Integration im Landkreis Dachau

WEITERE VORGEHENSWEISE Der vorliegende Bericht entstand im Rahmen des Projektes „Kommunale Koordinierung der Bildungs- angebote für Neuzugewanderte“ und in enger Zusammenarbeit mit der Integrationsbeauftragten und Verantwortlichen für das Projekt „Interkommunale Vernetzungsplattform für die Integration von Migranten“. Der Bericht zeigt sowohl die Ist-Situation in den verschiedenen Bildungsbereichen auf, als auch Herausforderungen und Handlungsempfehlungen aus Sicht der Verfasserinnen. Im Folgenden soll kurz skizziert werden, wie mit diesen Ergebnissen weiter vorgegangen werden kann. Dabei ist es sinnvoll aufzuzeigen welche Schritte der Landkreis in Bezug auf die Bildungsthematik plant bzw. bereits unter- nommen hat: Der Landkreis hat für das Projekt „Kommunale Koordinierung der Bildungsangebote für Neuzugewan- derte“ einen Verlängerungsantrag gestellt sowie je eine Stelle für Bildungsmanagement und Bildungs- monitoring im Rahmen des Förderprogramms „Bildung integriert“ beantragt. Mit dem datenbasierten kommunalen Bildungsmanagement soll voraussichtlich im 1. Quartal 2019 begonnen werden. Dafür soll eine Steuerungsgruppe eingerichtet werden, die Akteure aus Bildung, Wirtschaft, Politik und Verwal- tung umfasst. Aufgabe dieser Steuerungsgruppe wird es sein, die strategische Ausrichtung für das Projekt und somit für die gesamte Bildungslandschaft (inklusive Neuzugewanderte) festzulegen. Auf Basis der bereits bestehenden Ergebnisse aus der Bildungskonferenz sowie einer Bestands- und Bedarfsanalyse sollen themenspezifische Arbeitskreise und Vernetzungen durch das Bildungsmanagement eingerichtet werden. Die Ergebnisse des vorliegenden Berichts sollen hier ebenfalls einfließen; generell ist eine enge Zusammenarbeit dieser neu einzurichtenden mit den bereits vorhandenen Stellen vorgesehen. Für die weitere Vorgehensweise sind grundsätzlich zwei Möglichkeiten denkbar: z z das Einrichten eines gemeinsamen Arbeitskreises zu einem Handlungsfeld (z.B. frühkindliche Bildung), in dem allgemeine Bedarfe und die speziellen Herausforderungen in Bezug auf Neuzugewanderte zusammen bearbeitet werden z z das Einrichten von separaten Arbeitskreisen zu einem Handlungsfeld, um die allgemeinen Bedarfe getrennt von den spezifischen Bedarfen Neuzugewanderter zu bearbeiten Für die erste Lösung spricht, dass durch das Einrichten eines Arbeitskreises personelle und zeitliche Kapa- zitäten eingespart werden können. Diese Variante ist beispielsweise aufgrund der angespannten Personal- situation für das Handlungsfeld „frühkindliche Bildung und Betreuung“ zu empfehlen, zumal es auch keine regelmäßige Vernetzung von Kita-Kräften auf Landkreisebene gibt und auf diesem Weg auch andere Anliegen bearbeitet werden können. Auch im Rahmen des empfohlenen Schulleiterdialogs könnten so- wohl allgemeine als auch spezielle Herausforderungen in Bezug auf Neuzugewanderte besprochen werden. Die zweite Variante hat den Vorteil, dass eine getrennte Bearbeitung den zum Teil speziellen Heraus- forderungen Neuzugewanderter innerhalb eines Bildungsbereichs besser gerecht werden kann. Zudem kann auch die Mitwirkung weiterer Fachstellen erforderlich sein, wie z.B. Ausländeramt, Migrations- und Flüchtlingsberatung, etc. Diese Vorgehensweise ist aus Sicht der Verfasserinnen zum Beispiel für das Handlungsfeld Berufsausbildung zielführend, da bei den ausländischen bzw. neuzugewanderten Berufsschülern spezifische Herausforderungen vorliegen. Mit dem bereits erwähnten Werkstatt-Tref- fen der Bildungskoordination für Neuzugewanderte und der Integrationsbeauftragten wurde hier der erste Grundstein gelegt. An dem Punkt Übergang in Ausbildung und Arbeit setzen auch die Jugendbe- rufsagentur und die damit einhergehende intensivere Zusammenarbeit von Jugendamt, Jobcenter und Agentur für Arbeit an. Ehrenamtliche Unterstützungs- und Bildungsangebote Es gibt eine Vielzahl von ehrenamtlichen Angeboten im Bereich Integration, z.B. bei Kirchen, (Sport-) Vereinen, Schulen, Wohlfahrtsverbänden und in Form von selbst gegründeten Vereinen und Initiativen der Helferkreise. Auch Personen mit Migrations- oder Fluchthintergrund engagieren sich für die Integration, hier seien stellvertretend die Projekte „Integration mit Augenmaß“ und „Kulturdolmetscher“ genannt. In Bezug auf die Helferkreise fand eine Erfassung ihrer Aktivitäten in den Bereichen Sprache, Schule sowie Ausbildung & Arbeit und von weiteren Handlungsfeldern statt. Auf die Abfrage per E-Mail ant- worteten 10 der insgesamt 16 Helferkreise im Landkreis. In diesen sind noch ca. 270 Helfer aktiv, wobei die Zahl seit 2016/2017 deutlich zurückgegangen ist. Der große zeitliche Umfang des Engagements und die mit der rechtlichen Situation der betreuten Asylbewerber einhergehenden persönlichen Belastung wurden hierbei als vorrangige Gründe angeführt. Die Aktivitäten der Ehrenamtlichen sind je nach Situation in der Unterkunft (Anzahl, Alter und per- sönliche Situation der Bewohner, wie z.B. rechtliche Lage, Aufenthaltsdauer in Deutschland, Erwerbs- tätigkeit etc.) und (Anzahl) der Ehrenamtlichen unterschiedlich. Es werden nach wie vor Deutschkurse angeboten, aber deutlich weniger als in den Jahren 2015 und 2016, dafür wird verstärkt Einzelfallhilfe nach Bedarf geleistet. Diese findet auch im schulischen Kontext statt, insbesondere für Berufsschüler bzw. Auszubildende. Hier liegen die Schwerpunkte neben der Sprache auch auf der Unterstützung im Fachunterricht, insbesondere in Mathematik und bei der Prüfungs- und Referatsvorbereitung. Im Bereich Ausbildung & Arbeit reicht die Unterstützung der Ehrenamtlichen von der Stellensuche und beim Bewerbungsprozess über die Hilfe bei Anträgen und Formularen bis zur Stabilisierung von Arbeits- verhältnissen durch Gespräche mit Arbeitgebern und Asylbewerbern oder auch Gruppenangeboten für Azubis. Die Abfrage der weiteren Aktivitäten der Helferkreise ergab, dass fast in allen Lebensbereichen Unter- stützung angeboten wird, insbesondere in Form von Hilfe bei Behördenangelegenheiten, Fahrdiensten, Sammlung und Ausgabe von Sachspenden, Organisation von Freizeitaktivitäten und Ausflügen sowie Begleitung bei Arztbesuchen, in der Schwangerschaft und bei psychischen Problemen. Aus den aufgezeigten Handlungsfeldern, Aktivitäten und Rückmeldungen der Ehrenamtlichen lassen sich aus Sicht der Bildungskoordination drei Dinge ableiten: Erstens: Ehrenamtliche benötigen Entlastung, da sie Asylbewerber oftmals über einen langen Zeit- raum persönlich betreuen und dabei zum Teil Aufgaben von professionellen Diensten übernehmen. Zweitens: Aus den Handlungsfeldern der Ehrenamtlichen ergeben sich mögliche Ansatzpunkte und Themen für die Erwachsenenbildung mit Geflüchteten, z.B. Anforderungen des alltäglichen Le- bens wie Behördenangelegenheiten, das deutsche Rechtssystem und digitales Lernen. Hier gilt es zu erörtern, inwiefern ehrenamtliche Angebote unterstützt bzw. koordiniert sowie durch professionel- le Angebote ergänzt werden können. Drittens: Handlungsbedarf besteht laut Rückmeldungen der Ehrenamtlichen inbesondere in Bezug auf Auszubildende. Neben den bereits genannten Handlungs- empfehlungen sei noch eine weitere aufgeführt: offene Lernwerkstätten könnten sowohl theoretische als auch praktische Unterstützung bieten, sofern weitere ehrenamtliche (Handwerker) dazu gewonnen werden und die Finanzierung geklärt wird. 46 47

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