Kreis.BLICK!
Schule gehören und zu Stundenbeginn ausgegeben werden. „Ich wollte aber unbedingt das 1:1-Modell“, bekennt der Konrektor. Um die Bereitschaft an seiner Schule für so ein modernes Unterrichtsmodell zu testen, fragte er zunächst bei den Lehrern nach: „Zehn von 50 haben sich gleich bereit erklärt, mitzu- machen und fanden die Idee toll.“ Auch eine Elternbe- fragung brachte großes Interesse zutage – und die Bereitschaft, die Tablets selbst zu finanzieren. Die Erzdiözese München und Freising, Trägerin der The- resia-Gerhardinger-Realschule, unterstützte das Vorhaben finanziell. Schließlich mussten Beamer und Do- kumentenkameras beschafft werden. Die speziellen Kameras bauen eine Brü- cke zwischen analogen (wie Büchern) und digitalen Medien. Es gibt einen eigenen Server, auf dem die Schuldaten gespeichert werden. Parallel werden aber weiterhin Bücher angeboten, jeder Schüler kann selbst entscheiden, ob er diese (zusätzlich) nutzen will. Zum Schuljahr 2014/2015 starteten die ersten 28 Schüler einer siebten Klas- se mit der digitalen Unterrichtsform. Die Vorteile liegen auf der Hand: Papier- und Ge- wichtsersparnis beim Schlep- pen der Schulmaterialien, die Möglich- keit der Internetrecherche sowie der ständige Zugriff auf alle Daten. „Bü- cher und Hefte vergisst man mal, das iPad nicht“, weiß Robert Egg. Zudem können die technischen Kenntnisse bei der weiteren Ausbildung vorteilhaft sein. Bei einer internen Umfrage unter den Abschlussschülern gaben zwölf von 28 Jugendlichen an, dass der Besuch der iPad-Klasse bei Bewerbungen posi- tiv erwähnt worden sei, sagt Egg. „Wir vermitteln eben nicht nur Wissen, son- dern fördern auch andere Unterrichts- kompetenzen.“ So könnten die Schüler viel in Gruppen arbeiten. „Das unter- stützt den Klassenzusammenhalt.“ Das ist auch in der 8a der Fall. Wäh- rend die Schüler an ihrer Szene aus dem „Zauberlehrling“ arbeiten, kann die Deutschlehrerin Doris Grulich auf ihrem iPad per App sehen, was jeder einzelne gerade auf seinem Bildschirm macht: „Dann kann ich eingreifen, falls es mal in eine falsche Richtung gehen sollte“, so Doris Grulich. Zudem können die Jugendlichen so nicht un- bemerkt auf Fremd-Seiten surfen. In- nerhalb der vorgegebenen 20 Minuten drehen drei Jungs mit ihrem iPad den Inhalt der magischen Szene nach: mit einem Putzwagen im Schulflur. Nach der Präsentation ihres Videos im Klas- senzimmer ernten sie Beifall für ihre kreative und schnelle Umsetzung. Ideen brauchen auch die Schüler der 9a. Sie haben in der dritten Stunde Religion und beginnen ein neues Thema: „An- stöße zu neuen Erfahrungen – mit der Bibel lernen“. Religionslehrer Konstan- tin Grulich beauftragt die Schüler, das Programm „Notability“ zu öffnen. Das ist das Standardprogramm, ihr „Schul- heft“. Die Neuntklässler schreiben das neue Themengebiet auf – mit dem Fin- ger oder mit einem speziellen iPad-Stift auf ein Textfeld am Bildschirm. An- schließend bittet Konstantin Grulich die Klasse, aus dem Programm „DS-Fi- le“ ein Arbeitsblatt herunterzuladen. Es ist die Geschichte von Kain und Abel. Auf ihrem iPad lesen die Jugend- lichen den Text, anschließend kommt die Aufgabe: „Erstellt ein Tafelbild für Der Landkreis Dachau investiert in Bildung. Vor allem in weiter- führende Schulen stecken wir viel Geld. Ein wichtiges Thema dabei ist die Digitalisierung. Vor vier Jahren startete die erste iPad-Klasse an der Erzbischöfli- chen Theresia-Gerhardinger-Re- alschule in Weichs, heuer machen die ersten Tablet-Schüler ihren Abschluss. Ihr Fazit: Eine tolle Sache, aber in manchen Fächern sind Stift und Heft (noch) besser. Die Aufgabe: „Entwirf ein digitales Plakat, einen Film oder eine Präsenta- tion zu einer Szene aus Goethes ,Zau- berlehrling‘. Zeit: 20 Minuten.“ Das ist kein Auszug aus einem Multime- dia-Seminar, sondern eine ganz norma- le Schulstunde in der Erzbischöflichen Theresia-Gerhardinger-Realschule in Weichs. Und zwar in der Klasse 8a. Für die Schüler ist das kein Problem, denn sie besuchen eine der derzeit fünf iPad-Klassen der Weichser Schule. So- fort bilden die Jugendlichen Kleingrup- pen und beginnen mit der Internetre- cherche. Sie sind geübt im Umgang mit Technik. Seit zwei Jahren schreiben die Schüler nicht mehr in Hefte und ler- nen aus Büchern, sondern benutzen in der Schule und zu Hause zum Lernen hauptsächlich eines: ihr iPad. Treibende Kraft für die Einführung der modernen Unterrichtsmethode war Konrektor Robert Egg. Vor fünf Jahren war der Technik-Begeisterte auf einer Fortbildung, bei der die iPad-Verwen- dung im Unterricht vorgestellt wurde. Dabei gibt es zwei Ansätze, berichtet Egg. Zum einen das 1:1-Modell, also jeder Schüler hat ein eigenes iPad. Die Alternative sind iPad-Koffer, die der 9 Kreis. BLICK ! — 1 — September 2018 8 Die iPad-Klasse aus Weichs Digitaler Vorreiter Bildung ! Die Schüler suchen im Internet nach Möglichkeiten, wie sie den „Zauberlehrling“ digital aufbereiten können. Für die Weichser Lehrerin Anette Moers sind Tablets im Klassenzimmer die Zukunft. „Bücher und Hefte vergisst man mal, das iPad nicht.“ Robert Egg, Konrektor SCHULE&WIR
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