„Es geschah aber in jenen Tagen, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, den ganzen Erdkreis aufzuschreiben. (…) Da ging auch Joseph (…) aus der Stadt Nazareth, hinauf (…) in die Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, um sich einzutragen mit Maria, seiner Angetrauten; die war schwanger.“ An Heiligabend ist es wieder so weit: Die Weihnachtsgeschichte wird in den Gottesdiensten vorgelesen. So erfahren wir auch, wie die erste Volkszählung ablief. Jeder musste sich an dem Ort registrieren lassen, an dem er geboren wurde. Das ist heute nicht mehr so. Zum Glück, denn wer von uns lebt schon an seinem Geburtsort? Und noch einiges mehr hat sich in den über 2.000 Jahren verändert. Die „Herrinnen der Zahlen“ Alexandra Reichel, Leiterin der Erhebungsstelle, und Monika Zankl, stellvertretende Leiterin, beantworten die 10 wichtigsten Fragen rund um den Zensus 2022. 1. Warum braucht es denn heutzutage noch eine Volkszählung, wo doch alle Daten digital erfasst werden? Jedes Mitgliedsland der Europäischen Union ist verpflichtet, alle 10 Jahre Bevölkerungsdaten zu erfassen. Natürlich haben wir zum Beispiel in den Verwaltungsregistern der Einwohnermeldeämter und der Grundbuchämter viele Daten. Mit dem Zensus 2022 soll überprüft werden, ob diese stimmen. Bei der Volkszählung geht es aber um viel mehr als nur um reine Zahlen. Es wird ermittelt, wie die Menschen wohnen, leben und arbeiten. So liefert der Zensus auch wichtige Planungszahlen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft: Gibt es genügend Wohnraum? Wo werden Kindergärten und Schulen, wo eher Altenheime benötigt? In welche Bereiche muss zukünftig mehr investiert werden? 2. Wer führt den Zensus 2022 durch? Für die Volkszählung arbeiten mehrere Verwaltungsebenen zusammen. Das Statistische Bundesamt kümmert sich um die IT-Infrastruktur und die technischen Anwendungen. Außerdem wählt das Statistische Bundesamt aus allen Anschriften nach einem Zufallsprinzip Stichproben für die Haushaltsbefragungen aus. Für den Zensus in den Bundesländern sind die statistischen Ämter der Länder verantwortlich. Sie organisieren zum Beispiel die Online-Befragungen zur Gebäude- und Wohnungszählung. Um Befragungen vor Ort kümmern sich die Kommunen. Dafür wurden in allen Landkreisen und kreisfreien Städten Erhebungsstellen eingerichtet, so auch im Landkreis Dachau. 3. Wer wird befragt? In erster Linie werden für den Zensus Daten aus Verwaltungsregistern genutzt, so dass die Mehrheit der Bevölkerung gar nicht befragt werden muss. Ergänzt werden diese Daten durch verschiedene Befragungen: a. Haushaltsbefragung allgemein (ca. 16 % der Haushalte) b. Gebäude- und Wohnungszählung (alle Eigentümer) und Vorbefragung (ca. 25 % der Eigentümer) c. Bewohnerbefragung in Wohnheimen und Gemeinschaftsunterkünften (alle Bewohner bzw. die Leitungen) 4. Kann ich selbst entscheiden, ob ich befragt werden möchte oder nicht? Für alle Befragungen gilt die Auskunftspflicht: Die Bürgerinnen und Bürger haben also nicht die Wahl, ob sie mitmachen möchten oder nicht. Wer bei den Stichproben ausgewählt wird, Immobilien besitzt oder in einemWohnheim wohnt, muss die Fragen beantworten. Umgekehrt kann sich auch niemand freiwillig melden, wenn er nicht kontaktiert wird. Die Stichproben stellen ein verkleinertes Abbild von ganz Deutschland dar. Mit zusätzlichen Befragten würde das nicht mehr passen. 5. Wie läuft die Haushaltsbefragung ab? Ab Mitte Mai werden circa 16 % aller Haushalte befragt. Ein paar Tage vor einer Befragung finden die ausgewählten Bürgerinnen und Bürger eine Terminankündigung dafür in den Briefkästen. Zur genannten Zeit kommt dann ein Interviewer persönlich vorbei und befragt in oder vor dem eigenen Zuhause. Das dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Ein kleiner Teil der Personen muss im Anschluss noch ein paar weitere Fragen online beantworten. Sie sind die „Herrinnen der Zahlen“: Alexandra Reichel (li.), Leiterin der Erhebungsstelle, und Monika Zankl, stellvertretende Leiterin, kümmern sich bei uns im Landkreis um die Volkszählung 2022. Die beiden koordinieren zum Beispiel die Interviewer, kontrollieren die Befragungsunterlagen und stellen den Datenschutz sicher. Die Ergebnisse des Zensus werden Ende 2023 veröffentlicht. Zensus 2022 Zählen? Ja, aber auch interviewen! Volksbefragung 22
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