Kreis.BLICK!

Familienzeitschriften, Volks- kalender und Kinderbücher machten den Osterhasen dann populär. Die Häschen- schule von Albert Sixtus ken- nen sicherlich viele der älteren Generation noch. Hahn statt Hase Im Dachauer Land brachte früher aber der Hahn die Eier. Er legte sie in spe- zielle Gockelnester mit Umzäunung. Diese wurden von den Kindern selber hergerichtet. Je nach Ort, wurden diese Nester sehr unterschiedlich gebaut. Den Hähnen ging es vor Ostern immer sehr gut. Denn oft wurden sie von den Kin- dern schon längere Zeit vorher mit Eier- schalen und Brot gefüttert. Vermutlich, damit sie extra viele Eier bringen. Dafür haben Kinder manchmal sogar mehrere Gockelnester gebaut. Eierspiele Nachdem die Eier gefunden waren, wurden sie nicht einfach nur gegessen. Im Dachauer Land gab es allerlei Spiele damit. Das Oarpecka (Eierpecken) wurde meist beim Osterfrühstück gespielt. Zwei Spieler stoßen dabei ihre Eier gegeneinander, entweder Spitze gegen Spitze oder runde Seite gegen runde Seite. Ge- winner ist der, dessen Ei nicht zerbricht. Beim Oarspechtn wurden Os- tereier von einer schiefen Ebene herabgerollt. Jeder Mitspieler ver- sucht, mit seinem Ei das Ei eines anderen zu treffen. Schafft er es, so bekommt er das Ei des anderen. Schon vor vielen Jahrhunderten wur- de das Ei ein wichtiger Bestandteil des Osterfests. Die Christen schenkten sich das klassische Osterei traditionell am Ostermorgen als Zeichen der Auf- erstehung. Sowie das Küken unversehrt aus der Schale schlüpft, so ist Jesus aus dem Grab auferstanden. Häufig waren sie rot gefärbt, weil Rot als kostbar galt und gleichzeitig auch Symbol für das Blut Christi bei der Kreuzigung war. Da die Hühner im Winter nicht so vie- le Eier legen, waren diese in der kalten Jahreszeit besonders wertvoll. Sie dien- ten früher als Pachtzins, konnten als Lohn an Dienstboten gegeben werden, als Geschenk an die Patenkinder und sogar als Liebesgabe. Wer suchet, der findet Die Tradition des Suchens an Ostern gibt es schon seit dem 17. Jahrhundert. Da Hennen nur weiße und braune Eier legen, brauchte es für die gefärbten Eier eine andere Erklärung. In unter- schiedlichen Gegenden Deutschlands brachte der Hahn, Storch, Fuchs, Ku- ckuck oder Kiebitz die Eier. Letztend- lich setzte sich der Hase durch, weil er eine Weile sitzt, bevor er loshoppelt. In dieser Zeit, so nahm man an, legt er die Ostereier. Bilderbogen, Oblaten, Ähnlich ist das Oarscheiben, auf Dach- auerisch auch als Oarwoigln bezeich- net, auf Hochdeutsch „Eierschieben“. Auf den Dörfern wurde mit zwei Re- chen eine schräge Rollbahn gebaut, in der Stadt verwendete man dafür zwei schmale Holzleisten. Jeder Mitspieler erhielt gleich viele Eier und dann konn- te es auch schon losgehen. Ziel war es, das Ei eines anderen zu treffen, denn dann durfte man es behalten. Osterspaziergang Wenn die Ostereier-Spiele nichts für Sie sind, wie wäre es dann mit einem Oster- spaziergang? Auch das ist ein österlicher Brauch, dessen Hintergrund der so- genannte Emmausgang ist. Bei diesem gesellte sich der auferstandene Jesus zu zweien seiner enttäuschten Jünger, die zu Fuß auf dem Weg nach Emmaus wa- ren. In unserem Dachauer Land haben wir so viel unberührte Natur und sogar Naturdenkmäler, die zu einem Osterspa- ziergang einladen. Christine Kerner, eine Kollegin aus der UnterenNaturschutzbe- hörde, hat einen Tipp für Sie: „Zwischen Puchschlagen und Machtenstein steht ein Naturdenkmal, eine fast 270 Jahre alte Stieleiche. Von Puchschlagen sind es etwa 2 Kilometer dorthin. Folgen Sie der Machtensteiner Straße. Idyllisch und ruhig geht es zuerst durch einen Wald, danach ist die mächtige Eiche schon von Weitem zu sehen. Eine Bank lädt ein, ge- mütlich zu verweilen. Vielleicht nehmen Sie sich ja auch die Zeit, sich den ein oder anderen Gedanken darüber zu machen, was diese alte Eiche wohl schon alles erle- ben durfte …“ Ostern ohne Ostereier, das geht gar nicht, oder? Der Spaß beim Fär- ben, Verstecken und Suchen ist in vielen Familien Tradition. Unsere Kreisheimat- pflegerin Dr. Birgitta Unger-Richter kennt allerlei Geschichten und Bräuche rund um dieses bunte Ostersymbol. Ei, Ei, Ei Gewaltig ist sie, die Stieleiche in Machtenstein. Das Naturdenkmal ist 25 Meter hoch und hat einen Stammumfang von 5 Metern. Wie viele Menschen es wohl braucht, um diesen besonderen Baum zu umarmen? 20 Das Oarpecka macht auch heute noch Spaß. Probieren Sie doch diesen oder einen anderen alten Brauch mal aus. Osterbräuche

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