Kreis.BLICK!

12 13 Kreis. BLICK ! — 2 — Dezember 2018 Verkehrsplanung Stopp! Florian Haas arbeitet gegen die täglichen Staus (wie hier in der Münchner Straße in Karlsfeld) und für eine zukunftsfähige Infrastruktur. Eine erste Visualisierung der möglichen Mobilitätsdrehscheibe Breitenau. Denn das sei deutlich günstiger um- setzbar, als den gesamten Busverkehr auszubauen. In seinem Heimatland- kreis Fürstenfeldbruck funktioniere das Ruf-Taxi-System sehr gut und wer- de von der Bevölkerung angenommen. Auch in Bergkirchen ist die Nachfra- ge nach dem gemeindeeigenen Sam- mel-Taxi-System hoch: Im Jahr 2017 nutzten hier monatlich durchschnitt- lich 2.200 Bürger das Sammel-Taxi. Einen weiteren wichtigen Punkt stellen tangentiale Busverbin- dungen dar. Diese sollen den Landkreis besser nach Westen und Osten anbinden und damit eine attraktive Alternative zum Autoverkehr bieten. Denn die bisherigen ÖPNV-Verbin- dungen laufen meist über München. Ein weiteres Stichwort: Busbeschleunigung. „Ein am Stau vorbeifahrender Bus wäre ein echter Fortschritt, aber ob, wie und wo so etwas wirklich realisiert werden kann, steht noch in den Sternen“, so Haas. Derzeit werden alle Möglichkeiten untersucht – ebenso wie die bereits viel diskutierte Realisierung einer Nutzung des so genannten Nordrings für Personenzüge oder eine Seilbahn nach München. „Wir ziehen alles in Betracht und prüfen jede Idee.“ Alle Ergebnisse und aktuell umsetzbaren Projekte werden im neuen Nahverkehrsplan, der gemeinsam mit der Großen Kreisstadt Dachau erarbeitet wurde, aufgelistet. „Die innovativen Ideen kommen dann in den Abschlussbericht.“ Motorisierter Individualverkehr Im Bereich des MIV wird nach möglichen Maßnahmen ge- sucht, um den Druck vom „Trichter“ im südlichen Landkrei- ses zu nehmen. „Es wäre ein großer Erfolg, wenn die Stadt Dachau sowie die Gemeinde Karlsfeld, aber auch Haimhau- sen, Hebertshausen und alle anderen stark belasteten Ge- meinden und Ortsteile auf dem Weg nach München vom Durchgangsverkehr entlastet werden könnten“ meint Florian Haas. „Da die Stadt Dachau jedoch ein starker Verkehrs- magnet und durch so genannte Quell-Ziel-Verkehre geprägt ist, würde sie beispielsweise durch die angedachte Nord-Ost-Um- fahrung nicht automatisch verkehrsfrei werden. Dennoch sind die Überlegungen zur Umfahrung sinnvoll und wichtig. Nur so hätte die Stadt die Möglichkeit, beispielsweise durch Lkw-Fahrverbote oder zusätzliche 30er-Zonen eine spürbare verkehrliche Entlastung zu erreichen, ohne dass der Verkehr auf das untergeordnete Straßennetz oder sogar in die Nachbar- kommunen gedrückt werden.“ Einen besonderen Stellenwert in der Verkehrsthematik be- sitzt der kleine Ort Breitenau. Landrat Stefan Löwl hatte den Bergkirchner Gemeindeteil als Vision für eine neue Mobili- tätsdrehscheibe (erneut) ins Gespräch gebracht: Hier könnten vor den Toren der Stadt Dachau der stillgelegte S-Bahn-Halt reaktiviert, ein großer Park&Ride-Standort angelegt und ein Busbahnhof, unter anderem für Werkbusse von MAN oder BMW, etabliert werden. Somit könnte man einen Teil des Pkw-Verkehrs vor der Großen Kreisstadt abfangen. „Da die Reaktivierung des S-Bahnhofs sehr aufwändig ist und lange dauert, könnten wir in Breitenau möglicherweise zumindest mit einem Busbahnhof starten“, so die Überlegungen von Ver- kehrsexperte Haas. „Bei unserem Bürgerdialog zumThema ist der Plan gut angekommen.“ Ein kleiner Schritt ist also getan… Radwege Aktuell beschäftigt sich Florian Haas zudem intensiv mit dem Radwegekonzept, welches 2019 fertiggestellt wird. Ein Gutachter hat in den vergangenen sechs Monaten alle Radwege im Landkreis – natürlich auf dem Drahtesel – ab- gefahren, um eine Bestandsanalyse zu erstellen. Dabei hat er nicht nur vorhandene Verbindungen überprüft, sondern ist auch ins Detail gegangen: „Wie breit sind die Wege, wie ist die Beleuchtung, wie die Beschilderung?“, berichtet der Verkehrsentwickler. Alle Ergebnisse fließen ins Radverkehrs- konzept ein. Auch wird die Errichtung von Radschnellwegen geprüft. Denn es geht hier weniger um den Freizeitradver- kehr als vielmehr um die Frage: Wie bringe ich Pendler re- gelmäßig aufs Fahrrad oder E-Bike und wie verbinde ich den ÖPNV geschickt mit dem Radverkehr? Und deswegen läuft Florian Haas auch gerade häufig mit einer Papierrolle unter dem Arm herum: Die Karte mit allen vorhandenen, im Aus- bau befindlichen und fehlenden Fahrradwegen ist fertig und muss nun ausgewertet werden. Landkreis und darüber hinaus. Wir wollen nun herausfinden, welche Projekte am wirksams- ten sind und welche Konse- quenzen einzelne Maßnahmen haben. Am Ende soll eine Prio- ritätenliste stehen, in der kon- krete und sinnvolle Maßnah- men festgelegt werden.“ In einem ersten Schritt wur- den die Grundlagen eruiert. Das beinhaltet Struktur- und Pendlerdaten, Angebots- und Nachfragestatistiken der ein- zelnen Verkehrsarten sowie abgeleitete Schwachstellen und Handlungsfelder. „Da die Wege unserer Bürger natürlich nicht an den Landkreisgrenzen enden, arbeiten wir eng mit unseren regionalen Nachbarn wie der Landeshauptstadt und dem Landkreis München zusammen“, berichtet Florian Haas. Anhand der gewonnenen Grundlageninformationen und Er- gebnisse wird das Gesamtverkehrskonzept entwickelt. Dies ge- schieht in drei Teilbereichen für die verschiedenen Verkehrsträ- ger: dem Nahverkehrsplan, dem Radverkehrskonzept und für den so genannten motorisierten Individualverkehr, kurz MIV. „Es geht zum Beispiel darum, herauszufinden, wie die Attrakti- vität des öffentlichen Nahverkehrs gesteigert werden kann, wo es Lücken im Radwegenetz gibt und inwiefern der Neubau von Straßen Möglichkeiten einer innerörtlichen Verkehrsentlastung schafft und damit zu einem Gewinn an Lebensqualität für die Bewohner beitragen kann“, erklärt Haas. Über allem stehe je- doch eine große Herausforderung: „den Landkreis fit für die Mobilität der Zukunft machen“. Und das ist nur durch die Um- setzung einer Vielzahl verschiedener Maßnahmen möglich. Nahverkehr Im Teilbereich Nahverkehr sieht sich der Landkreis grund- sätzlich gut gerüstet: „Rund 96 Prozent aller Haushalte sind an den ÖPNV angeschlossen“, erklärt der Kreisentwickler, der seit 2015 im Landratsamt tätig ist. Doch das heißt noch lange nicht, dass diese Anbindung auch ausreiche. „Wenn es bedeutet, dass zweimal täglich ein Bus fährt, ist das natürlich unbefrie- digend.“ Deswegen muss gehandelt werden: „Unser Ziel ist es, ein landkreisweites Ruf-Taxi einzuführen, um Fahrplanlücken möglichst effizient zu füllen und eine bessere Anbindung für den gesamten Landkreis zu ermöglichen“, erklärt der 31-Jährige. Zusammengerollte Kar- ten und Pläne unter dem Arm – so kennt man Flori- an Haas bei uns im Haus. Der 31-Jährige kümmert sich um die „Kreisent- wicklung“. Dabei geht es darum, wie sich unser Landkreis in den kom- menden Jahren und Jahr- zehnten verändern kann und soll. Wir fragen nach: Wohin geht es? Momentan steht über allem das Thema Verkehr. „Hier zeigt sich das Wachstum unse- res Landkreises im täglichen Leben am drastischsten, zum Beispiel, wenn man ständig im Stau steht“, erklärt Florian Haas. Dachau ist laut Statistischem Landesamt der am stärks- ten wachsende Landkreis in Bayern. Für das Jahr 2036 geht das Landesamt von 174.000 Einwohnern aus, derzeit haben wir etwas über 150.000 Landkreisbürger. Die Zahlen hinsichtlich der rasanten Entwicklung sind alarmierend. Auch für Florian Haas, denn auf diese Bevölkerungszuwächse sind wir noch nicht vorbereitet. „Ich versuche, mit unseren Konzepten gegen die negativen Auswirkungen anzukämpfen.“ Dabei kann er natürlich weder das Wachstum noch dessen Folgen direkt be- einflussen. „Das haben am stärksten die Gemeinden in der Hand, indem sie Baugebiete ausweisen – oder eben nicht. Aber ein Wachstum verhindern lässt sich nicht“, weiß Florian Haas. „Die Menschen stimmen mit den Füßen bzw. Umzugswägen ab und es gibt auch ohne neue Baugebiete Nachverdichtungs- potenziale und somit potenziellen Wohnraum im Landkreis. Da kann ich mit meiner Kreisentwicklung so viele Konzepte entwickeln, wie ich will … die Menschen werden weiterhin in den Landkreis ziehen wollen. Die Frage ist nur, zu welchen Konditionen und mit welchen Auswirkungen?“ Deshalb versucht er, vor allem die Verkehrs-Infrastruktur unse- res Landkreises zukunftsfähig zu machen. Um bereits vorhan- dene Probleme in Sachen Mobilität zu lösen und gleichzeitig neuen Herausforderungen vorzubeugen, arbeitet der studierte Regionalentwickler gerade am so genannten integrierten Ge- samtverkehrskonzept des Landkreises. „Es gibt bereits eine Viel- zahl von Ansätzen zur Bewältigung der Mobilitätsprobleme im Landkreis der Zukunft Florian Haas und der Reden Sie mit! Bei unseren Bürgerdialogs-Veranstaltungen stehen Landrat Stefan Löwl und Florian Haas regelmäßig Rede und Antwort – auch zum Thema Verkehr. Florian Haas Landratsamt Dachau kreisentwicklung@lra-dah.bayern.de Ihr Kreisentwickler UMGEBUNG: GOOGLE

RkJQdWJsaXNoZXIy NjQwNDE4