Kreis.BLICK!

In der Integrierten Leitstelle (ILS) in Fürstenfeldbruck gehen die Notrufe unter der Nummer 112 ein. Leit- stellendisponenten schicken die erforderlichen Helfer und behalten den Überblick über die Einsatzkräfte, freie Krankenhausbetten und vieles mehr. „Damit das benötigte Einsatzleitsystem einwandfrei funktioniert, kümmert sich ein eigenes Rechenzentrum um die Technik und 2 Stamm- datenversorger achten darauf, dass alle Daten immer aktuell sind“, erklärt Roman Köhler, stellvertretender Betriebsleiter der ILS. Lebensretter im Hintergrund Integrierte Leitstelle Fürstenfeldbruck Auf der B471 hat ein LKW einen Mopedfahrer übersehen, mein Mann ist umgefallen und atmet nicht mehr, der Kuhstall meines Nachbarn brennt, auf dem Am- mersee ist ein Segelboot geken- tert und mehrere Personen sind im Wasser, ein Bewohner unseres Seniorenheims hat einen Schlag- anfall – in einem unscheinbaren Gebäude geht es rund um die Uhr ums Lebenretten. Auf den Tischen und an den Wänden sind unzähli- ge Bildschirme, dazwischen sitzen ein paar Menschen, die permanent telefonieren und Notfälle in ihre Computer eingeben. Wir sind in der Integrierten Leitstelle (ILS) in Fürstenfeldbruck. Hier landen alle Anrufer aus den Landkreisen Da- chau, Fürstenfeldbruck, Landsberg und Starnberg, die die 112 gewählt haben. Die Mitarbeiter an den Telefonen, die sogenannten Leitstellendisponenten, müssen dann innerhalb kürzester Zeit entscheiden, ob es ein Notfall ist, und für alles eine Lösung finden. „Das ist manchmal gar nicht so einfach, wenn der Anrufer sehr aufgeregt ist. Da wir die benötigten Informationen nur über die Sprache bekommen, stellen wir dann Fragen. Auch wenn diese viel- Blaulicht leicht etwas komisch wirken, sind sie dennoch wichtig für die Entscheidung, welche Hilfskräfte und wie viele davon gebraucht werden“, erzählt Veronika Daubner aus dem Alltag. Immer den Überblick behalten Sie ist eine Leitstellendisponentin. Um zumindest etwas zu verstehen, was so ein Job alles umfasst, braucht es als Au- ßenstehender schon ein paar Stunden. Denn bis die Helfer alarmiert werden, haben die ILS-Mitarbeiter schon die Situation eingeschätzt, dies in das Sys- tem eingegeben und sich einen Über- blick verschafft, wo die benötigte Hil- fe gerade verfügbar ist. Dafür ist das Einsatzleitsystem unverzichtbar. Auf 5 Bildschirmen pro Mitarbeiter werden Standort und Verfügbarkeit sämtlicher Einheiten angezeigt, beispielsweise: � Feuerwehren inklusive aller Fahrzeuge � Rettungswägen � Notärzte � First Responder (ehrenamtliche medizinische Helfer vor Ort) � Krankenhäuser (Auslastung Notaufnahme und freie Betten der einzelnen Fachabteilungen) � Psychosoziale Notfallversorgung, Krisenintervention � Rettungshunde Mitarbeiter den Überblick. Bei einem Feuerwehreinsatz ist immer ein Ein- satzleiter vor Ort, beim Rettungsdienst erst bei größeren Problemen, beispiels- weise einer Massenkarambolage auf der Autobahn. Ist ein Einsatz zu Ende, so müssen sich alle Rettungskräfte bei der ILS rückmelden. Zum einen damit sie für neue Notfälle eingesetzt werden können, zum anderen aber auch zu ihrem Schutz. Denn schließlich kann auch Helfern mal etwas passieren. Damit die Leitstellendisponenten all diese sehr verantwortungs- und an- spruchsvollen Aufgaben leisten können, sind gleich zwei Ausbildungen Voraus- setzung: eine im Rettungsdienst und eine bei der Feuerwehr. Diese Kenntnis- se werden bei der Ausbildung zum Leit- stellendisponenten dann vertieft und mit einer staatlichen Prüfung an der Feuer- wehrschule Geretsried abgeschlossen. Landratsamt unterstützt bei Großschadenslagen Trotz aller Qualifikation gibt es Situa- tionen, da braucht selbst die ILS Hilfe. Dies ist der Fall, wenn von einem Ereig- nis sehr viele Menschen betroffen sind und sich die Schäden nicht in kurzer Zeit beseitigen lassen, wie zum Beispiel bei Hochwasser. Dann übernimmt im betroffenen Landkreis die Kreiseinsatz- zentrale die Koordinierung der örtli- chen Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW. „Es ist sehr sinnvoll, dass bei Großschadenslagen Mitglieder der Füh- rungsgruppe Katastrophenschutz, der Kreisbrandinspektion und die Unter- stützungsgruppe Örtliche Einsatzlei- tung uns den Rücken freihalten. Denn ‚normale‘ Notfälle wie Herzinfarkte gibt es auch in diesen Situationen, viel- leicht sogar noch mehr“, erläutert Bernd Brach, der Geschäftsleiter der ILS. Im Landkreis Dachau ist die Kreiseinsatz- zentrale derzeit bei der Feuerwehr in Da- chau untergebracht. Wenn die neue Ka- tastrophenschutzhalle in Hebertshausen fertiggestellt ist, wird sie dorthin verlegt. Helfen Sie der ILS Auch die ILS wird in nächster Zeit in neue Räumlichkeiten umziehen. Damit ist ein großer Wunsch der Verantwort- lichen und Mitarbeiter in Erfüllung gegangen. Dennoch hat Leitstellendis- ponentin Veronika Daubner noch 3 An- liegen an die Bürger: 1. Warten Sie bei einem Anruf bitte, bis wir sagen: „Danke, Sie können jetzt auflegen.“ Haben wir die Nummer � Einsatzleiter Rettungsdienst bei 2 bis 3 Personen, Sanitätseinsatzlei- tung, Örtlicher Einsatzleiter � Katastrophenschutzfahrzeuge � Wasserrettung � Hubschrauber Wenn im eigenen Leitstellenbereich die erforderliche Hilfe nicht verfüg- bar ist, können die gleichen Informa- tionen auch von allen anderen bayeri- schen Leitstellen eingesehen werden. Zusätzlich zu diesen Diensten braucht es manchmal noch weitere Einrich- tungen vor Ort. Hat zum Beispiel ein Tiertransporter einen Unfall, wird das Veterinäramt informiert. Fließen Gift- stoffe in den Boden, muss das Wasser- wirtschaftsamt aktiv werden. Nach der Alarmierung ist die Arbeit der Disponenten noch nicht getan. Wenn nötig unterstützen sie auch den Anru- fer, bis die Rettungskräfte eintreffen, zum Beispiel wie er Erste Hilfe leisten kann. „Die meisten Anrufer benutzen heutzutage ein Handy oder zumindest ein Mobilteil. So können sie uns zum Notfall mitnehmen. Ist eine Wieder- belebung notwendig, geben wir genaue Anweisungen und können den Takt für die Herz-Rhythmus-Massage vor- geben“, kann Veronika Daubner beru- higen. Auch während des Einsatzes der professionellen Helfer behalten die ILS- des Anrufers noch nicht, dann kön- nen wir keine unter Umständen le- bensrettenden Fragen stellen. 2. Wenn Silvester wieder gefeiert wer- den darf wie früher, seien Sie bitte etwas umsichtiger. Das war in der ILS immer der schlimmste Tag im Jahr. Es gab so viele Verletzte und manchmal sogar Tote aus Leicht- sinn oder weil die Beteiligten be- trunken waren. 3. Wählen Sie die 112 nur, wenn es wirklich ein Notfall ist. Für alle nicht lebensbedrohlichen Situatio- nen gibt es andere Ansprechpartner. Die wichtigsten haben wir Ihnen im Infokasten zusammengestellt. So helfen Sie, die Leitungen nicht zu belegen, wenn es wirklich um Leben und Tod geht. Wenn es nicht ganz so dringend ist Ärztlicher Bereitschaftsdienst � Für Erwachsene und Kinder � In Praxen oder Hausbesuche  116117 www.116117.de Apothekennotdienst  (0800) 00 22 833 www.aponet.de Giftnotruf  (089) 19240 KVB-Bereitschaftspraxis Am Helios Amper-Klinikum Dachau Krankenhausstraße 15, 85221 Dachau Mo, Di, Do: 18.00–21.00 Uhr Mi, Fr: 16.00– 21.00 Uhr Sa, So, Feiertag: 09.00–21.00 Uhr Telefonseelsorge (0800) 11 10 111 oder (0800) 11 10 222 Wichtige Telefonnummern Feuerwehr, Rettungswagen  112 Polizei  110 Im Notfall 84 Gemeinden und Städte mit etwa 635.000 Einwohnern Landkreise 4 mehrere große Seen 60 km Flüsse Feuerwehren inkl. Werk- und Betriebsfeuerwehren 237 Rettungs- wachen 12 Rettungsdienst- Stellplätze 7 Notarztstandorte 10 Helfer-vor-Ort und First-Responder-Dienste 41 Kliniken 16 Bundesautobahnen 122 km Zahlen und Fakten zur Integrierten Leitstelle Fürstenfeldbruck EINSATZGEBIET EINSÄTZE 2020 Einsätze med. Notfallrettung 76.746 Einsätze Helfer-vor-Ort / First Responder 7.803 Patienten- zuweisungen in Krankenhäuser über Bettenmanagementsystem 28.169 Einsätze Krankentransport 19.748 Einsätze Intensivtransport 1.468 Einsätze Feuerwehr 5.956 ... davon 1.447 im Landkreis Dachau Notrufe insgesamt, davon ... 197.000 13 Kreis. BLICK ! — Oktober 2021 12

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