Corona-Impfungen Wie wirksam sind sie? Lange war sie uns ein treuer Begleiter: die Inzidenz. Dann wurde sie von der Krankenhausampel abgelöst. Doch noch immer spielt die Inzidenz medizinisch eine wichtige Rolle. Mit der kalten Jahreszeit hat sich die Inzidenz in noch nie dagewesene Höhen erhoben und füllt leider wieder die Krankenhäuser erschreckend schnell. Trotzdem ist eines klar: Impfen hilft, denn die große Mehrheit der im Krankenhaus behandelten Patienten ist meist nicht geimpft oder hat schwere Vorerkrankungen. Unser Versorgungsarzt Dr. Christian Günzel erklärt, warum eine hohe Impfquote nach wie vor der beste und zumindest zurzeit auch einzige Weg aus der Pandemie ist. 1. Wir hören immer wieder von „Impfdurchbruch“. Was ist das? Man spricht von einem Impfdurchbruch, wenn sich ein Mensch trotz vollständiger Impfung mit dem Coronavirus infiziert und dann erkrankt. 2. Das heißt, trotz Impfung kann man sich mit dem Coronavirus infizieren? Ja, trotz Impfung kann man sich mit Corona infizieren. Der Körper kommt mit dem Virus in Kontakt und dieses siedelt sich dann meist in den oberen Atemwegen an. Darauf reagiert das Immunsystem, unterstützt durch die Impfung. Die schon gebildeten Antikörper versuchen, das Virus zu zerstören. Dies gelingt bei einem entsprechenden Impfschutz auch in den meisten Fällen. Das Erkrankungsrisiko sinkt damit, aber es ist nicht gleich null. Sollten Viren sich durchsetzen und die Erkrankung ausbrechen, spricht man von Impfdurchbruch. Das heißt aber noch nicht, dass derjenige dann schwer krank werden muss. Beim Impfschutz spielt zum Beispiel auch die Immunantwort eines Geimpften eine wichtige Rolle; das heißt, wie viele Antikörper gegen das Coronavirus gebildet werden und wie lange diese im Körper aktiv bleiben. Weniger Antikörper und somit eine schwächere Immunität bilden nach aktuellem Kenntnisstand zum Beispiel ältere Menschen und Menschen mit Erkrankungen des Immunsystems. Daher ist die Drittimpfung so wichtig. 3. Für wen ist die Drittimpfung wichtig und wo bekommt man sie? Wir sind gerade mitten in der Auffrischung des Impfschutzes unserer Bürgerinnen und Bürger. Besonders ältere Menschen und chronisch Erkrankte sollten ihre Impfung 5 bis 6 Monate nach der Zweitimpfung auffrischen. Mittlerweile wird die sogenannte Boosterimpfung aber jedem Interessierten angeboten und ist nach fünf Monaten möglich. Es gibt aber einige Personengruppen, denen sie dringend empfohlen wird. Das sind Personen über 60 und BewohGesundheit nerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen. Außerdem Personen, die eine vollständige Impfserie mit einem Vektor-Impfstoff erhalten haben. Um einen bestmöglichen Schutz für die besonders vulnerable Gruppe der Pflegeheimbewohner zu erreichen, sollten sich auch Beschäftigte in Pflegeeinrichtungen impfen und auffrischen. 4. Gibt es einen Zusammenhang zwischen Impfung und Inzidenz? Den gibt es definitiv. Die Grafik zeigt, dass vor allem die Personengruppe über 60 Jahre eine besonders hohe Impfquote hat. Hier ist auch die Inzidenz am niedrigsten. Aktuell können sich Jugendliche erst ab 12 impfen lassen. Entsprechend niedrig ist die Impfquote und entsprechend hoch die Inzidenz. Der Zusammenhang ist auch bei der größten Personengruppe im Landkreis erkennbar, den Erwachsenen bis 60. Hier haben wir immer noch ein hohes Potenzial, die Pandemie aktiv durch Impfungen zu bekämpfen. 5. Wie steht es mit der Impfung der unter 12-Jährigen? Am 25.11. hat die Europäische Arzneimittel-Agentur den Impfstoff von BioNTech/Pfizer für 5- bis 11-Jährige freigegeben. Daher erwarte ich im Laufe des Dezembers eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) in Deutschland. Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin hat sich dafür ausgesprochen, die Impfung ausschließlich mit dem „Kinderimpfstoff“ durchzuführen. Dieser wird vom Hersteller BioNTech derzeit produziert. Vor Ort müssen wir auf diese nächsten Schritte noch warten. Ich denke, ab Ende 2021 können wir den jüngeren Kindern einen guten und sicheren Impfschutz anbieten. Entsprechende Impfkapazitäten sind bereits reserviert. (st) 800 600 400 200 Über 60 Gesamt 19 bis 59 Unter 18 Über 60 Gesamt 19 bis 59 Unter 18 68,2 % 19,5% 74,6% 88,2% Impfungen und Inzidenz nach Altersgruppen Impfquote Inzidenz Stand 30.11.2021 Stand 28.11.2021 18
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