Kreis.BLICK!

Teilkonzepte Grundlagenermittlung Intermodales Zielkonzept Täglich Stau in Dachau und Karlsfeld, nur alle 2 Stunden ein Bus in den kleinen Gemeinden, Radwege, die plötzlich einfach enden – aufgrund dieser täglichen Verkehrsprobleme beauftragte der Kreistag 2015 die Verwaltung, ein Gesamtverkehrskonzept zu erarbeiten. Hierfür wurden in der ersten Phase die Grundlagen ermittelt: Sämtliche relevanten Statistiken, Projektideen und bereits vorliegenden Konzepte wurden zusammengetragen und grob bewertet. Neben Daten zur Bevölkerungsentwicklung, Pendlerverflechtungen, dem Mobilitätsverhalten sowie Straßenverkehrszählungen wurden auch die bestehenden Busangebote in den einzelnen Gemeinden analysiert. Nach diesen Analysen ging es dann an die Arbeit für die Zukunft. Für die 4 Bereiche Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Radverkehr, Motorisierter Individualverkehr und innovative Verkehrsträger wurden Teilkonzepte erarbeitet. Viel mehr Buslinien und häufigere Abfahrten Die Untersuchungen ergaben, dass im ÖPNV zwar fast alle Gemeinden mit dem Bus erreicht werden konnten, aber die Abstände zwischen den Abfahrten zum Teil sehr groß und unregelmäßig waren. Außerdem fehlten bei fast allen Buslinien ausreichend Fahrten am Wochenende und am Abend. Wer in einen Nachbarlandkreis fahren wollte, musste zuerst nach München reinfahren, umsteigen und wieder rausfahren. Im Nahverkehrsplan wurde 2018 daher beschlossen, den Regionalbusverkehr deutlich auszuweiten, sowohl auf bestehenden Linien als auch durch neue Linien. So wurden beispielsweise die Verbindungen 707, 710, 720, 722 und 726 deutlich verbessert. Mit dem X732 geht es seit 2020 noch komfortabler von Dasing nach Pasing. In 2021 folgten zahlreiche neue, tangentiale Linien nach Fürstenfeldbruck, Garching oder Unterschleißheim. Und seit 11. Dezember 2022 ist das Angebot der RufTaxis deutlich erweitert (siehe Seite 20). Insgesamt hat sich das ÖPNV-Angebot im Landkreis seit 2018 mehr als verdoppelt. So fuhren damals alle Busse zusammen knapp 4 Mio. Kilometer, nun sind es fast 7 Mio. Kilometer. Das ist fast 160 Mal um die Erde! Durchgängige Radwege und einheitliche Beschilderung Um den Radverkehr im Landkreis Dachau zu stärken, müssen Wege-Lücken geschlossen und Gefahrenstellen beseitigt werden. Im entsprechenden Konzept wurde 2020 daher mit den verantwortlichen Akteuren – Gemeinden, Stadt Dachau und staatliches Bauamt – ein abgestimmtes Radwegenetz entwickelt und Prioritäten für den weiteren Ausbau gesetzt. Die seit 2021 umgesetzte, landkreisweit nun einheitliche Beschilderung erleichtert den Radlern, sich zu orientieren und neue Routen auszuprobieren. Um das Radeln noch attraktiver zu machen, will der Landkreis fahrradfreundliche Kommune werden und dafür auch die Infrastruktur durch zusätzliche Fahrradständer sowie einen digitalen Mängel-Melder weiter verbessern. Neue Straßen im Landkreis Dachau? In den letzten 30 Jahren ist die Bevölkerung und die Anzahl gemeldeter Autos, LKW und motorisierter Zweiräder deutlich gewachsen. Dennoch wurde seit den 1990er Jahren außer der Umfahrung der Gemeinde Pfaffenhofen a. d. Glonn keine überregionale Straße im Landkreis gebaut. Lediglich diverse Planungen wurden fortgeführt: Umfahrung Dachau, Verlegung der Kreisstraße, die durch das Schulzentrum Kloster Indersdorf führt. Da neue Straßen höchst umstritten sind, wurde dieses Thema in einem eigenen Teilkonzept Motorisierter Individualverkehr untersucht. Als Fazit kann man sagen: Sofern Bund und Freistaat ihre bestehenden Pläne zum St r aßen(au s) - bau im Landkreis Dachau umsetzen, können durch einzelne Umfahrungsstraßen lokale Entlastungen erzielt werden, vor allem was den Durchgangsverkehr betrifft. Die regionalen Mobilitätsprobleme können durch neue Straßen gesamtheitlich aber nicht gelöst werden, da es Richtung München am Platz fehlt, um ausreichend Raum für immer mehr Autos zu schaffen, sowohl beim fließenden als auch beim ruhenden Verkehr (Parkraum). Innovative Verkehrsträger als Ergänzung? Als weitere Lösungsoption wurde daher auch der Einsatz sogenannter innovativer Verkehrsträger untersucht. Hier schnitt im Systemvergleich das Transport System Bögl (TSB) sehr gut ab und kann für zukünftige Mobilitätsprojekte eventuell eine Rolle spielen. Seilbahnlösungen hingegen überzeugten nicht. Sie sind mit niedriger Geschwindigkeit unterwegs und es können nur relativ wenige Fahrgäste mitfahren. Außerdem wirft das Überfahren von Grundstücken äußerst komplizierte Fragen auf. Verkehrsmittelübergreifendes Zielkonzept Im letzten Schritt des Gesamtverkehrskonzeptes wurden sinnvolle Ansätze aus den jeweiligen Einzelbereichen miteinander kombiniert betrachtet und für die Zukunft zusammengefasst: das intermodale Zielkonzept. Da in den meisten Fällen der Landkreis für die Realisierung der Projekte nicht zuständig ist, gibt es nun für alle beteiligten Straßenbaulastträger – Städte und Gemeinden sowie weitere Akteure, z.B. MVV oder Freistaat Bayern – eine Auswahl von Handlungsfeldern und konkreten Projekten zur Umsetzung und Realisierung vor Ort. Neben klassischen Fahrplanverbesserungen im Busverkehr sowie dem Bau von Radwegen sind darin auch „dicke Bretter“ enthalten, wie zum Beispiel die Verlängerung der Trambahnlinie 20 aus München über Karlsfeld bis nach Dachau sowie der Bau eines Radschnellwegs Dachau – Karlsfeld – München. Sie sollen den Pendlern im Landkreis Dachau möglichst komfortable und umweltschonende Alternativen weg vom eigenen PKW ermöglichen. „Die Umsetzung des Gesamt- verkehrskonzeptes wird auf verschiedene Schultern ver- teilt erfolgen und einen langen Atem benötigen. Gerade größere Infrastrukturprojekte haben lange Rea l i s ierung s - zeiträume, bevor sie vor Ort ihre Wirkung entfalten können. Hierbei kann möglicherweise die Teilnahme an der regional konzipierten Internationalen Bauausstellung (IBA) eine große Rolle spielen“, blickte der ehemalige Kreis- und Verkehrsentwickler Florian Haas in die Zukunft. Um die konkrete Umsetzung wird sich nun seine Nachfolgerin Hannah Langohr kümmern. (fh, mf ) Florian Haas hat das Gesamtverkehrskonzept erarbeitet, seine Nachfolgerin Hannah Langohr wird sich um die weitere Umsetzung kümmern. Bus, Bahn, Fahrrad und Auto geschickt kombinieren Wie können immer mehr Menschen am besten in unserem Landkreis unterwegs sein? – Die Antworten auf diese Frage gibt das Gesamtverkehrskonzept. Gesamtverkehrskonzept 19 18 Kreis.BLICK! — Dezember 2022 Verkehr Dicke Bretter für die Zukunft des Verkehrs im Landkreis z ZOB Dachau z Tramverlängerung „Moosach – Dachau“ z Radschnellverbindung „Dachau – München“ z Mobilitätsdrehscheibe Breitenau (Umsteigepunkt von Auto/Rad/Bus auf Bahn) z Regional Hub Petershausen (Umsteigepunkt von Auto/Rad/Bus auf Bahn) z Verbesserung des ÖPNV entlang der A8 z Reaktivierung des Bahn-Nordrings z Zweigleisigkeit S2-Altomünster z Umsetzung des Staatsstraßenausbauplans Der Weg zum Gesamtverkehrskonzept

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