Kreis.BLICK!
Besonders beeindruckend und unvergesslich war für mich gleich zu Jahresbeginn das Projekt „Violinen der Hoffnung“ mit den beiden Konzerten im Dachauer Schloss. Die dort ge- spielten Geigen stammen von Überlebenden und Opfern des Holocaust aus den Konzentrationslagern Dachau, Auschwitz und Buchenwald. Die Zeitzeugen an diesem Abend waren eher „Sachzeugen“, also keine Personen, die über ihre Ge- schichte und das Erlebte berichten, sondern Gegenstände aus Holz, die dabei waren, bei den Akten des menschenver- achtenden Terrors, aber eben auch die Hoffnung gaben und geben. So erzählen sie auch ganz anders Geschichte, bezie- hungsweise ganz andere Geschichten. Ihren Spielern und den Zuhörern haben sie damals, in den dunkelsten Stunden, gezeigt, dass es jenseits von Hass, Demütigung und Mord auch noch etwas Anderes gibt: Glück, Schönheit und Hoffnung. Die israelischen Geigenbauer Amnon und Avshalom Weinstein haben sich der Restauration und Pflege dieser Instrumente angenommen, damit die Geigen ihre Geschichte auch weiter- hin erzählen können und uns somit als „Sachzeugen“ erinnern. Dieser Konzert-Abend war für mich sehr emotional. Es war sehr eindrucks- voll zu erleben, wie vorsichtig und und zurückhaltend Avshalom Wein- stein und seine Mutter Assaela in die Stadt des ehemaligen Konzentrationsla- gers gekommen waren, und wie beeindruckt sie sich im Nachhinein von unserer Erinnerungs- arbeit zeigten. Es war und bleibt mir wirklich unvergess- lich, mit welcher Anerkennung sie unseren achtsamen Um- gang mit der Zeitgeschichte bewertet haben und mit wie viel Wärme im Herzen sie wieder nach Hause gefahren sind. Ein weiteres großes Thema ist für mich nach wie vor die Mo- bilität: Die Fragen und Herausforderungen zur Fortbewe- gung in unserem Landkreis waren auch wieder in diesem Jahr sehr anstrengend und raumgreifend, vor allem bezüglich der MVV-Strukturreform. Auch wenn hier immer noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und alle finalen Beschlüsse gefallen sind, haben wir im öffentlichen Nahverkehr doch große Schrit- te in Sachen Bürgerfreundlichkeit, Leistungsverbesserungen und Zukunftssicherung unternommen. Es bleibt aber noch viel zu tun, sowohl beim Ausbau der Angebote wie auch der Infra- struktur. Unser Gesamtverkehrsprojekt führt die verschiedenen Verkehrsthemen zusammen und nimmt bei der Arbeit eben- falls viel Aufmerksamkeit und Zeit in Anspruch. Ich bin sehr froh, glücklich und auch etwas stolz, dass wir hinsichtlich der Idee für eine Mobilitätsdrehscheibe in Breitenau zum Jahres- beginn noch unerwartbare Fortschritte erzielt haben und dieses aus meiner Sicht so wichtige Projekt nun breit angegangen und genauer untersucht wird. Zudem ist die Nordumfahrung von Dachau auf den Weg gebracht. Es geht also voran! Und auch wir als Landkreisver- waltung werden in den kommen- den Jahren mobil werden (müssen); denn wir brauchen dringend ein neu- es Landratsamt, um unseren Bürgern den bestmöglichen Service und unseren Mitarbeiter- innen und Mitarbeitern einen zukunftsfähigen Arbeitsplatz bieten zu können. Ein erster Schritt vom reinen Gedanken- konstrukt zur konkreten Ausgestaltung wurde im Herbst getan: Der Architektenwettbewerb für ein mögliches neues Landratsamt am bisherigen Standort ist abgeschlossen. Das von der Jury aus Fachleuten und politischen Vertretern ein- stimmig gekürte Siegermodell visualisiert erstmals, wie unser Landratsamt in Zukunft aussehen könnte. Noch nicht fix dagegen ist der Standort: Bleiben wir am Bürger- meister-Zauner-Ring oder finden wir doch noch einen anderen geeigneten Platz? Da- mit steht auch noch nicht fest, ob wir nur kurzzeitig „mobil“ und während der Bauphase ausgelagert werden, oder ob wir komplett in einen Neubau um- ziehen. Der Kreistag wird diese Ent- scheidung hoffentlich in Kürze tref- fen; damit wären wir dann auch hier einen großen Schritt weiter. Eine ganz private Entscheidung in Sa- chen Mobilität haben meine Familie und ich in diesem Jahr auch getroffen: Wir ha- ben uns einen Wohnwagen gekauft. Zweimal waren wir bereits als fünfköpfige Familie unterwegs, einmal am Gardasee, einmal in Kroatien. Das Tolle ist: Ich habe überall Landkreisbürger getroffen – und man kommt auf einem Campingplatz ganz anders ins Gespräch als sonst… Trotz manchmal mehr Arbeit und Aufwand konnte ich mich in unserem fahrbaren Urlaubsheim sehr gut erholen; sogar so gut, dass ich nach dem zweiwöchigen Sommerurlaub mein Computerpasswort aus dem Landratsamt vergessen hatte. Aber keine Sorge, mein Laptop war unterwegs an keinem Tag aus und so hatte ich auch aus der Ferne immer den Kreis im Blick... Ich wünsche Ihnen allen schöne und erholsame Feiertage, die zum Passwort-Vergessen taugen, und einen ebenfalls glückli- chen Jahresrückblick sowie eine positive Jahresbilanz! Das war mein Jahr 2018 Ihr Landrat Stefan Löwl mit dem ganzen Team Landratsamt 11 Kreis. BLICK ! — 2 — Dezember 2018 10 Kultur ! Landrat mittendrin für Unterstützung und zu wenig, um gescheit zu leben“, sagt sie traurig. Für Vergnügungen bleibt also nichts übrig. Genau für Menschen wie Doris Paulus wurde der Verein Kulturloge gegrün- det. Im Theater, im Opernhaus oder im Konzertsaal sind die Logenplätze beson- ders bequeme Sitze mit guter Sicht und hochwertiger Ausstattung. Mit dem Begriff Kulturloge soll auch die Wertschätzung gegenüber den Gästen ausgedrückt wer- den. Sie sollen sich einge- laden fühlen und nicht als bloße Nutznießer eines kostenfreien Kultur-Angebotes. Um Karten über die Kulturloge zu be- kommen, müssen die Gäste folgende Vo- raussetzungen erfül- len: Sie verfügen über ein geringes Einkom- men, sind Kunden des Jobcenters oder der Agen- tur für Arbeit und beziehen Leistungen der Grundsicherung und/oder sindWohngeldempfänger. Zu- dem muss die Voraussetzung von einem Sozialpartner wie der AWO, der Caritas oder von uns im Landratsamt (Familien- beratungsstelle, Grundsicherungs- und Wohngeldbehörde, Jugendamt oder Se- niorenberatung) bestätigt werden. Dort sind die potenziellen Kulturgäste bereits bekannt, so dass sie ihre Anmeldeformu- lare für die Kulturloge vor Ort ausfüllen und abgeben können. Die sozialen Ein- richtungen versehen die Anmeldung mit ihrem Stempel und empfehlen damit den Bewerber für die Kulturloge. Für die Empfänger der Freikarten sind diese viel mehr als bloße Eintrittsscheine. „Ich bin sehr glücklich, in der Kulturloge zu sein. Das erinnert mich an mein frü- heres Leben, als ich noch regelmäßig ins Theater gehen konnte“, sagt Doris Paulus. DerDachauerGerd Schott und seine Frau Elke Berg engagieren sich ehrenamtlich für die Kulturloge und wissen, wie sehr sich die Gäste beispielsweise über eine Einladung vom Hoftheater Bergkirchen, den Kleinkunstbühnen Leierkasten oder Schwabhausen, Prittlstock Entertain- ment oder eben über ein Schlosskonzert der Stadt Dachau freuen. Das Ehepaar vermittelt die Karten an die Interessierten – und es gibt durchaus noch Kapazitäten. Sowohl für Erwachsene als auch für Kin- der. Denn die Veranstalter unterstützen die Kulturloge mit vollem Einsatz. Falls Sie also auch einen besonderen Abend als Auszeit vom Alltag erleben wollen und die genannten Voraussetzungen erfüllen, melden Sie sich bei der Kulturloge. Denn so ein Kulturerlebnis kann das Leben um so viel schöner machen. Nicht nur Doris Paulus weiß das ganz genau. Unterstützer und Empfänger der kostenlosen Kultur- loge-Karten (v.l.): Ehrenamtliche Mitarbeiterin Elke Schott, Ibolya Rieger, Doris Paulus, ehrenamtlicher Mitarbeiter Gerd Schott und unser Mitarbeiter und zweiter Vorsitzender Wolfgang Gartenlöhner. Die Kulturloge Dachauer Land e.V. arbeitet nach dem Prinzip der Tafeln: Nicht genutzte Eintrittskarten werden an Menschen ver- mittelt, die mit einem geringen Einkommen auskommen müssen. Im Wesentlichen sind dies Alleinerziehende, Erwerbslose, Sozialhilfeempfänger, Menschen mit Mini-Jobs, Familien mit kleinem Einkommen, Senioren mit Mini-Rente sowie chronisch psychisch Kranke in therapeutischen Einrich- tungen und Wohngruppen. Ehrenamtliche Helfer vermitteln die Karten per Telefon und lassen sie an der Abendkasse auf den Namen des Gastes hinter- legen. Die Idee entstand im Rahmen des Projektes „Demographie Managen im Landkreis Dachau“. Dieses wird vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und dem Europäischen Landwirt- schaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums gefördert. Schirm- herr ist unser Landrat Stefan Löwl. Wer die Kulturloge unterstützen will, kann Mitglied im Verein wer- den. Der jährliche Beitrag beträgt für aktive Mitglieder 30 Euro, für passive 60 Euro. Bei Fördermitgliedern wird die Höhe vereinbart (mindestens 100 Euro). Zudem werden freiwillige Helfer gesucht, die zu vereinbarten Zeiten die Karten an die Empfän- ger vermitteln. D oris Paulus hat sich schick gemacht. „Sich elegant anzuziehen und schön zu machen – auch das ist ein Genuss“, erzählt die 68-Jährige. Doris Paulus geht heute aus. Ausnahmsweise. Sie hat Kar- ten für ein Konzert im Schloss Dachau. Das Kammermusik-Ensemble Oxalys spielt in dem wunderbaren Ambiente. Es ist nicht das erste Mal, dass Doris Paulus einen so besonderen Abend er- leben darf. „Früher war ich oft in Mün- chen im Staatstheater. Das waren immer tolle Erlebnisse. Aber das kann ich mir jetzt nicht mehr leisten.“ Doch dank der „Kulturloge“ wird ihr der Besuch von Theaterabenden, Konzerten oder Kaba- rettauftritten ab und zu ermöglicht. Der Verein Kulturloge Dachauer Land ver- teilt nicht verkaufte Eintrittskarten von Veranstaltungen bei uns im Landkreis an Bürger mit geringem Einkommen. Dazu gehört Doris Paulus. „Ich freue mich jedes Mal, wenn ich angerufen werde und drei bis vier Stunden raus aus meiner Wohnung kann“, berichtet die 68-Jährige. Doris Paulus ist geschieden und kinderlos, lebt alleine in Indersdorf und ist nach einer Krankheit behindert. Gelernt hatte sie den Beruf der Arzthel- ferin. „Das habe ich wirklich mit Liebe und Hingabe gemacht“, erinnert sie sich. Doch nach einer Erkrankung konnte sie nicht mehr arbeiten. „Meine Rente reicht mir hinten und vorne nicht“, be- richtet sie. „Ich bekomme zu viel Rente AUSZEIT VOM ALLTAG Treten Sie mit mir in Kontakt bei den regel- mäßigen Bürgerdialogs-Veranstaltungen oder über www.buergerdialog-dachau.de Kulturloge Dachauer Land e.V. Müller-Dachau-Weg 25 a 85221 Dachau info@kulturloge-dachau.de Tel: 0152 / 51 37 55 71 Kontakt
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