Kreis.BLICK!
Gerhard Weber mit den beiden Ziegelsteinen seiner Geburtsklinik. Seine Arbeit hat ihm immer viel Spaß gemacht: Dr. Hans Bergemann an seinem Schreibtisch. Richtfest beim Neu- und Umbau des ITG im Jahr 1985: Altlandrat Hansjörg Christmann (Mitte) mit Gerhard Weber (Zweiter von rechts). Dr. Hans Bergemann praktiziert weiter im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck. 17 Kreis. BLICK ! — 3 — März 2019 16 Einblicke Gerhard Weber Wussten Sie, dass unser Landkreis in den 90er Jahren eigene Züge gekauft hat? Es gibt einen Mitarbeiter, der so ziemlich alle Fakten, Geschichten und Anekdoten kennt: Gerhard Weber. Be- sonders gerne denkt er eben an jenen Schachzug des Landkreises zurück, der die Bahnstrecke nach Altomünster rettete. Damals überlegte die Bahn, un- rentable Nebenstrecken zu schließen. „Wir haben uns überlegt, was wir tun können, damit bei uns keine Strecke geschlossen wird“, berichtet Weber. Die Lösung des Landkreises: „Wir kau- fen uns eine moderne Zuggarnitur, die mit Diesel betrieben wird. Denn mit eigenem Zugmaterial wird die Strecke für den Bund nicht so teuer.“ Im Juni 1994 wurde der Vertrag über die Be- schaffung von fünf Triebwagen für die Strecke unterzeichnet. Vier der fünf je vier Millionen D-Mark teuren Züge wurden je zur Hälfte durch den Frei- staat Bayern und die Deutsche Bahn AG finanziert, der fünfte je hälftig von Landkreis und der Deutschen Bahn AG. „Unterschrieben wurden die Ver- träge am Tag der Einweihung wäh- rend der Fahrt, weil die Reden länger als geplant gedauert hatten – und man sieht den Unterschriften auch an, dass es ziemlich holprig war“, berichtet We- ber. Bis zur Elektrifizierung 2014 waren die landkreiseigenen Züge im Einsatz. „Wenn wir diese damals nicht gekauft und so einen Stundentakt hätten fah- ren können, hätten wir die Elektrifizie- rung womöglich nie bekommen.“ Gerhard Weber ist ein Urgestein des Landkreises Dachau. Er wurde in Klos- ter Indersdorf geboren – „als Vorletzter“ im alten Krankenhaus, wie er lächelnd berichtet. Denn kurz darauf wurde das Krankenhaus in ein Altersheim um- gebaut und später abgerissen. Als diese Baumaßnahme erfolgte, nahm Gerhard Weber zwei Ziegelsteine von der Baustelle mit. „Von der Außenwand und vomTrep- penhaus – das habe ich mir gegönnt!“ 1980 begann Gerhard Weber bei uns im Bauamt, 1982 wechselte er in die Pres- se- und Öffentlichkeitsarbeit. Das war durchaus naheliegend, denn Gerhard Weber hatte bereits einige Jahre neben- bei als freier Mitarbeiter für die Lokal- redaktion der Süddeutschen Zeitung ge- arbeitet. „Ich weiß also, wie Journalisten ticken“, sagt Weber. Er leitete über Jahre das Landratsbüro und war auch einige Zeit Stellvertreter des Kämmerers. Er er- lebte 39 Jahre lang den Landkreis Da- chau an vorderster Front und begleitete beispielsweise zahlreiche Bauten wie den der Berufsschule oder der Realschulen in Indersdorf und Dachau. Seit 1982 ist Gerhard Weber in Peters- hausen zu Hause, er hat drei Enke- linnen. „Die sind wirklich herzerfri- schend!“ Für sie wird er im Ruhestand mehr Zeit haben. „Mein letzter Tag wird kein leichter sein, dafür habe ich viel zu gerne gearbeitet. Aber das wäre genauso, wenn ich erst in fünf Jahren gehen würde.“ Alleine wird Gerhard Weber sein Büro an seinem letzten Ar- beitstag übrigens nicht verlassen – die Ziegelsteine, die er sich von seiner Ge- burtsklinik in Indersdorf bewahrt hat, nimmt er natürlich mit. Dr. Hans Bergemann Dr. Hans Bergemann ist DER Gesund- heitsexperte im Landratsamt. Als Leiter unseres Gesundheitsamtes kennt er die Gegebenheiten vor Ort, hat die Ent- wicklung des Wohlergehens der Bürger verfolgt und weiß, wo es Probleme gibt und wo unsere Stärken liegen. „Ich den- ke, in Bayern ist kaum ein Landkreis so gut in der Trinkwasserversorgung aufge- stellt wie wir. Unser Wasser ist heraus- ragend.“ Im Landkreis Dachau gebe es beinahe ausschließlich Tiefbrunnen, die seit Jahrzehnten nicht von der Oberflä- che beeinflusst werden. Somit können auch keine Schadstoffe in die Brunnen und ins Trinkwasser gelangen. Grundsätzlich sei der Landkreis aus me- dizinischer Sicht gut aufgestellt. „Das zeigen unter anderem die Zahlen der niedergelassenen Ärzte im bayernweiten Vergleich. In einzelnen Fachrichtungen weisen die Zahlen der KVB sogar eine Überversorgung aus.“ Problematisch sei al- lerdings die Verteilung der Praxen mit einer Konzen- tration im urbanen Süden mit Dachau und Karlsfeld zu Lasten der Versorgung im eher ländlich gepräg- ten Rest des Kreises. Das Dachauer Krankenhaus hält Dr. Ber- gemann nach wie vor für sehr empfeh- lenswert. „Es gibt eine deutliche Dis- krepanz zwischen der hervorragenden medizinischen Arbeit, die dort geleistet wird, und der Wahrnehmung in der Be- völkerung“, sagt Dr. Bergemann. Vor allem die Personalsituation in der Pfle- ge stehe immer wieder und nicht ganz zu Unrecht öffentlich in der Kritik. Im Bereich der Hygiene gibt es jährlich ein durch das Gesundheitsministerium vor- gegebenes Schwerpunktprogramm. Dies habe jeweils sehr erfreuliche Ergebnisse erbracht: angefangen von der Hygiene in den OPs über die Intensivstation, die Endoskopie bis hin zur Notaufnahme und der Medikamentenzubereitung. „Wenn ich krank wäre - ich hätte natür- lich kein Problem damit ins Dachauer Klinikum zu gehen“, so Dr. Bergemann. Bei seinem Amtsantritt im Januar 2000 war das Gesundheitsamt in der Kran- kenhausstraße 11 untergebracht – mit circa zehn Mitarbeitern. Inzwischen befindet sich die Behörde im 2006 fer- tig gestellten Neubau in der Dr.-Hil- ler-Straße. Knapp 30 Mitarbeiter küm- mern sich heute unter anderem um die Überwachung von medizinischen Einrichtungen sowie der Trinkwasser- versorgung, den Infektionsschutz, das Neugeborenen-Screening, die Einschu- lungsuntersuchung, die Suchtberatung, die Sexualpädagogik in Schulen, die Beratung und die Konfliktberatung von Schwangeren. Herausforderungen waren immer der stete Wandel und völlig neue Situationen bei den Infek- tionskrankheiten. Ein gutes Beispiel liefert die Tuberkulose: „Früher sind noch Röntgenbusse durch die Gegend gefahren und haben zum Beispiel die Studenten vor dem Unibesuch untersucht.“ Anfang der 80er Jahre sei die Krankheit fast aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden gewesen. Doch seit 2015 steige die Zahl der Tuberkulo- sekranken wieder massiv an, erklärt Dr. Bergemann. Zwischen 2000 und 2014 habe es im Jahr durchschnittlich drei bis sieben Fälle von offener Tuber- kulose im Landkreis gegeben. „2017 lagen wir schon bei knapp 30 Fällen.“ Hier gelte es, eine weitere Ausbreitung einzudämmen. Das ist auch die gro- ße Aufgabe der Zukunft: „vermeidba- re Krankheiten zu verhindern“, so Dr. Bergemann. Daran arbeitet Dr. Hans Bergemann auch nach seinem Ruhestand im Ge- sundheitsamt weiter. Denn der gebür- tige Münchner betreut als Oberfeld- arzt d. R. die Bundeswehrsoldaten im Fliegerhorst Fürstenfeldbruck sowie gelegentlich die Polizisten der Bereitschaftspolizei in Dachau. Das hat er bislang vor oder nach seinem Dienst im Gesundheits- amt geleistet – jetzt hat er dafür mehr Zeit. Wir danken unseren beiden Mitarbeitern für das jahre- lange Engagement für die Bürger und den Land- kreis Dachau! Abschied aus dem Amt Gleich zwei langjährige Mitarbeiter des Landratsamtes gehen in diesem Frühjahr in den Ruhestand: Unser langjähriger Pressesprecher unter Altlandrat Hansjörg Christmann und seit 1998 Leiter der Abteilung 1 für zentrale Angelegenheiten, Gerhard Weber. Außerdem beendet der Chef unseres Gesundheitsamtes, Dr. Hans Bergemann, seinen Dienst. Beide sind auf ihrem Gebiet wahre Landkreis-Experten. Deswegen hat der Kreis.BLICK! mit beiden vor ihrem Abschied gesprochen.
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