Kreis.BLICK!

7 Kreis. BLICK ! — Juni 2020 6 Alles koordinieren „Das ist eine Katastrophe“ – haben Sie sich vielleicht zwischendurch mal ge- dacht? Das ist es sogar ganz offiziell. Die Lage war Mitte März so ernst, dass in Bayern zum ersten Mal landesweit der Katastrophenfall ausgerufen wurde. Da- mit waren wir im Landratsamt auch als Katastrophenschutzbehörde besonders gefordert. Wir mussten alle gesetzlichen Vorgaben und Anordnungen der bayeri- schen Staatsregierung umsetzen und wei- tere erforderliche Maßnahmen ergreifen. Bis zur Aufhebung des Katastrophenfalls am 17.6. konnten wir dazu unter ande- rem die Rettungs- und Hilfsorganisatio- nen – also Bayerisches Rotes Kreuz, Feu- erwehren, Technisches Hilfswerk, Polizei und Bundeswehr – einsetzen. Gut, dass in jedem Landratsamt vorsorglich eine Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) gebildet sein muss. Hierfür wer- den Mitarbeiter aus allen Abteilungen regelmäßig fortgebildet. Die Abteilung „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ nimmt dabei eine führende Rolle ein, da der Katastrophenschutz Teil ihres allgemeinen Aufgabengebietes ist. Als Lagezentrum der FüGK dient der kleine Sitzungssaal. Dort wurde anfangs jeden Morgen die aktuelle Lage und anstehen- de Aufgaben besprochen. Und davon gab es eine ganze Menge. Bei zwei Projekten war besonders viel Organisation erforderlich: die Zentrale Corona-Teststrecke in Markt Inders- dorf und das Hilfskrankenhaus Dach- au. Daher bestellte Landrat Stefan Löwl Kreisbrandrat Franz Bründler zum Örtlichen Einsatzleiter (ÖEL). Er such- te jeweils geeignete Orte und ermittelte oft vorausschauend, was alles benötigt wird. Für die Teststrecke beispielsweise brauchte es Zelte für die Einsatzkräfte, einen Sicherheitsdienst, medizinisches Personal, Sanitäranlagen, Müllentsor- gung, ein Labor mit genügend Testka- pazitäten und einen Fahrdienst, der die Proberöhrchen morgens nach Markt Indersdorf und abends ins Labor fährt. Alles Erforderliche wurde von der Ab- teilung 3 „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ beschafft und organisiert und mit Hilfe der Hilfsorganisationen in Betrieb genommen. Sowie Sie sich vielleicht überWhatsApps austauschen, so nutzt die FüGK das EPS- WEB. In dieses elektronische Protokoll- system stellen alle Führungsebenen und -stäbe Meldungen zum Katastrophen- schutz ein. Für unseren Bereich waren dies bisher rund 6.000. Die Nachrichten werden von uns laufend gesichtet und bei Bedarf weitergeleitet. Das Landrats- amt war verpflichtet, bis zu zwei Mal täglich eine Lagemeldung zu verschi- cken, und zusätzlich Meldungen über den Vollzug von Maßnahmen sowie statistische Informationen einzupflegen. Über mehrere Wochen musste die FüGK als Lagezentrum die ganze Woche rund um die Uhr besetzt sein, natürlich auch an den Wochenenden. Daher schliefen Mitarbeiter des Landratsamtes dort auf einem Feldbett, um kurzfristig auf La- geänderungen oder Rückfragen von an- deren Stellen, über EPS-WEB oder das Krisentelefon reagieren zu können. Ein Landrat ist natürlich auf allen Ebenen einge- bunden und engagiert – gefühlt an 25.000 Ecken: Von der internen Organisation im Landratsamt, bis hin zum Aufbau neuer Katastrophenschutz- einrichtungen wie der Teststrecke Indersdorf. „Be- sonders schwierig ist es, in einer sehr dynamischen Situation weitreichende Entscheidungen treffen zu müssen, obwohl noch nicht alle Informationen vorliegen. In der aktuellen Krise war es für mich aber gut, dass ich selbst aktiv sein konnte, wäh- rend viele Menschen passiv sein mussten,“ erklärt Stefan Löwl. Er informiert sich regelmäßig bei den Mitarbeitern vor Ort und unterstützt auch persönlich. So brachte er zum Beispiel 8 Wochen lang jeden Samstag die Proben von der Teststation ins Labor, weil der Laborfahrer am Samstag nicht arbeitete. Daneben sind viele Abstimmungen nötig, darunter mit Ministern, der Regierungsprä- sidentin, Nachbar-Landräten und allen Akteuren im Landkreis. Atemschutzmasken, medizinische Schutzklei- dung und Desinfektionsmittel waren auf einmal Mangelware. Daher organisiert die bayerische Landesregierung nun zentral die Beschaffung solcher Produkte. Wir verteilen die regelmäßigen Lieferungen nach den Kriterien, welche uns die Regierung vorgibt. Maximilian Mayer vom Sachgebiet „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“ koordiniert dies und vieles andere. Eine besonders große Herausforderung für das IT-Team war es, den Einsatz der CTTs innerhalb einer Woche für insgesamt knapp 40 Personen vorzubereiten. Neben Verkabelungen und Anbindung an das Landratsamt war vor allem die Beschaffung der benötigten PCs, Notebooks, Telefone usw. sehr kompli- ziert, da IT-Ausstattung genauso wie Schutzmasken Mangelware waren. nisation der Test-Kits, überall war neue Technik nötig und darum unser IT- Team im Einsatz. Intensiv beschäftigte die ITler auch das Thema „Homeoffi- ce“. Zum einen, weil sie selbst in zwei Gruppen aufgeteilt wurden und im wö- chentlichen Wechsel Vor-Ort und im Homeoffice arbeiteten. Zum anderen, weil das Landratsamt seine Mitarbeiter im März und April soweit wie möglich ins Homeoffice schickte. Innerhalb ei- ner Woche erweiterte das IT-Team die Anzahl der möglichen Arbeitsplätze Zuhause von rund 100 auf über 450. Das war zu viel für die Kommunika- tions-Infrastruktur. Die Telefonanla- ge brauchte eine Erneuerung und die Internetverbindung musste schneller werden. Gefragt waren auch Videokon- ferenzen, um Besprechungen auch „auf Abstand“ durchführen zu können. Zusätzlich unterstützt die EDV-Stelle auch durch verschiedene Datenbank- lösungen. Zur großen Erleichterung der Kollegen im Gesundheitsamt wer- den zum Beispiel Infizierte und deren Kontaktpersonen nun automatisch verwaltet und gemeldet. Alle informieren Mit Spannung erwarten wir die täg- lichen Zahlen aus dem Gesundheits- amt. Geht es Ihnen auch so? Unser Pressesprecher, Wolfgang Reichelt, und mehrere Kolleginnen aus dem Büro des Landrats, sorgen dafür, dass Sie an 7 Tagen die Woche die aktuells- ten Daten und auch alle anderen Neuigkeiten auf unserer Homepage und unserer Facebook-Seite nachlesen können. Die Medien erhalten die In- formationen als Presse- mitteilung. Zu angekün- digten Beschränkungen oder Lockerungen errei- chen uns viele Anfragen. Hier müssen wir aber auf die offiziellen Dokumen- te warten und können nicht immer sofort im Anschluss an die Presse- konferenzen der Staatsregierung oder der Bundeskanzlerin informieren. Wir freuen uns, dass unsere Informations- angebote so gut angenommen werden. So hat unsere Homepage pro Woche fast sechs Mal so viele Besucher und Seitenzugriffe, wie vor der Corona- Pandemie. Auch haben wir über 600 neue Facebook-Fans. Ein bisschen scheint diese Online-Plattform das kurze „Weißt du schon?“-Gespräch übernommen zu haben, denn unse- rer Beiträge werden fleißig geteilt und kommentiert. „Dürfen Musiklehrer zu Hause bei den Schülern unterrichten?“, „Ist es er- laubt, dass Spezeln mir beim Umzug helfen?“, „Muss ich auf dem Wochen- markt eine Maske tragen?“ – solche speziellen Themen können wir auf unserer Homepage nicht erklären. Für Ihre persönlichen Fragen haben wir darum am 10. März ein Bürgertelefon und eine E-Mail-Adresse eingerich- tet. Neben Kollegen aus dem Team Landratsamt sind am Bürgertelefon auch Angestellte und Anwärter ande- rer Behörden für Sie da, drei in jeder Schicht. Vom Start bis zum 15. Juni erreichten uns 2582 Anfragen über das Bürgertelefon und die zugehörige E-Mail-Adresse. Niedergelassene Ärzte, die HELIOS Krankenhäuser, Apotheker, Bayerisches Rotes Kreuz, Polizei, Feuerwehren, Technisches Hilfswerk, Schulamt, Gemeinden – Sie alle haben neben dem Landratsamt eine wichtige Rolle bei der Be- kämpfung des Virus. In den regelmäßigen Sitzungen der „Koordinierungsgruppe Pandemie“ berichten Vertreter dieser Organisationen und Mitglieder der FüGK jeweils über ihre Lage und besprechen, ob neue Maßnahmen erforderlich sind. Hier wird auch kritisch reflektiert und Vorbereitungen getroffen, für den Fall, dass „es wieder brennt“. Damit Sie immer auf dem Laufenden sind, bereitet unser Pressesprecher Wolfgang Reichelt schon während Sitzungen und Besprechungen Pressemitteilungen und die Aktualisierung unserer Homepage und Facebookseite vor. (08131) 74-250 Buergertelefon@LRA-DAH.Bayern.de Montag bis Donnerstag: 9 - 15 Uhr Freitag: 9 - 12 Uhr Unser Bürgertelefon für Ihre Fragen: Manfred Stelzer, einer der stellvertretenden Fahrer des Landrats, ist fast von Anfang an am Bürger- telefon. Auch weil die regelmäßigen Abend- und Wochenendtermine des Landrats auf einen Schlag endeten. Ein Glücksfall, denn der pensionierte Polizist ist fit in der Gesetzgebung und im Katas- trophenschutz. Er behält den Überblick über die gesetzlichen Neuerungen, lernt neue Mitarbeiter beim Bürgertelefon an und beantwortet jeden Tag geduldig jede Frage. Nicht überall konnten wir helfen, so wie bei diesem Anliegen: „Können Sie meinem Mann nicht verbieten, mit dem Auto zu unserem Sohn zu fahren – er ist nämlich schon über 80 und auf mich hört er nicht?“ Bitte einmal digitAlles „Hier drei PCs und Telefone, dort 20 PCs und 25 Telefone, ach ja, und bitte bis morgen.“ Ob für das Bürgertelefon, die Corona-Teststation oder die Orga-

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