Kreis.BLICK!
16 17 Kreis. BLICK ! — März 2021 Gemeinsam die Digitalisierung gestalten Kein WLAN in den Klassenzimmern, Schüler und Lehrer ohne Geräte für den Distanzunterricht – die Liste von Problemen an viele Schulen ist lang. Corona wirkt hier wie ein Brennglas und legt alles offen, was in den vergangenen Jahren in Sachen Digitalisierung versäumt wurde. Wir haben uns gefragt: Wie sieht es an den sieben staatlichen Schulen (siehe Infokasten) aus, für die der Land- kreis Dachau den Sachaufwand trägt? Sind diese in Sachen IT noch in der „Kreidezeit“ oder haben sie die Nase vorn? Dazu haben wir mit Michél Wenning gesprochen. Er ist Mitarbeiter im Sachgebiet „Kreisschulen und ÖPNV“, seit 2013 Leiter des EDV-Arbeitskreises der Systembetreuerinnen und Systembetreuer der Schulen und Mitbegründer des Arbeitskreises DachauDigital. Wo stehen unsere Schulen? Kann mit ihrer Ausstattung Unterricht auch digital stattfinden? Alle sieben Schulen haben eine gute EDV-Infrastruktur. Ich habe mich sehr gefreut, dass wir dies im letzten Jahr auch von einem externen EDV-Beratungsunternehmen bestätigt bekamen. Sein Urteil im Oktober 2020 war: Wir sind mo- dern bei der Netzwerkanbindung, WLAN-Infrastruktur, Präsentations- und Medientechnik sowie bei der Ausstat- tung mit stationären und mobilen Endgeräten. Sie mussten auf Corona gar nicht mit Neuanschaffungen reagieren? Doch, zu Beginn der Pandemie fehlten vielen Schülern noch Geräte, um zum Beispiel an einer Videokonferenz mit der Lehrkraft teilzunehmen. Inzwischen haben wir 1.735 neue Tablets beschafft und können jedem Schüler eines auslei- hen, der einen Bedarf gemeldet hat. Zudem haben wir im April 2020 für alle Bildungseinrichtungen im Landkreis Bildung Server angemietet. Auf diesen läuft die Open-Source-Soft- ware „BigBlueButton“. Diese Videokonferenz-Software ist einfach zu bedienen und die Nutzer müssen keinerlei Daten für die Teilnahme preisgeben. Hat BigBlueButton immer reibungslos funktioniert? Als bei der Schulöffnung im Januar dieses Jahres sehr vie- le Klassen dieses Programm gleichzeitig zu Unterrichtsbe- ginn nutzten, gab es Probleme. Wir sind froh, dass wir sehr schnell und unbürokratisch weitere Server anmieten und in Betrieb nehmen konnten, so dass es jetzt gut läuft. Wie kommt es, dass unsere Schulen so gut ausgestattet sind? Der Landkreis kümmert sich seit über 10 Jahren kontinu- ierlich um die angemessene technische Ausstattung seiner Schulen. Das sieht man auch an den Geldern, die wir jähr- lich dafür von den Kreisgremien genehmigt bekommen. Für eine strukturierte Planung und koordinierte Vorgehensweise bei der Digitalisierung der Schulen haben wir außerdem be- reits im Jahr 2013 den EDV-Arbeitskreis gegründet. Wer ist Mitglied im EDV-Arbeitskreis? Für das Landratsamt sind Thomas Rüby, der Leiter der EDV-Stelle, und ich im EDV-Arbeitskreis. Für die Schulen nehmen deren Systembetreuer teil. Außerdem ist der exter- ne Dienstleister bei den Treffen dabei, der von uns mit der Wartung der EDV-Anlagen aller Schulen beauftragt ist. Was hat der EDV-Arbeitskreis gebracht? Dadurch, dass wirklich alle Beteiligten an einem Tisch sit- zen, wird der Prozess von der Idee bis zur Umsetzung sehr beschleunigt. Im Fokus unserer Arbeit steht immer, von Insellösungen wegzukommen und die EDV an den Schu- len so weit als nur möglich zu vereinheitlichen. Zum einen, um Kosten zu sparen, zum anderen, um die Wartung zu vereinfachen. Bevor wir neue Hard- oder Software für alle Schulen kaufen, testen wir an Pilotschulen die verschie- denen Alternativen. Das Produkt, das am meisten über- zeugt, wird dann für alle Schulen angeschafft. So haben wir mittlerweile vieles vereinheitlicht, wie zum Beispiel Server, Firewalls, Netzwerkswitche, WLAN-AccessPoints, Dokumentenkameras und Beamer. 199 212 641 509 468 524 391 732 672 1.133 (geplant) 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 Ausgaben in die IT- und Medientechnik der kreiseigenen Schulen in Tsd. Euro Eine gute EDV-Ausstattung gibt es nicht nur in diesem PC-Raum in der Real- schule Dachau, sondern in allen Unterrichtsräumen der kreiseigenen Schulen. M i c h é l W e n n i n g Schulausschuss Die EDV-Ausstattung der Schulen, die vom EDV-Arbeitskreis schulübergreifend koordiniert wird, ist nur eines der Themen im Schulausschuss. 14 Kreisrätinnen und Kreisräte sowie der Landrat als Vorsitzender des Ausschusses entscheiden über den gesamten Sachaufwand und Unterhalt aller kreiseigenen Schulen. Darunter fällt alles, was die Schulen an Infrastruk- tur und Ausstattung brauchen und was benötigt wird, damit an den Schulen alles reibungslos funktioniert. Grundsätzliche Angelegenheiten wie zum Beispiel Schulneubauten oder Er- weiterungen werden in diesem Ausschuss nur vorberaten, die Entscheidung fällt dann im Kreisausschuss beziehungsweise im Kreistag. Um bei diesen Themen die Prozesse zu beschleu- nigen, werden meist gemeinsame Sitzungen des Schul- und Kreisausschusses angesetzt. Die Abstimmung erfolgt dabei getrennt in zwei Runden, beziehungsweise bei alleiniger Zu- ständigkeit entscheidet nur der Schulausschuss. Grundsätzlich sind die Sitzungen öffentlich, nur Auftragsvergaben und frü- he Beratungen über Standortfragen bei Neubauten finden in nichtöffentlichen Sitzungen statt. Damit die Ausschussmitglieder wissen, wo unsere Schulen gerade stehen und wohin die Entwicklung geht, erhalten sie bei der ersten Sitzung im Jahr von der Schulverwaltung im Landratsamt einen Überblick, insbesondere über die aktuel- len und prognostizierten Schülerzahlen sowie die Anforde- rungen unseres Wachstumslandkreises, denen wir als Sach- aufwandsträger gerecht werden müssen. In 2020 galt es für die Mitglieder des Schulausschusses, in 4 Sitzungen insgesamt 19 Vorlagen zu sichten, zu diskutie- ren und zu beschließen. Schwerpunkte waren hier die beiden neu zu bauenden Gymnasien in Karlsfeld und Röhrmoos, eine Erweiterung am Josef-Effner-Gymnasium sowie die besonderen Erfordernisse durch die Corona-Pandemie. Es wurde über Grundstückskäufe und Auftragsvergaben bera- ten und über EDV-Anschaffungen für die Schulen, wie zum Beispiel Leih-Tablets, entschieden. 300 Mio. € in 10 Jahren Auch die kommenden Jahre wird der Schulausschuss eini- ges zu tun haben. Die 10-Jahres-Vorausschau der Schul-In- vestitionsvorhaben zeigt: Mehrere Schulgebäude müs- sen renoviert oder erweitert und 2 sogar neu gebaut werden. Fast 300 Mio. € plant der Landkreis bis 2029 für und in seine Schulen einzusetzen. Dabei wird das Sachgebiet Kreisschulen und ÖPNV insbesondere mit dem Hochbau/Gebäudema- nagement und der Kreisfinanzverwaltung eng zusammenarbeiten. Diese kooperierende, ab- teilungsübergreifende Arbeitsweise hat sich bereits in den letzten Jahren bewährt. Die oft gemeinsam erarbeiteten Vorlagen erhielten immer positive Rückmeldungen vom Schul- ausschuss. Als engagiert, umsichtig und zu- kunftsgerichtet beurteilen die Mitglieder des Ausschusses dabei die Arbeit der Verwaltung. Vom Bund und vom Freistaat wurden seit 2019 verschie- dene Förderprogramme aufgelegt, um die Digitalisierung an den Schulen schneller voranzubringen. Hat der Land- kreis diese Programme auch genutzt? Wir sind froh, dass es nun mehr Fördermöglichkeiten für unsere Maßnahmen gibt. Natürlich beantragen wir diese. Im letzten Jahr haben wir in der Verwaltung viel Zeit für Investitions- und Maßnahmenplanungen aufgewendet. Die Schulen mussten Medienkonzepte vorlegen und wir haben daraus gemeinsam einen einheitlichen Medienentwick- lungsplan für die Landkreisschulen erarbeitet. Was beinhaltet der Medienentwicklungsplan? Die Ist-Situation wurde sehr detailliert untersucht. Das da- für beauftragte Unternehmen besuchte viele Schulen und konnte uns damit auch genau sagen, wo wir im Vergleich zu anderen Landkreisen stehen. Neben der modernen EDV-In- frastruktur an unseren Schulen brachte die Untersuchung noch viele weitere positive Ergebnisse für uns: Die Schulen sind sehr zufrieden mit dem Landkreis Dachau als Sachauf- wandsträger und dem externen Wartungsdienstleister. Haben Sie auch Hausaufgaben bekommen? Natürlich. Der Medienentwicklungsplan enthält auch Hand- lungsempfehlungen. Der Schul- und Kreisausschuss hat die Verwaltung bereits beauftragt, die Hausaufgaben, wie Sie es nennen, zu priorisieren und Schritt für Schritt umzusetzen. Was gehen Sie als Erstes an? Wir beginnen damit, die Inventarisierung der EDV- und Medientechnik zu verfeinern. Bisher haben wir fortlaufend den Gesamtbestand an einer Schule erfasst und dokumen- tiert. Dies wollen wir nun für jeden Raum machen. Zudem werden wir in 2021 viel Geld in neue Serverinfrastrukturen und in neue Hard- und Software für die Netzwerke investie- ren. Beides bereitet die Einführung einer VDI-Umgebung vor. Dies bedeutet, dass langfristig für alle Schüler und Leh- rer ein eigener virtueller Rechner inklusive aller Software auf dem Server bereitgestellt werden kann. Dann ist sicheres Arbeiten von überall möglich und wir sind damit bestens für die Zukunft gerüstet. Der Landkreis Dachau ist als Sachaufwands- träger für die staatlichen weiterführenden, beruflichen und Förderschulen zuständig. Das sind: Bei diesen Schulen kümmern wir uns um Grundstück, Gebäude, Ausstattung und den Betrieb. Unter den sogenannten Sachaufwand fällt eine ganze Menge, beispielsweise EDV, Möbel, Apparaturen für Chemie und Physik, Sportgeräte, Fachzeitschriften bis hin zu Müll- eimern und Stiften für die Whiteboards. Auch zum Unterhalt gehört einiges, zum Beispiel die regelmäßige Reinigung, Rasenmähen und Schneeschippen sowie Reparaturen. Um unse- ren Bedarf an Schul-Sportstätten zu decken, arbeiten wir mit einigen Sportvereinen zusam- men. Zusätzlich bestehen Kooperations- und Finanzierungsverträge mit den 3 Schulen in Trägerschaft der Erzdiözese München-Freising, der Vinzenz-von-Paul- Realschule sowie der FOS in Markt Indersdorf und der Theresia-Gerhardinger-Realschule in Weichs. Für Grund- und Mittelschulen ist die jeweilige Landkreisgemeinde oder ein durch diese gegründeter Schulverband der Sachaufwandsträger. Die Personal- ausstattung aller Schulen ist dagegen Aufgabe des Freistaats Bayern. � Dr.-Josef-Schwalber-Realschule (Dachau) � Glonntal-Realschule (Odelzhausen) � Ignaz-Taschner-Gymnasium (Dachau) � Josef-Effner-Gymnasium (Dachau) � Gymnasium Markt Indersdorf � Nikolaus-Lehner-Berufsschule (Dachau) � Greta-Fischer-Schule (Dachau) Das sind „unsere“ Schulen
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