Kreis.BLICK!
Zusammenhalten im Katastrophenfall Schnee, Schnee und nochmals Schnee. Die südlichen Land- kreise in Bayern hatten im Ja- nuar mit so massiven Nieder- schlägen zu kämpfen, dass sogar Katastrophenalarm aus- gelöst werden musste. Der teils hüfthohe Schnee hatte auf den Dächern ein Gewicht von bis zu 350 Kilogramm pro Quadratme- ter. Ohne Unterstützung war es den Hilfskräften vor Ort nicht möglich, die Krise zu bewälti- gen. Deswegen schickten meh- rere Landkreise Feuerwehrkon- tingente in die Einsatzgebiete. Mit dabei waren auch ehrenamt- liche Helfer aus dem Landkreis Dachau: 120 Frauen und Männer von 15 Freiwilligen Feuerwehren sowie neun Vertreter der Kreis- brandinspektion und vier der Unterstützungsgruppe örtliche Einsatzleitung fuhren kurzer- hand an fünf Tagen in den Land- kreis Miesbach und halfen den Menschen vor Ort. Das ist bei uns gesetzlich so geregelt. Für Katastrophenfälle hat das Baye- rische Staatsministerium des Inneren Feuerwehr-Hilfeleistungskontingente aufgestellt. Diese sollen bei entspre- chenden Lagen in anderen Landkrei- sen, Regierungsbezirken oder Bundes- ländern mit Personal und Ausrüstung unterstützen. Der Landkreis Dachau verfügt über 67 Feuerwehren mit rund 2800 aktiven Mitgliedern. Insgesamt 12 Kontingente sind für den Katastro- phenfall gemeldet, unter anderem für Hochwasser, Sturmschäden, Ölunfälle oder Waldbrandbekämpfung. Jedes Kontingent umfasst je nach Spezialge- biet 50 bis 120 Personen. Für die Hilfe im Kreis Miesbach war das Standard- kontingent mit 120 Personen angefor- dert worden. Die Alarmierung erfolgt durch die Regierung von Oberbay- ern. An allen Tagen waren insgesamt 15 fahrzeugstellende Einheiten und 32 personalstellende Einheiten aus den Feuerwehren beteiligt, an einem Tag zudem unterstützt durch das THW. Dazu kamen die Kräfte der Kreis- brandinspektion und die Unterstüt- zungsgruppe Örtliche Einsatzleitung (UG ÖEL). Zunächst sollte eine Transporteinheit Schneeschaufeln und eine Schneefräse nach Bad Reichenhall bringen. Dann ging es um die personelle Unterstützung vor Ort. Unser Kreisbrandrat Franz Bründler stellte daraufhin das Grund- gerüst zusammen und informierte die Kommandanten. „Das hat hervorra- gend geklappt, und wir hatten die Leu- te schnell zusammen.“ Der Gündinger Kreisbrandmeister Sepp Grain fuhr noch am selben Tag mit einem Ausbil- der in den Landkreis Miesbach, um die Lage vor Ort zu inspizieren. Am Abend wurden dann vier Stunden lang die Hilfskontingente zusammengestellt. In aller Früh starteten die Feuerwehrler in 25 Fahrzeugen in Richtung Miesbach. Zudem war es wichtig, dass zahlreiche Spezialkräfte dabei waren, die extra für Arbeiten in der Höhe ausgebildet sind. Absturzsicherung und Katastrophenschutz Bei der Schneekatastrophe 2006 in Ost- bayern hatte es zahlreiche Unfälle mit teils schwer verletzten Helfern gegeben. Seitdem ist es verpflichtend, dass bei Arbeiten in luftiger Höhe eine Absturz- sicherung vorhanden ist. Seit 2009 bie- tet unsere Kreisbrandinspektion diese Spezialausbildung an. Seit drei Jahren leitet diese der erfahrene Kreisbrand- meister Sepp Grain – ehrenamtlich. Er wird von neun Ausbildern unterstützt. Im Internetportal des Kreisfeuerwehr- verbandes können sich die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren anmel- den. Voraussetzungen sind, dass die Interessierten das 18. Lebensjahr voll- endet und ihre Feuerwehrgrundaus- bildung abgeschlossen haben. „Und man muss Höhe vertragen“, erklärt Kreisbrandrat Franz Bründler. Denn es kann schon mal 30 Meter in die Höhe gehen, die Retter müssen sich angstfrei auf Dächern oder Drehleitern bewegen können. 20 bis 30 Ehrenamtliche las- sen sich jedes Jahr ausbilden. Die Kurse finden in Karlsfeld, Vierkirchen oder Indersdorf statt. Bei der Unterstützung im Landkreis Miesbach Anfang des Jahres mussten vor allem Dächer von den Schneemas- sen befreit werden – ein Fall für die Spezialisten. Denn auf den teils sehr steilen, rutschigen und aufgrund der Schneelast gefährlichen Dächern konn- te keinesfalls ohne Absicherung gear- beitet werden. Jeweils 30 bis 40 Feuer- wehrmänner mit der Spezialausbildung waren Anfang des Jahres in Miesbach dabei. „An diesem Beispiel hat man ge- sehen, dass wir mit unserer Kreisausbil- dung in der Absturzsicherung auf dem richtigen Weg sind“, sagt Kreisbrandrat Franz Bründler. Denn ohne diese Lehr- gänge hätten wir nicht helfen können. Katastrophenschutz ist eine staatli- che Aufgabe in der Zuständigkeit der Länder. Diese wird in Bayern von den Kreisverwaltungsbehörden wahrge- nommen. Also von Landratsämtern, kreisfreien Städten, den Regierungen sowie dem bayerischen Innenministe- rium. Die Katastrophenschutzbehör- den haben die Aufgabe, Katastrophen jeder Art abzuwehren, zum Beispiel Hochwasser, Waldbrände oder Unwet- ter, und sich hierauf vorzubereiten. Bei uns im Landratsamt gibt es eine Füh- rungsgruppe Katastrophenschutz, die sich aus drei Schichten mit jeweils 27 Mitarbeitern zusammensetzt. Sie trifft sich regelmäßig, um für den Ernstfall gerüstet zu sein. Sollte im Landkreis Dachau ein Katas- trophenalarm ausgelöst werden – was bisher Gott sei Dank noch nicht der Fall war – sind wir im Landratsamt für die Organisation und Koordinie- rung aller Beteiligten zuständig. Da die Katastrophenschutzbehörden keine eigenen Einsatzkräfte haben, können wir im Notfall auf alle Behörden und Dienststellen des Freistaates und insbe- sondere auf die Feuerwehren und frei- willigen Hilfsorganisationen wie das THW zurückgreifen. Das Fazit nach dem Einsatz in Mies- bach: „Schneeeinsätze sind extrem anstrengend und nicht ungefähr- lich“, weiß Kreisbrandrat Bründler, der selbst an vier Tagen vor Ort war. Umso besser, dass alles hervorragend geklappt hat und gemeinsam den Menschen in den Katastrophengebie- ten geholfen werden konnte. 19 Kreis. BLICK ! — 3 — März 2019 18 Blaulicht Hier sieht man gut, wie hoch sich der Schnee auf den Gebäuden getürmt hatte. Zahlreiche Dächer mussten die Einsatzkräfte aus dem Landkreis Dachau von der Schneelast befreien.
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