Integration im Landkreis

NETZWERK- UND GREMIENARBEIT Im Landkreis Dachau ist eine Vielzahl haupt- und ehrenamtlicher Akteure im Bereich der Migration und Integration tätig. Ihre Arbeit findet sowohl operativ als auch strukturell statt. Sie stehen beratend und unterstützend unterschiedlichen Zielgruppen – sei es Neuzugewanderten oder auch Institutionen und Vereinen – zur Verfügung. Im Hintergrund betreiben sie Netzwerkarbeit und nehmen als Mitglieder und Impulsgeber:innen an unterschiedlichen Arbeitskreisen, Gremien und Runden Tischen teil. Somit bilden sie ein buntes und vielschichtiges Netzwerk. Im Folgenden werden einige Punkte, die auch im ersten Bericht als Handlungsempfehlungen formu- liert wurden und im weiteren Prozess von den Koordinierungsstellen des Landkreises nachgegangen wurden, dargestellt. Netzwerkarbeit im Bereich Sprache Durch das „Netzwerk Sprache“ wurde seit 2017 die regelmäßige vierteljährliche Vernetzung der Sprach- kursträger im Landkreis aktiviert und institutionalisiert. Dieses Netzwerk wird 2021 bedarfsorientiert um weitere Partner erweitert und deckt den Bereich Bil- dung und Arbeit für Neuzugewanderte ab. Das Netzwerk soll aus den hauptamtlichen Stellen im Land- ratsamt Dachau, den im Landkreis vorhandenen Anbietern von Sprachkursen, Vertretern von Jobcenter, Agentur für Arbeit, Berufsschule, Flüchtlings- und Integrationsberatung, Helferkreisen, Kreisjugendring, Dachauer Forum, BürgerTreff-Ost, PVM-Consulting, den Integrationsfachkräften der Stadt Dachau sowie der Regionalkoordination des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge bestehen. Gelenkt wird das Netzwerk Bildung und Arbeit für Neuzugewanderte gemeinsam von der Integrationsbeauftragten des Landkreises und der Bildungskoordination für Neuzugewanderte und dient dem Austausch: das Angebot auf den Bedarf abzustimmen und Lösungen für aktuelle Bedarfe zu entwickeln. Durch diesen Austausch wurde bereits zu Beginn (2017) sichtbar, dass eine einheitliche Datengrundla- ge bezüglich der Sprachkenntnisse und Bildungserfahrungen von neuzugewanderten Personen sinnvoll wäre, um Sprachkurs- und Bildungsangebote bedarfsgerecht zu organisieren. Im ersten Bericht wurde von der Idee der Erfassung dieser Daten in einer sog. Träger unabhängigen Clearingstelle berichtet. Auf diesem Weg könnten Bildungseinrichtungen die erforderlichen Daten erhalten, um das Angebot auf den tatsächlichen Bedarf auszurichten. Im Januar 2019 gründete sich demzufolge der AK-Clearingstelle, bestehend aus den Teilnehmern der Institutionen, die beim genannten Netzwerk vertreten sind. An zwei Treffen wurde über die Möglich- keiten der Umsetzung eines solchen Vorhabens gesprochen. Die größte Problematik bestand darin, dass eine bei dem Landkreis angesiedelte Clearingstelle keinen Zugang auf das BAMF InGe-Online System, in welchem die Informationen über besuchte Kurse und erbrachte Leistungen der Teilnehmer vorhanden sind, hätte. Diesen Zugang haben nur die vom BAMF zugelassenen Sprachkursträger. Somit wäre nur eine an einem Sprachkursträger angesiedelte Clearingstelle vorstellbar. Der Bedarf nach einer einheitlichen Datenbank, in der einheitliche Informationen für alle relevanten Stellen abrufbar wären, wurde auch in anderen Feldern wie beispielsweise im Bereich der Arbeits- marktintegration, genannt. Daher wurde 2020 den Netzwerkpartner:innen das digitale Case-Ma- nagement-Tool Jobkraftwerk vorgestellt: Dabei geht es um eine digitale Lösung für den Bereich So- ziales, Bildung und Integration, die bis jetzt für die Zielgruppe Flucht und Migration, vermehrt in Baden-Württemberg, eingesetzt wird. Jobkraftwerk ermöglicht eine individuelle und digitale Sozial-, Integrations- und Bildungsberatung sowie die Formulierung von Integrations- und Entwicklungszielen und das für alle Träger auf einer einheitlichen Plattform. Auch Unternehmen können sich registrieren und nach kompetenten Mitarbeiter:innen suchen. Im Ergebnis wurde berichtet, dass Träger bereits eigene digitale Tools nutzen, weswegen mit Jobkraft- werk eine Doppelstruktur geschaffen würde. Daher entschied man sich im Landkreis Dachau gemeinsam mit betroffenen Trägern/Institutionen ge- gen eine sogenannte Clearingstelle und gegen Jobkraftwerk. Bildungs- und Beratungspass für Neuzugewanderte Während die nicht vorhandene einheitliche Datenerhebung weiterhin eine Problematik darstellt, haben sich die Träger und Institutionen für mehr Transparenz von Bildungs- und Beratungsangeboten für Neuzugewanderte ausgesprochen. Dies geschah bei Treffen im Zeitraum von Januar bis Juni 2019, wo u. a. die Anregungen aus dem Werkstatt-Treffen von Juli 2018 besprochen wurden. Dabei wurde unter anderem der Bildungs- und Beratungspass für Neuzugewanderte auf den Weg gebracht. Im September 2019 wurde dieser schließlich im Landkreis Dachau eingeführt. Der Bildungs- und Beratungspass wird an alle neuzugewanderten Personen ab 16 Jahren ausgehändigt, die entweder direkt aus dem Ausland in den Landkreis Dachau ziehen oder vor weniger als sechs Jahren nach Deutschland gekommen sind und soll als Wegweiser dienen. Er enthält Informationen über alle relevanten Bildungs- und Beratungs- angebote und bietet die Möglichkeit die erbrachten Leistungen und Teilnahmen an Sprachkursen, Weiterbildungen, Beratungen oder die absolvierten Praktika zu dokumentieren. Ausgehändigt wird er bei Sprachkursträgern, in Beratungsstellen der Flüchtlings- und Integrationsberatung, bei der Migrationsbe- ratung, im Jugendmigrationsdienst, in der Berufsschule, beim Jobcenter, bei der Agentur für Arbeit, in der Ausländerbehörde sowie bei den Einwohnermeldeämtern der Gemeinden. Auf diese Art und Weise soll erreicht werden, dass jede neuzugewanderte Person diesen bei der Ankunft erhält. 24 25

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