Kreis.BLICK!

Brot, Fleisch, Wurst, Gemüse, Obst, Mehl, Ge- tränke, Honig, Schokolade, Kaffee – all diese Lebensmittel werden direkt bei uns im Landkreis produziert. Und die Liste ließe sich sogar noch verlängern. Das ist Heimat, die man schmeckt. Wussten Sie, dass bestimmte Berufe in diesem Bereich zum Handwerk zählen? Sie werden gerne als Genusshandwerker bezeichnet: Bäcker, Konditor, Metzger, Müller, Brauer. Ein Besuch in den Produktionsstätten macht klar, warum: Auch wenn Arbeitsschritte von Maschinen erledigt werden kön- nen, sind es dennoch Hände, die mit viel Erfahrung den Ge- schmack des Dachauer Lands schaffen. Sie formen geschickt die Brez’n, sie verzieren kunstvoll die Torten, sie schneiden exakt das Filet, sie trennen die Spreu vom Weizen und sie geben dem Bier seinen Geschmack. Unsere Genusshandwer- ker sind aus vielen Gründen für unsere Heimat wichtig. Sie stehen für Qualität, Transparenz, Klimaschutz und Wirt- schaftskraft im Landkreis. Qualität bei Zutaten, Herstellung und Personal In den Backstuben und Konditoreien, Metzgereien, Sud- häusern und Mühlen entstehen hochwertige Nahrungsmit- tel. Dies liegt zum einen an den Zutaten. Hier setzen die Betriebe auf Lieferanten aus der Region und damit natürlich auf beste Qualität. Verarbeitet werden die Zutaten nach Re- zepten und Verfahren, die oft schon von Generation zu Ge- neration weitergegeben und immer weiter verbessert wurden. So ist jeder Genusshandwerker einzigartig und das ist auch der Unterschied zur industriellen Fertigung. Das heißt aber nicht, dass in den Betrieben nichts Neues an- geboten wird, ganz im Gegenteil. Auch hier werden Trends und Wünsche der Kunden aufgenommen. Neben Brez’n und Bau- ernbrot gibt’s zum Beispiel in den Bäckereien auch Pizzateig und Burgersemmeln. Die Metzgereien haben neben Würstel und Nackensteaks für die Grillmeister auch Flat Iron und Spider Steaks zur Auswahl. Innungsobermeister von Dachau und Frei- sing, Werner Braun, erklärt: „Dadurch, dass wir noch alles selbst machen, können wir ganz auf die Wünsche der Kunden ein- gehen und zum Beispiel auch vegetarisches Catering anbieten.“ Gluten-Unverträglichkeit ist derzeit in aller Munde und na- türlich auch bei den Bäckern ein Thema. In einer Backstube ist viel Mehlstaub in der Luft, daher braucht es einen extra Raum, um glutenfreie Backwaren herzustellen. Nicole Schön, Innungsobermeisterin der Bäcker im Landkreis Dachau, setzt hier auf Tradition: „Wenn Teige viel Zeit zum Reifen haben und außerdem keine Zusatzstoffe verwendet werden, dann können auch Menschen mit einer Gluten-Unverträglichkeit reines Weizenbrot essen.“ Neben Zutaten, Rezepten und Produktionsweise ist ein wei- terer Faktor sehr wichtig für die Qualität im Genusshand- werk, das Fachpersonal. Die bayerische Initiative „Ihre regio- nalen Genusshandwerke“ bringt es auf den Punkt: „Qualität muss man nicht nur wollen, man muss sie auch können.“ Dies gilt auch für den Verkauf. Die gelernten Fachverkäu- fer kennen natürlich ihre Produkte und haben persönliche Tipps parat, sie kennen nämlich auch ihre Stammkunden. Transparenz bei Lieferanten und Fertigung „Man kennt sich“ trifft ebenso auf die Lieferanten der Ge- nusshandwerker zu. Hier wird nicht experimentiert. Wenn es passt, dann halten Geschäftsbeziehungen viele Jahre. Bei den Metzgern ist die Zusammenarbeit mit den Landwirten als Lieferanten besonders entscheidend. Denn Fütterung und Tierhaltung beeinflussen die Qualität des Fleischs direkt. Fragen Sie den Genusshandwerker Ihres Vertrauens doch mal, wo seine Zutaten herkommen. Er wird Ihnen diese In- formation sicher gerne und ohne zu zögern geben können. Metzger-Innungsobermeister Werner Braun verspricht sogar: „Wir können Ihnen bei jedem Stück Fleisch sagen, wo es her- kommt.“ Viele Betriebe geben in Führungen, Kursen oder zu be- stimmten Aktionstagen noch mehr Einblicke in die Ferti- gung. Auch hier lohnt das Nachfragen. Klimaschutz durch Nähe und Verpackung Die Wege der heimatlichen Schmankerln sind kurz: Von DAHoam sind die Zutaten, hier wird produziert und verkauft. Schiffe und Flugzeuge braucht es nicht. Dadurch wird sehr viel CO 2 eingespart, das Klima und die Umwelt geschützt, und natürlich ist alles extra frisch, was vor Ort angebaut und produziert wird. Außerdem sind wir so unabhängig von inter- nationalen Lieferketten und müssen nie in leere Regale schau- en. Selbst zu Beginn der Corona-Pandemie waren die Nudel- regale bei den Direktvermarktern im Landkreis nie leer! Auch in Sachen Verpackung punkten die regionalen Le- bensmittel. Statt reine Plastikverpackungen wie in Super- märkten werden hier Papier, Glas und immer mehr auch eigene Gefäße verwendet. Das Landratsamt setzt sich für die klimafreundliche Verpackung bereits mit 2 Kampagnen ein: Mit „Aufgfüllt werd“ unterstützen wir den Umstieg von Einwegbechern auf umweltfreundliche Mehrwegbecher. Im Mai dieses Jahres kam nun „Aufgetischt werd im Dachauer Land“ dazu. Ab 2023 sind Betriebe verpflichtet, neben Ein- wegverpackungen auch Mehrweggeschirr anzubieten. Um hier möglichst kundenfreundlich zu sein, hat der Arbeits- kreis „Mehrweggeschirr“ 2 vielseitige Pfandsysteme aus- gesucht. Kunden können in Zukunft ihre Pfandgefäße bei jedem Betrieb zurückgeben, der mitmacht. Marlene Christ von der Wirtschaftsförderung ist sich sicher: „Je mehr dies sind, desto besser werden die ausgesuchten Pfandsysteme von den Kunden angenommen.“ Steuern und Arbeit im Landkreis 29 Metzgereien, 28 Backstuben, 9 Konditoreien, 7 Sudhäuser und 2 Getreide-Mühlen, das sind in der Summe 75 Betriebe – allein schon die Anzahl macht deutlich, die Genusshandwer- ker sind wichtig für die heimische Wirtschaft. Sie versorgen uns mit hochwertigen Lebensmitteln, zahlen hier ihre Steu- ern und bieten sichere Arbeits- und Ausbildungsplätze. Leider hat sich die Anzahl der Betriebe in den letzten Jahrzehnten aber deutlich reduziert. So gibt es zum Beispiel nur noch halb so viele Bäckereien wie in den 1950ern. Bei den Müllern ist die Entwicklung noch dramatischer. Gab es in den 1930ern noch 40 Ge- treidemühlen, sind es heute nur noch 2. Große Lebens- mittelfabriken, Supermärkte auf der grünen Wiese und veränderte Vorlieben beim Essen und Trinken haben vielen Genusshandwerkern zugesetzt. Die Innungsobermeisterin der Dachauer Bäcker führt noch weitere Punkte an, die sie und ihre Handwerkskollegen Zeit und Geld kosten: „Wer mit der Zeit gehen möchte, muss laufend in moderne Geräte investieren. Zusätzlich fordern uns die gesetzlichen Doku- mentationspflichten einfacher betrieblicher Abläufe.“ Auch von der Corona-Pandemie sind die Lebensmittelbetriebe betroffen. Obwohl sie durchgehend öffnen durften, haben sie dennoch Verluste, da die Lieferungen an Firmen und für Veranstaltungen wegfielen. Deshalb mussten schon die ers- ten Betriebe schließen. Natürlich unterstützt die Wirtschaftsförderung im Land- ratsamt in dieser besonderen Zeit auch die Firmen beson- ders. Alle neuen gesetzlichen Vorgaben oder Fördermög- lichkeiten werden möglichst tagesaktuell auf der Homepage unter   www.dachauer-land.com veröffentlicht. Zudem sind die Kolleginnen täglich unter  (08131) 74 252 erreich- bar. „Alles, was wir nicht direkt selbst klären können, fragen wir bei den zuständigen Stellen nach oder vermitteln den richtigen Ansprechpartner dafür. Auch die regulären Be- ratungsangebote werden weitergeführt. Wir tun alles, was uns möglich ist, damit der Landkreis Dachau ein handwer- kerfreundlicher Landkreis bleibt“, erklärt der Leiter unserer Wirtschaftsförderung Johann Liebl. Regionales kaufen Das Corona-Jahr 2020 hatte auch etwas Gutes, es brachte beim Essen und Trinken einen Wendepunkt. Ob jung, ob alt: Hofläden, Schmankerlautomaten und die Betriebe des Ge- nusshandwerks werden nicht mehr nur nebenbei, sondern ge- zielt angesteuert. Es macht auch offensichtlich Spaß, bewusst nachhaltig zu konsumieren und sich mit Produkten einzude- cken, deren Herkunft man kennt. Der Gewerbeverein „Da- chau handelt“ hat auf diesen Trend reagiert. Auf seiner Home- page können Sie recherchieren, wo es regionale Produkte zu kaufen gibt: www.dachau-handelt.de/direktvermarkter Landrat Stefan Löwl genießt selbst oft Heimisches: „Wir ha- ben direkt vor der Haustür ein reiches Angebot an regionalen Lebensmitteln und Menschen, die diese mit viel Sorgfalt und Begeisterung herstellen und verkaufen. Lassen Sie uns ‚unser‘ Essen und Trinken kaufen und die Kinder für die Berufe be- geistern. Damit das Genusshandwerk im Landkreis Dachau auch weiterhin DAHoam ist.“ (mc, mf) Regionale Wirtschaft 8 9 Kreis. BLICK ! — Juli 2021 Heimat, die man schmeckt Genusshandwerk Werden Sie Genusshandwerker! Noch auf der Suche nach einer Ausbildung, in der Kreativität gefragt ist und die später einen sicheren Arbeitsplatz bietet? Dann wäre eine Lehre im Genusshandwerk vielleicht etwas für Sie. Die Auswahl hier ist groß: Das Besondere dabei ist: Jeden Tag hält man das Ergebnis seiner Arbeit in der Hand. Bei den Besuchen in den Betrieben waren sich die Auszubildenden einig: Wer die Liebe zu den Zutaten und Produkten mitbringt, für den wird der Beruf zur Berufung. Der Arbeitsalltag ist auch nicht mehr so wie früher. Wussten Sie, dass zum Beispiel beim Metzger das Schlachten nicht mehr im Vordergrund steht? Heutzutage hat dieser Beruf auch viel mit modernen Ma- schinen und der Lebensmittelverarbeitung an sich zu tun. Bei der Ausbildung zum Brauer sind Technik, Chemie und Physik wichtig, ein Müller muss sich ebenfalls mit Technik, Maschinen und Physik auskennen. Kein Wunder, dass Konditor-Lehrling Jonas Fondaj meint: „Es gibt für mich keinen Beruf, den man mit Abitur nicht machen soll.“ Egal ob Mittelschüler oder Abiturient, jeder bekommt in den familiären Betrieben die Unterstützung, die er braucht. Und nach der Ausbildung gibt es viele Möglichkeiten, weiterzumachen: Meister, Techniker, verschiedene Studiengänge und vielleicht irgendwann der eigene Betrieb. Noch eine gute Nachricht zum Schluss: Fast alle Genusshand- werker im Landkreis Dachau bilden aus. Also am besten gleich nachfragen! z Bäcker/-in z Metzger/-in z Konditor/-in z Verfahrenstechnologe/-in in der Mühlen- und Getreidewirtschaft z Brauer/-in und Mälzer/-in z Verkauf: Fachverkäufer/-in im Lebensmittelhandwerk – Fachrichtung Bäckerei oder Metzgerei, Konditoreifach- verkäufer/-in Kreis. BLICK ! Jun Jonas Fondaj, Louis Häuserer und 74 weitere Azubis im Genusshandwerk können mehr erzählen über die Ausbildun- gen in diesem Bereich. Auf Instagram gibt es bei starkmacher_genusshandwerke_by weitere Infos dazu.

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