Kreis.BLICK!

* Zum Redaktionsschluss am 15.03. setzte die Bundesregierung vorsorglich die Corona-Schutzimpfungen mit dem Impfstoff des Herstellers AstraZeneca aus. Nach einer Häufung (7 Fälle bei über 1,4 Millionen Impfungen in Deutschland) von Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung hält das Paul-Ehrlich- Institut weitere Untersuchungen für notwendig. Die Europäische Arzneimittel-Agentur wird zeitnah entscheiden, ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffs auswirken. 4 5 Kreis. BLICK ! — März 2021 Ach, wie wäre es schön, wenn alles wieder so wäre wie vor Corona. Wenn man doch nur mal schnell die Welt retten könnte – diesen Wunsch haben si- cherlich viele. Eine schnelle Rettung gibt es zwar leider nicht, aber Ende Dezember 2020 begann ein neuer Weg in Richtung mehr Normalität. Fast wäre es ein Weihnachtsgeschenk geworden: 20 Land- kreisbürger erhielten am 27. Dezember ihre erste Corona- Impfung. Natürlich gehörten alle der höchsten Impfpriorität- Gruppe an: Sie waren entweder über 80 Jahre oder arbeiten in einer pflegerischen oder medizinischen Einrichtung mit höchstem Ansteckungsrisiko. Zwischenzeitlich sind 14.893 Landkreisbürger 1x geimpft und 5.397 sind bereits 2x ge- impft (Stand: 15.03.2021). Das Personal in den Impfzentren erlebte bei allen Dankbarkeit, Freude sowie Erleichterung. Das ist verständlich, betrachtet man die Gefahren für Risi- kogruppen und die Auswirkungen der Pandemie. Impfen statt Einschränkungen Über 2,5 Millionen Erkrankte und 73.656 Tote, das ist die erschreckende Corona-Statistik in Deutschland – bisher. Im Landkreis Dachau erkrankten bis 15.03.2021 insgesamt 5.993 Menschen, 127 starben an oder mit Corona. Ärzte gehen da- von aus, dass 10 bis 20 % der Genesenen über Monate und Jahre mit Spätfolgen zu kämpfen haben. Einschränkungen und Tests waren lange die einzigen Möglichkeiten, um die Be- völkerung vor noch schlimmeren Situationen zu schützen. Mit den Impfungen hat sich nun eine Alternative dazu aufgetan. Die Impfstoffe von BioNTech/Pfizer, Moderna, AstraZe- neca und Janssen (Johnson & Johnson) sind bisher von der Europäischen Arzneimittel-Agentur zugelassen.* Entspre- chend der Impfempfehlung der Ständigen Impfkommis- sion (STIKO) in Deutschland startete die Bundesregierung im Dezember 2020 ein Impfprogramm. Impfen-Spezial Erfolgreiche Impfprogramme Impfprogramme gegen Viren sind nichts Neues. In der Vergangenheit gibt es mehrere erfolgreiche Beispiele dafür. In den 1950er und 1960er Jahren verstarben sehr viele Menschen am Pockenvirus. Durch welt- weite Impfprogramme ist die Krankheit seit etwa 1980 ausgerottet. 10 bis 20 % der Erkrankungen an Kinderlähmung haben einen schweren Verlauf. Durch die 1962 inDeutschland eingeführte Polio- Schutzimpfung gingen die Erkrankungen in drei Jahren um 99 % zurück. Horst Oschmann (91), der ehemalige Geschäftsführer des BRK Kreisver- bands Dachau, hat Polio noch miterlebt: „Es war grausam, zu sehen, wie jemand in einer eisernen Lunge lag und das bis zu seinem Tod.“ Geprägt von diesen Bildern hat er darum jede Impfmöglichkeit an- genommen, auch die gegen Covid-19. Sich und die Mitmenschen schützen Astrid Christmann (80) bringt den Sinn der Impfung auf den Punkt: „Ich finde die Impfung wichtig zum Eigenschutz und zum Schutz der anderen.“ Denn nicht alle können ge- impft werden, so zum Beispiel Schwangere oder manche Schwerstkranke. Sie sind darauf angewiesen, dass sich circa 70 % der Bevölkerung impfen lassen. Wenn das erreicht ist, kann sich das Coronavirus nicht weiter ausbreiten und damit sind auch die nicht Geimpften geschützt. Der Weg zu mehr Normalität wird also neben flächendeckenden Schnelltests davon abhängen, wie viele Menschen sich impfen lassen. Daher ruft Landrat Stefan Löwl auf: „Ich bitte alle Land- kreisbürgerinnen und Landkreisbürger, melden Sie sich zur Impfung an und nehmen Sie das Terminangebot wahr, wenn Sie es erhalten. Keiner der Impfstoffe ist bei uns bisher ein Ladenhüter, alle sind ‚Bestseller‘. Ich wünsche mir sehr, dass dies so bleibt.“ Rund um das Thema Impfen gibt es aber oft auch Unsicher- heiten. Darum haben wir mit Hilfe unseres Versorgungs- arztes Dr. Christian Günzel, der auch ärztlicher Leiter der Impfzentren sowie der Teststrecke des Landkreises ist, die Antworten auf 15 Fragen dazu für Sie zusammengestellt. 1. Wer kann sich impfen lassen? Grundsätzlich kann sich aktuell jeder über 18 Jahre impfen lassen. Wer sehr viele Vorerkrankungen oder Allergien hat, sollte davor mit dem Hausarzt oder den Fachärzten spre- chen. Auch Frauen mit Kinderwunsch können sich gegen Covid-19 impfen lassen. Schwangeren und Stillenden hin- gegen rät die Ständige Impfkommission generell nicht zur Impfung, da bisher keine Daten dafür vorliegen. 2. Was kostet die Impfung? Für alle Menschen, die ihren ständigen Hauptwohnsitz in Deutschland haben, ist die Impfung kostenlos. 3. Was muss ich tun, wenn ich geimpft werden möchte? Wenn Sie sich impfen lassen möchten, müssen Sie sich dafür anmelden. Egal wie alt Sie sind, machen Sie am besten schon jetzt den ersten Schritt zur Impfung: z Über das Internet: Die Bayerische Staatsregierung hat für die Anmeldung das Online-Registrierungssystem impfzentren.bayern/citizen vorgesehen. Das Ver- fahren ist wirklich sehr einfach und lässt sich in etwa 5 Minuten erledigen. y Als Erstes müssen Sie eine E-Mail-Adresse angeben. y An diese wird ein Bestätigungslink geschickt. Wenn Sie auf den Link geklickt haben, können Sie die Registrie- rung fortsetzen. y Nun müssen Sie einige Daten und eine Telefonnummer (auch Festnetz) eingeben. Außerdem können Sie Anga- ben zur beruflichen Tätigkeit, zu Ihrer Kontaktsituation sowie zu Ihrer Gesundheit auswählen. y Eine erfolgreiche Anmeldung wird Ihnen per E-Mail be- stätigt. Termine werden Ihnen automatisch angeboten, wenn Sie an der Reihe sind. Aktuell können bis zu 5 Personen mit einer E-Mail-Adres- se angemeldet werden. Bitte unterstützen Sie daher Men- schen, von denen Sie wissen, dass diese sich nicht selbst über das Internet anmelden können. z Telefonisch: Sollte Ihnen eine Online-Anmeldung nicht möglich sein, können Sie sich auch telefonisch anmelden unter der Telefonnummer  116 117 (Montag bis Sams- tag jeweils von 9 bis 13 Uhr). Wenn Sie unter dieser Num- mer Probleme haben, so helfen Ihnen unsere Mitarbeiter des Bürgertelefons im Landratsamt gerne weiter. Sie errei- chen diese unter (08131) 74-250. Bitte gehen Sie nicht ohne Termin zum Impfzentrum. Sie können sich dort nicht persönlich anmelden und werden auch nicht direkt geimpft. 4. Wann kann ich geimpft werden? Wann Sie an der Reihe sind, wird durch die Corona-Impf- verordnung von der Bundesregierung verbindlich festgelegt. Für die Einstufung sind generell das Alter, berufliche Anste- ckungsgefahr und gesundheitliche Risikofaktoren wie Blut- hochdruck, Asthma, Krebs, Diabetes, Demenz oder geistige Behinderung entscheidend. Als Erstes werden beispielswei- se Personen über 80 Jahre geimpft, Bewohner und Personal von stationären und teilstationären Pflegeeinrichtungen und Beschäftigte in medizinischen Einrichtungen mit besonders hohem Ansteckungsrisiko. In der nächsten Gruppe sind dann die über 70-Jährigen an der Reihe, enge Kontaktper- sonen von Pflegebedürftigen und Berufsgruppen mit hohem Ansteckungsrisiko, darunter auch Lehrer und Polizisten. Um neue Impfstoffe oder zukünftige Lockerungen zu berücksich- tigen, wird die Impfreihenfolge immer wieder angepasst. Auf unserer Homepage finden Sie die aktuellste Corona-Impfver- ordnung sowie auch Informationen zur neuen Bayerischen Impfkommission. Diese prüft, ob Bürger mit seltenen Er- krankungen die Corona-Schutzimpfung abweichend von der eigentlichen Priorisierungsreihenfolge bekommen können. Ein genauer Zeitraum für die eigene Impfung lässt sich aus der Corona-Impfverordnung leider nicht ausrechnen. Dieser hängt stark davon ab, in welchen Mengen die Impfstoffe dem Landkreis Dachau zugeteilt werden. Sobald eine Lieferung angekündigt ist, werden neue Termine freigeschaltet. Die- se vergibt das Impfregistrierungssystem automatisch gemäß der Corona-Impfverordnung. Das Gesundheitsamt und die Impfzentren haben darauf keinerlei Einfluss. 5. Wie erfahre ich, dass ich einen Impftermin bekomme? Nach der Anmeldung müssen Sie nichts weiter tun, als zu warten. Haben Sie sich online angemeldet , so werden Sie per E-Mail oder SMS informiert. Sie können sich dann auf dem Impfportal einen Termin heraussuchen. Leider gab und gibt es hier aber immer wieder Doppelanmeldungen, so dass es auch mehrere Tage dauern kann, bis man tatsächlich einen freien Termin findet. Haben Sie sich telefonisch angemel- det , so werden Sie angerufen. Mit dem ersten Termin wird Ihnen automatisch auch gleich ein Termin für die notwendi- ge zweite Impfung zugeteilt. Beim Serum von Janssen reicht die einmalige Impfung. Bitte beachten Sie: Die Impfzentren werden Sie nie telefo- nisch oder per E-Mail auffordern, ihre Kontodaten herauszu- geben oder Geld zu überweisen. Das Impfangebot ist kosten- los und es kann auch kein Impfstoff gekauft werden. Wenn sich deshalb jemand bei Ihnen meldet, gehen Sie nicht darauf ein und wenden Sie sich an die Polizei. 6. Was ist der Unterschied zwischen den Impfstoffen? Derzeit sind in Deutschland vier Impfstoffe zugelassen. Sie alle enthalten einen „Bauplan“, der unseren Körper dazu bringt, ein wichtiges Eiweiß der Coronavirus-Oberfläche herzustellen. Dieses ist körperfremd und löst deshalb eine Produktion von Antikörpern aus. Dringt zu einem späteren Horst Oschmann (91) war der erste Landkreisbürger, der geimpft wurde. Der ehemalige Geschäftsführer des BRK Kreisverbands Dachau hat gesehen, welche schrecklichen Folgen Infektionskrankheiten wie zum Beispiel Kinderlähmung haben können. Darum war es für ihn selbstverständlich, sich impfen zu lassen. Die Grundschullehrerin Sonja Gudera freute sich wie viele andere Lehrer und Erzieher über ihre höhere Priorisierung und ließ sich mit AstraZeneca impfen. Ihre Begründung: „Ich möchte mich, die Schüler und die Kollegen schützen.“ Stand der Informationen: 15. März 2021 Mit zwei Piksen zu mehr Normalität

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