Mai � 22. Juni � 27. Juli Bei Bedarf kommen die Energieberater auch zu Ihnen nach Hause. Dafür wurden die Kapazitäten im Landkreis Dachau nun deutlich ausgebaut. Die telefonische und persönliche Beratung im Landratsamt ist kostenlos, eine Beratung bei Ihnen zu Hause kostet nur maximal 30 €, da die Angebote durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert werden. Bitte vereinbaren Sie für alle Beratungen einen Termin: (0800) 809802400 Mo – Do: 8.00 − 18.00 Uhr; Fr: 8.00 − 16.00 Uhr Vortragsreihe „Eingspart wird“ Bei den Online-Vorträgen des Landratsamts werden verschiedene Themen der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende behandelt, Beginn ist jeweils um 19 Uhr: � 20.04. Photovoltaik und Elektromobilität � 19.10. Altbausanierung Anmeldung: klimaschutz@lra-dah.bayern.de Weitere Informationen: www.klimaschutz-dachau.de Online-Vorträge der Verbraucherzentrale Fast täglich bietet die Verbraucherzentrale Online-Veranstaltungen zu vielen verschiedenen Energiethemen an. Schauen Sie doch mal unter verbraucherzentrale-energieberatung.de 17 16 Kreis.BLICK! — April 2023 Nachhaltigkeit
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