Kreis.BLICK!
5 Kreis. BLICK ! — Juni 2020 4 alle Auswirkungen mitberücksichtigt werden, die die Maßnahmen haben, beispielsweise die Pflege in einem be- troffenen Altenheim oder die Essens- versorgung in den Asylunterkünften. In diesen Fällen sind dann auch die Regie- rung von Oberbayern sowie das Baye- rische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit einzubeziehen. Auch mit der medizinischen Beratung zu Corona haben die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes viel zu tun. Deren Expertise ist in der Führungsgruppe Katastrophenschutz, bei der Koordinie- rungsgruppe Pandemie, von anderen Behörden und den Gemeinden sowie vielen Bürgern gefragt. Zur Unterstüt- zung wurde daher bereits imMärz auch ein Bürgertelefon eingerichtet. Zur Vorbereitung der Lockerungen bei Verboten und Beschränkungen wurden deutschlandweit sogenannte Contact Tracing Teams (CTT) einge- richtet. Nachdem das Landratsamt die Infrastruktur in Containern am Josef- Effner-Gymnasium organisiert hat, be- treuen seit Anfang Mai Beamten-An- wärter anderer Behörden, die KP1 in häuslicher Quarantäne. Außerdem ermitteln die Teams neue KP1en, erstellen Quarantänebeschei- de und übernahmen die Organisation der Zentralen Teststation inklusive der täglichen Vorbereitung der Test-Kits. Langfristig soll für diese Aufgaben des Personal im Gesundheitsamt aufge- stockt werden. Abstand ist im Krankenhaus natürlich besonders wichtig. Denn neben Covid-19-Patienten werden dort auch nicht infizierte Patienten behandelt. Die beiden HELIOS-Kliniken in Dachau und Markt Indersdorf haben dafür zum Teil im wahrsten Sinne des Wortes umgebaut. Beispiel für die vielen Maßnahmen sind: Einrichtung zweier Isolierstationen und komplette Trennung der Geburtshilfe vom Rest des Klinikums. Die Mitarbeiter freuen sich, dass das gesamte große Engagement mit so vielen kleinen und großen Geschenken gewürdigt wird. Das Select Hotel im Gewerbegebiet Dachau-Ost wurde von Einheiten der Feuerwehren, des THW und BRK zum Hilfskrankenhaus umgebaut. Ab 13. April standen dort 99 sauerstoffversorgte Betten für Corona-Patienten zur Verfügung. Die ärztliche Betreuung hätte das HELIOS Amper-Klinikum Dachau übernommen. Betrieb und Organisation wären durch die Katastrophenschutzeinheiten, externe Dienst- leister sowie den Hotelbetreiber erfolgt. Wir sind dankbar, dass dies nur eine Vorsichtsmaßnahme blieb und das Hilfskrankenhaus inzwischen wieder abgebaut wurde. Angeschaffte und gemietete Ausstattung wurden aber für den Fall einer zweiten Infektionswelle eingelagert. Insgesamt haben bisher 645 Einsatzkräfte der Blaulichtorganisationen rund 3.200 Stunden ehrenamtlich im Katastrophenfall geholfen. Das Prinzip der Zentralen Corona-Teststation war zu vergleichen mit einem Drive-In: Hinfahren, individuellen Patientencode vom Arzt abgeben, Test-Kit erhalten, parken, testen, Test-Kit wieder abgeben. In einer gesonderten „Fieberpraxis“ unterstützten ein Sani- täter-Team und ein Arzt, wenn nötig, beim Testen und untersuchten Patienten mit Krankheitssymptomen. Da der Coronavirus eine gefährliche Infektionskrankheit verursacht, über- trägt das Infektionsschutzgesetz das gesamte Management dafür an das Ge- sundheitsamt. Die Menge an Aufgaben kann dort aber nicht alleine bewältigt werden. Daher wurde die Arbeit im Landratsamt innerhalb weniger Tage in vielen Fachbereichen komplett um- gekrempelt. Auch gemeinsam sind wir ordentlich gefordert. Denn die Lage verändert sich zum Teil sehr schnell, ebenso die rechtlichen Bestimmungen sowie Beschränkungen, und dies schon seit Anfang März. Wahrscheinlich sind wir auch noch lange Zeit weit entfernt von der Normalität. Manche sprechen auch schon von einer „neuen Norma- lität“, da uns einige Dinge vielleicht dauerhaft erhalten bleiben. Neben der ganzen Organisation müssen alle Be- teiligten immer auf dem Laufenden bleiben über die zum Teil täglich neuen Anordnungen der bayerischen Staatsre- gierung und die Situation vor Ort. Die Teststrecke und die Zelte vor den Krankenhäusern waren für alle sicht- bar. Viele Bürger nutzen nach wie vor unser Bürgertelefon. Es war aber so viel mehr und drum herum nötig, und dies neben der alltäglichen Arbeit im Land- ratsamt, die coronabedingt aber auch deutlich verändert war. Wir wollen Ih- nen einen kleinen Überblick geben, wer cken und dies im schlimmsten Fall zu einer Überlastung des Gesund- heitssystems führt. Wichtig ist auch die Betreuung der Corona-Patienten und Kontaktpersonen 1. Grades. Alle werden täglich angerufen, gefragt, wie es ihnen geht, ob sie etwas brauchen und weitere medizinische Maßnahmen besprochen. An der Spitze der Infektionswelle waren das über 700 Anrufe pro Tag. Den Kon- takt zu den KP1 übernahmen dankens- werterweise die Gemeinden. Sind Schulen, Krankenhäuser, Heime oder Asylunterkünfte von der Erkran- kung betroffen, wird es kritisch. Noch vor den Ergebnissen der Reihentests muss das Gesundheitsamt beurteilen, welche weiteren Schritte erforderlich sind: Quarantäne, Schließung, Be- suchsverbote, usw. Dabei müssen auch Alle medizinisch versorgen Wo können Tests durchgeführt werden? Wer versorgt Nicht-Covid-19-Patienten? Haben wir genug Intensivbetten? – Das sind nur ein paar Fragen, die zeigen, wa- rum die medizinische Versorgung der Landkreisbevölkerung in der Krise mit zu den größten Aufgaben gehörte. „Testen, Testen, Testen“ war im März das Gebot der Stunde. Die niedergelas- senen Ärzte und der Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung Bay- erns (KVB) konnten dies nicht mehr bewältigen. Daher hat das Landratsamt Dachau am 18.3. auf dem Volksfestplatz in Markt Indersdorf eine Zentrale Co rona-Teststation in Betrieb genommen. So wurden die Praxen entlastet und Infektionen im Wartezimmer vermie- den. Dr. Christian Günzel, der Ende März von Landrat Stefan Löwl als Ver- sorgungsarzt bei der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) einge- setzt wurde, koordinierte die ambulante Versorgung mit den niedergelassenen Ärzten und der KVB. Zwischenzeitlich wird in mehrere Arztpraxen im Land- kreis getestet. Daher konnte die Teststa- tion in Markt Indersdorf am 16.5. vor- erst geschlossen werden, sie bleibt aber vorsorglich in Bereitschaft. In der neu geschaffenen Funktion als Ärztlicher Leiter FüGK behält Dr. Thomas Weiler den Überblick über die stationäre Versorgung. Er stellt si- cher, dass in den Krankenhäusern des Leitstellenbereichs Dachau – Fürsten- feldbruck – Starnberg – Landsberg am Lech genügend Betten für alle Patien- ten zur Verfügung stehen. Um die ab Mitte März stark steigende Anzahl der Covid-Patienten versorgen zu können, haben alle Kliniken zwischen Ende März und Mitte Mai planbaren Ope- rationen und Behandlungen zurück- gestellt. Im HELIOS-Klinikum in Da- chau wurden zusätzlich zwei Stationen mit insgesamt 94 Betten zu Isolierstati- onen umgerüstet, die Beatmungsplätze von 12 auf 20 erweitert und ein weite- rer Ausbau auf bis zu 48 Beatmungs- plätze vorbereitet. Die Situation Ende März war aber so ernst, dass die medi- zinischen Experten und Dr. Weiler die Einrichtung eines Hilfskrankenhauses befürworteten. Dieses wurde kurz- fristig vom Bayerischen Gesundheits- ministerium genehmigt und von den Hilfsorganisationen sowie dem Helios Amper-Klinikum aufgebaut. Blaulicht Corona, Händewaschen, Sicherheitsabstand, Community- Maske – ob einer der Begriffe wohl das Unwort des Jahres wird? Seit dem 2. Weltkrieg gab es keine Situation mehr, die so schnell das Leben so vieler Menschen umgekrempelt hat. Jeder muss ganz persönlich viele Veränderungen verarbeiten, genauso Unterneh- men, Organisationen und alle Ebenen der Verwaltung. Das sind 23 der über 40 Mitarbeiter im Gesundheitsamt, die seit Ende Februar an 7 Tagen der Woche rund um die Uhr (24/7) die Flut der Aufgaben erledigen. Die Abteilungsleitung, Frau Dr. Baumgartner- Schneider, und die 8 Mitarbeiterinnen des Sachgebiets „Infektions- schutz“ werden von allen Mitarbeitern des Gesundheitsamtes sowie wei- teren Kollegen des Landratsamts und kurzfristig eingestellten Kräften, darunter Medizinstudenten und Ärzte, unterstützt. Sie alle sind für insgesamt 921 Patienten, 2162 KP1 (vom 29.2 bis 15.6.) und natürlich auch für alle anderen Landkreisbürger im Dauereinsatz. für Ihre Gesundheit wie im Einsatz war und weiterhin ist. Dafür haben wir für Sie nicht hinter die Masken, sondern hinter die Türe geschaut. Alles im Blick Allen voran sind natürlich die Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsamts gefordert. Zum Management gehören sämtliche medizinischen und nicht medizinischen Maßnah- men, die nötig sind, um den Virus zu bekämpfen und die weitere Ausbreitung zu ver- langsamen. Entscheidend da- bei ist zu wissen, wer erkrankt ist und wen er angesteckt ha- ben könnte. Sowohl bei Pa- tienten als auch bei Personen, mit denen diese in direktem Kontakt standen (Kontakt- personen 1. Grades, sog. KP1), wird dann Quarantäne ange- ordnet. Dieser Ansatz wird als Containment- und Tracing- Strategie bezeichnet. Dazu melden die Testlabore positive Testergebnisse direkt dem Gesundheitsamt. Hat ein Patient keine Telefonnummer oder E-Mail-Ad- resse seiner Kontaktpersonen, beginnt die Detektivarbeit. All das muss mög- lichst schnell passieren, um zu verhin- dern, dass sich weitere Menschen anste- Alle gegen einen
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