Kreis.BLICK!
hindert, dass das Erdreich sich absenkt und dadurch Gebäu- de beschädigt werden. Da Metall, wie zum Beispiel aus Kochtöpfen, selbst bei den hohen Temperaturen nicht verbrennt, kann es aus dem Rest- stoff maschinell entfernt und weiterverkauft werden. Dr. Kö- nig ist sehr zufrieden mit dem Kreislauf: „So bleibt von der riesigen Menge an Müll im Jahr fast nichts mehr übrig, das nicht weiterverwendet werden konnte.“ Mit der Verbrennung ist der Prozess im Abfallheizkraftwerk noch lange nicht vorbei, vielmehr steht der größte Teil noch bevor. Der Müll leistet noch einen wichtigen Beitrag für die Umwelt. Die Energie, die darin steckt, wird genutzt, indem mit der Verbrennungswärme Hochtemperaturdampf erzeugt wird. Damit produziert die GfA Strom und Fernwärme. Und davon sogar eine ganze Menge. Circa 15.000 Haushal- te könnten mit den 60.475 Megawattstunden im Jahr nur aus Abfall erzeugtem Strom versorgt werden. Das ist fast ein Viertel der Haushalte in unserem Landkreis. Nicht jede Heizung braucht einen Ofen Mit den 68.687 Megawattstunden erzeugter Fernwärme werden in Bergkirchen und Olching viele private Haushal- te und Firmen beliefert. Dort ist die Luft sauberer, da durch diese Heizungs- art nichts zusätzlich mehr verbrannt werden muss. Die Fernwärme ist aber nicht nur sehr umwelt- freundlich, sondern auch preiswert. Sie ist unab- hängig von Öl- und Gas- preisen und erfordert kei- ne teuren Investitionen wie einen Heizkessel. Wer sich für die klimaneutrale Energieversorgung inte- ressiert, kann sich an die Stadtwerke Olching und die Fernwärme GmbH Bergkirchen wenden. Falls es mal ein Problem im Abfallheizkraftwerk gibt, ist die Versorgung der Kunden mit Wärme und Strom durch unab- hängige Absicherungs- systeme gewährleistet. Sauber und zuverlässig Insgesamt spielt die Sicherheit in der GfA eine wichtige Rol- le. Das sieht man allein schon daran, dass der auch räumlich größte Teil der Anlage dazu dient, die Abluft zu reinigen. Über drei Stufen werden Schadstoffe entfernt, so dass die Luft, die das Abfallheizkraftwerk verlässt, wirklich sauber ist. Die Tagesmittelwerte liegen kontinuierlich sehr deutlich unter den Grenzwerten. Dies wird 24 Stunden überwacht. Damit das Bayerische Landesamt für Umweltschutz die Emissionsdaten regelmäßig überprüfen kann, werden sie ge- sichert aufgezeichnet. Sicherheit bedeutet in einem Abfallheizkraftwerk neben sau- berer Luft auch, dass die Anlage zuverlässig funktioniert. Für besondere Situationen, wie einen Stromausfall oder einen Brand im Kraftwerk gibt es darum Notfall- und Alarmplä- ne. Die Mitarbeiter der GfA nahmen ihre Verantwortung in der Hochphase der Corona-Pandemie, Ende März bis Mitte April, sehr ernst. So erklärte sich ein Teil der Belegschaft be- reit, sich im Notfall komplett zu isolieren. Sie hätten dann im Hotel gewohnt, um das Infektionsrisiko möglichst gering zu halten. Der Vorstand ist dennoch froh, dass es nicht soweit kam. „Ich leite nun seit über 20 Jahren die GfA. In dieser Zeit gab es nur zwei Störfälle. Einmal wurde verbotenerweise eine größere Menge Quecksilber angeliefert. Da haben unsere Systeme sofort Alarm geschlagen. Das andere Mal entstand ein größerer Brand im Brennstoffbunker. Diesen konnten wir zusammen mit der freiwilligen Feuerwehr löschen, ohne dass irgendwelche gefährlichen Stoffe nach außen entwichen sind. Das zeigt, wie sicher unser Abfallheizkraftwerk ist.“ Entsorgen und Versorgen Gemeinsames Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft Abfallwirtschaft mige Abfallarten werden in die Vorzerkleinerung entladen, von wo sie über Förderbänder ebenfalls in den Brennstoff- bunker gelangen. Dort lagert der Abfall bis zur Verbrennung. Es ist erstaunlich, aber den Inhalt dieses Raums riecht man außerhalb gar nicht. Dafür sorgt der Unterdruck drinnen. Bei 1000 Grad wird der Abfall dann verbrannt. Im Jahr 2019 waren das insgesamt 120.225 Tonnen. Es entsteht haupt- sächlich ausgebrannte Schlacke. Diese hat noch etwa 25 Pro- zent des ursprünglichen Müllgewichts. Sie muss aber nicht entsorgt werden, sondern wird im Bergbau verwendet, um unterirdische Hohlräume komplett zu füllen. So wird ver- Ein Paar kaputte Schuhe, Taschentücher, Staubsau- gerbeutel, Zigarettenkippen, Stifte, Einmalhand- schuhe, Medikamente, Spülschwämme – in unse- ren Restmülltonnen ist oft eine bunte Mischung an verschiedenen Sachen. Alle 14 Tage kommt die Müllabfuhr und leert die Tonnen. Wissen Sie eigentlich, was mit Ihrem Müll dann passiert? Die Laster fahren direkt nach Geiselbullach zum Gemeinsa- men Kommunalunternehmen für Abfallwirtschaft (GfA) der Landkreise Dachau und Fürstenfeldbruck. Ebenso können Firmen und Privatleute größere brennbare Abfallmengen von Renovierungen, Umbauten oder Ähnlichem dort direkt ent- sorgen. Der Vorstand der GfA, Dr. Thomas König, erklärt, was im Abfallheizkraftwerk verbrannt und damit thermisch verwertet wird: „Neben dem Restmüll landet bei der GfA alles, was nicht recycelt werden kann zum Beispiel der Sperr- müll von den Wertstoffhöfen. Solche Dinge werden besser verbrannt. Asbesthaltige und nicht brennbare Stoffe wie Glaswolle gehören auf die Deponie nach Jedenhofen.“ Pro- blemabfälle wie Lösemittel, Chemikalien oder Holzschutz- mittel werden über das Giftmobil entsorgt. Vom Abfall zu Strom und Wärme Rest- und Gewerbeabfälle werden direkt in den riesigen Brennstoffbunker gekippt. Sperrmüll und andere großvolu- Sehr verantwortungsvoll ist die Arbeit der über 70 Angestellten der GfA, so wie hier im zentralen Leitstand. Zwei Mitarbeiter über- wachen rund um die Uhr die Feuerungsanlage, die Turbine und auch alle anderen Maschinen sowie die entstehenden Gase. Hoch hinaus geht es für die Azubis manchmal im wahrsten Sinne des Wor- tes. Daniel Kehl ist einer der aktuell drei Auszubildenden. Er ist schon im ersten Jahr richtig begeistert von seiner Ausbildung: „Ich lerne hier wirklich was und muss nicht Brotzeit holen. Die Ausbilder erklären uns wie etwas funktioniert und dann dürfen wir Azubis selbst richtige Arbeit machen. Ich mag auch die gute Atmosphäre zwischen den Kollegen und bin froh um die Sicherheit meines Jobs.“ Blick in die Müllrutsche Dr. Thomas König, Vorstand der GfA erklärt, warum Recycling nicht be allen Produkten Sinn macht: „Zum Beispiel bei einem alten Skateboard oder einem Bauhelm sind so viele verschiedene Materialien miteinander verbunden, dass die Trennung sehr aufwändig und damit teuer wäre. Außerdem ist es fraglich ob sich für die einzelnen Be- standteile wieder Käufer finden. In so einem Fall ist es billiger und auch für die Umwelt besser, wenn das Produkt verbrannt wird.“ 10 11 Kreis. BLICK ! — September 2020
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