Kreis.BLICK!

Ghaleb Almas ist stolz: Man merkt in seiner Wohnung nicht, dass sich diese mitten in einer Lehranstalt befindet - – obwohl nur ein Stockwerk darunter der Schulalltag läuft. „Es ist alles sehr gut isoliert“, weiß er. Ghaleb Almas ist der einzige unserer Hausmeister an den Landkreisschulen, der im Schulhaus wohnt. Und er liebt das. „Das ist mein Haus“, sagt er stolz. Etwas über 90 Quadratmeter stehen der Familie zur Verfügung. Aktuell wohnen hier sechs Personen: Er selbst, seine Frau, sein älterer Sohn mit Frau und einjährigem Sohn sowie sein jüngs- ter Sohn. Leider findet die junge drei- köpfige Familie derzeit keine eigene Wohnung, die Nachfrage in Dachau Seit 2006 lebt und arbeitet Ghaleb Al- mas im Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau. Als er hier seinen unbefristeten Vertrag und die Wohnung in der Schule bekam, „haben wir erst einmal groß ge- feiert“, erinnert er sich. Denn die Fami- lie hatte eine schwere Zeit erlebt. Ghaleb Almas wurde im Irak geboren, arbeitete dort in einer Ölfirma. Der Familie ging es gut. Doch irgendwann rückte er in den Fokus der diktatorischen Regierung von Saddam Hussein. Er bekam einen Tipp und flüchtete im Jahr 2000 nach Deutschland. Hier arbeitete er zunächst als Dolmetscher, dann als Elektriker und in einer Sanitärfirma. 2002 kamen sei- ne Frau und seine beiden Kinder nach. Sein dritter Sohn Helmut ist „Made in Germany“, wie Ghaleb Almas lachend Familie Almas im Ignaz-Taschner- Gymnasium in Dachau Außergewöhnlich wohnen im Landkreis Dachau „Hören Sie was?“, fragt Ghaleb Almas begeistert. Nein. Es ist leise, nahezu still. Zumindest, bis die Baumaschinen direkt vor dem Fenster wieder anfangen zu dröhnen. Aber das ist ja nur vorübergehend. Denn der Rohbau des Erweiterungsgebäudes am Ignaz-Taschner-Gymnasium (ITG) ist bald fertig ge- stellt, dann geht es an die Innenarbeiten. Und dann ist es wieder: leise. Darauf freut sich Ghaleb Almas. Denn er muss den Baulärm den ganzen Tag ertragen – er wohnt da, wo andere lernen: in der Schule. und Umgebung ist einfach zu groß. Doch solange sie alle im Gymnasium unter einem Dach leben, genießen sie auch die Vorteile. „Meine Schwieger- tochter pendelt mit der S-Bahn, und der Bahnhof ist nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Das ist natürlich toll“, be- richtet der 56-Jährige. Auch für Sohn Helmut liegt sein Zuhause perfekt: Der 14-Jährige besucht die neunte Klasse des ITG. „Im vergangenen Schuljahr lag sein Klassenzimmer tatsächlich genau unter unserem Wohnzimmer“, erzählt Ghaleb Almas lachend. Klar, dass Helmut erst ein paar Minuten vor Acht die eigenen vier Wände ver- lässt. Aber die 4-Zimmer-Wohnung hat nicht nur eine tolle Lage, sondern bietet der Familie auch ein gemütliches bekennt. Deshalb hat er ihm auch einen deutschen Namen gegeben. Nach einigen kleineren Jobs übernahm Ghaleb Almas schließlich eine Krank- heitsvertretung als Hausmeister am ITG. „Ich habe mich richtig reinge- hängt. Ich wollte den Job unbedingt! Ich habe mit Händen, Füßen und Zäh- nen gearbeitet“, berichtet er zurückbli- ckend. Zweimal wurde sein befristeter Vertrag verlängert, bis er endlich fest übernommen wurde. „Am 1.1.2006 sind wir hier in die Hausmeisterwoh- nung eingezogen.“ Inzwischen sieht Ghaleb Almas die Schule als „seine Schule“ an. Zusammen mit seinen Kol- legen, dem Ehepaar Matzner, kümmert er sich um alles, was im Haus anfällt. Die Zusammenarbeit klappt hervorra- gend. „Herr Matzner ist sehr ordentlich, er macht alles zu 100 Prozent. Das finde ich toll, und das habe ich auch von ihm gelernt“, berichtet der 56-Jährige. Auch bei Abendveranstaltungen wie Eltern- abenden oder Schulpartys ist Ghaleb Almas dabei. Die Schüler sind wie seine Kinder. „Ich sehe sie wie meinen Sohn Helmut.“ Natürlich kommt es auch vor, dass bei ihm außerhalb seiner Arbeits- zeit geklingelt wird. „Mal hat jemand was in der Schule vergessen oder es gibt andere Fragen. Das macht aber nichts. Die Leute sind immer sehr höflich und dankbar, wenn ich ihnen helfe.“ Am späten Abend macht Ghaleb Almas immer noch einen Rundgang durch „sein“ Haus. Und einmal war es so- gar nicht nur praktisch, in der Schule zu wohnen, sondern es hat auch einen größeren Schaden vermieden: Vor ei- nigen Jahren brach ausgerechnet an einem Wochenende ein Wasserrohr in einer Toilette. Ghaleb Almas Frau hörte in der Stille der Wohnung das Wasser Heim. In der Dachgeschosswohnung sorgen Oberlichter im Dachspitz für Tageslicht – beste Voraussetzung für viele Pflanzen. „Meine Frau liebt die Natur, ganz besonders Orchideen“, be- richtet der gelernte Elektriker. Überall stehen Töpfe mit den verschiedensten Exemplaren. Auch gewöhnliche Grün- pflanzen gedeihen offensichtlich bes- tens: Sie wachsen teilweise bis unter die Zimmerdecke. Draußen auf dem über- dachten Balkon blühen Geranien. Der Ausblick erstreckt sich über die Dächer von Augustenfeld – zumindest hinter der Baustelle. Seitlich am Balkon hat Ghaleb Almas eine Satellitenschüssel installiert: Er schaut noch regelmäßig arabisches Fernsehen und verfolgt die Nachrichten aus seiner Heimat. plätschern. So konnte ihr Mann sofort einschreiten und Schlimmeres vermei- den. Gut, dass es in der Schul-Woh- nung so leise ist… 15 Kreis. BLICK ! — 2 — Dezember 2018 14 Serie Momentan hat die Familie noch die Baustelle vor ihrem Balkon. Doch gerade wurde das Richtfest gefeiert, jetzt beginnen die Innenarbeiten – und es wird leiser. Grünpflanzen und Blumen gedeihen in der licht- durchfluteten Schulwohnung wunderbar und wachsen bis unter die Decke. Egal, wo er im Schulhaus gebraucht wird, Ghaleb Almas ist zur Stelle. Insgesamt 16 Hausmeister und ein Elektriker sind bei uns im Landrats- amt angestellt, nur einer wohnt direkt in der Schule, zwei in unmittelbarer Nähe ihres Arbeitsplatzes. Die 16 fleißigen Helfer verteilen sich auf unsere Landkreisschulen, an denen in der Regel jeweils zwei Hausmeister für Ordnung sorgen. Dazu kommen drei Hausmeister für die fünf Verwaltungs- gebäude des Landratsamtes. Zuständig für diese Mitarbeiter ist bei uns das Sachgebiet Hochbau/Gebäudema- nagement. Vor allem selbstständiges Arbeiten sowie soziale Kompetenzen seien für eine Stelle als Hausmeister Voraussetzungen, berichtet Ellen Müg- lich, die bei uns Ansprechpartnerin für die Hausmeister ist. Stichwort Hausmeister Auch diese Dachterrasse zwischen den beiden Gläserfronten darf Hausmeister Ghaleb Almaz privat nutzen.

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